Chancen und Risiken der Sprach-Daten-Integration

Den Vorteilen der Konvergenz stehen technische Hürden entgegen

11.02.2000
DORTMUND (ave) - Klare Vorteile versprechen Anwender sich von der kombinierten Übertragung von Sprache und Daten über das Internet Protocol (IP). Bis diese genutzt werden können, gilt es aber noch einige technische Probleme zu beseitigen.

Weit über 100 Teilnehmer trafen sich in Dortmund zu dem von der Firma Swyx veranstalteten X over IP Forum. Dort diskutierten Experten, welche Vorteile die gemeinsame Übertragung von Sprache, Video und Daten über ein Netz bringt und welche Hindernisse es auszuräumen gilt.

"Der Trend geht zu Multiservice-Netzen, die verschiedene Dienste über eine IP-basierte Infrastruktur ermöglichen", stellte Werner Schönenkorb, Geschäftsführer der Drei in Eins Multimedia Netzwerk GmbH, zu Beginn der Veranstaltung fest. Er räumte jedoch ein, dass die Telefonie über das Internet in akzeptabler Qualität noch eine Zeitlang ein frommer Wunsch bleiben wird. Daher setze sich die Technologie vom LAN ausgehend in den Unternehmen durch. Vor allem für kleinere Niederlassungen, ist sich Schönenkorb sicher, bietet sich Voice over IP (VoIP) als Alternative zur herkömmlichen Telefonie an. Habe man dort das richtige Netz mit entsprechend leistungsfähigem Backbone, stelle VoIP "kein Problem" dar.

Verzögerungen stören SprachübertragungenÄhnlich äußerte sich Wolfgang Schröder, Vorstand der Swyx Communications AG. Er wies darauf hin, dass Verzögerungen bei der Übertragung von Sprache in Datennetzen noch immer das größte Hindernis darstellen. "Die IP-Telefonie muss unabhängig von der Netzlast funktionieren", erklärte der Manager, jegliche Verspätung beim Transport von Sprachdaten schade der Sprachqualität. Er stellt den Anwendern aber enorme Kosteneinsparungen durch die Entwicklung zur IP-basierten Sprachübertragung in Ausssicht: "TK-Anlagen, für die heute noch 300000 bis 400000 Mark bezahlt werden müssen, werden schon bald um den Faktor zehn günstiger sein", ist er überzeugt. Außerdem ermögliche die neue Technologie eine Effektivitätssteigerung für die Mitarbeiter, da sie zusätzliche Anwendungsfelder erschließe.

Welche das sein könnten, führte Frank Schaper von der Time/System Management Organisation GmbH aus. So würde die Kombination von Sprachinformationen in Datenanwendungen in Form von Unified Messaging oder die Zusammenlegung verschiedener Verzeichnisse bei der Bewältigung der Informationsflut helfen.

Dass eine konvergente Sprach-Daten-Architektur aber auch Erleichterungen für die technischen Mitarbeiter eines Unternehmens mit sich bringt, legte Karl-Heinz Schoo dar, Business Manager Network Connectivity bei NT Plus. "TK-Know-how ist zum Teil überhaupt nicht in Kursen zu bekommen, sondern lässt sich nur über einen langen Zeitraum selbst erarbeiten", fasste er seine seine Erfahrung zusammen. Der Umgang mit VoIP hingegen gestalte sich etwa im Hinblick auf Konfiguration und Wartung wegen der Orientierung an offenen Standards wesentlich leichter.

Allerdings sieht auch Schoo zumindest momentan noch einen klaren Vorteil für die klassische TK-Welt, was die Verfügbarkeit angeht. Hier könnte die LAN-basierte Sprachkommunikation noch nicht an die Werte heranreichen, die eine klassische Telefonanlage bietet. Der Manager sieht VoIP jedoch als ein "strategisches Thema", zu dem die Kunden entsprechende Lösungen erwarten.