Energieeffizienz im RZ

Den Stromfressern auf der Spur

09.11.2009
Von 
Oliver Häußler arbeitet als freier Journalist und Moderator in der IT- und Telekommunikationsbranche. Seine journalistischen, wirtschaftlichen und technischen Erfahrungen sammelte der Kommunikationswissenschaftler während seiner über 20 Jahre langen Tätigkeit als Chefredakteur von renommierten Fachzeitschriften wie der Funkschau, FunkschauHandel, NetworkWorld und als Moderator von Kongressen, Webcasts und zahlreichen Podiumsdiskussionen.

Stromfresser Kühlung

Die Kühlung eines Rechenzentrums verursacht häufig den größten Teil der Energiekosten. Das gilt vor allem bei veralteten Zentren, wo sie bis zu zwei Dritteln des Gesamtstrombedarfs ausmachen kann.

Luftkühlung ist nach wie vor die gängige Methode, um die Temperatur im Rechenzentrum zu kontrollieren. Das Thema ist komplex und rückt bei Neubauten erst allmählich in den Vordergrund der baulichen Betrachtung. Da dies auch noch nicht hinreichend erforscht ist, haben die Unternehmen Intel und T-Systems gemeinsam ein Testlabor gebaut, um Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit von Rechenzentren zu untersuchen. Erklärtes Ziel des "DataCenter 2020" ist, die optimalen Bedingungen für ein klimafreundliches Datacenter herauszufinden.

Bei älteren Rechenzentren gibt es viele Möglichkeiten zur Energieeinsparung, die im Bitkom-Leitfaden ausführlich beschreiben sind. Im Fokus stehen dabei die Optimierung der Luftkühlung und die Regelung des Luftstroms im Raum sowie im Rack. Bereits die Aufstellung der Server mit der Rückseite zueinander bringt Vorteile, da sich der dort entstehende warme Luftstrom konzentriert ableiten lässt. Aber auch Faktoren wie gleiche Rack-Tiefe bei unterschiedlichen Systemen nehmen Einfluss auf den Luftstrom. Die Beschaffenheit des Doppelbodens, in dem Kühlluft zugeführt wird, ist häufig ein Engpass im System, da Hindernisse wie Kabelführungen, zu enge Dimensionierung oder undichte Stellen die Zufuhr beeinträchtigen. Änderungen am Doppelboden sind allerdings meist mit baulichen Einschnitten verbunden. Eine Alternative zur Luftkühlung im Rack sind wassergekühlte Serverschränke.

Für den Wärmeabtransport (über flüssige oder gasförmige Medien) sind Klimaanlagen im Einsatz, die sich in ihrem Energieverbrauch voneinander unterscheiden. Sie haben in der Regel lange Laufzeiten bis zu 20 Jahre und mehr. Der Austausch ist aufwändig und verspricht auch keine allzu großen Verbesserungen. Der Stromverbrauch lässt sich aber dennoch senken: Der Bitkom empfiehlt dazu, die Leistung des Luftkreislaufs zu regeln und Kühlung anhand des Bedarfs zu steuern statt stromfressende Ventilatoren Tag und Nacht laufen zu lassen.

Was sonst noch Energie verbraucht

Die Möglichkeiten zur Stromreduzierung im Rechenzentrum sind damit noch nicht ausgeschöpft. Es gibt eine Reihe weiterer Energieverbraucher, die sich energietechnisch optimieren lassen. Dazu zählt beispielsweise die unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV), wobei Einsparungen in diesem sicherheitsrelevanten Bereich nicht unkritisch sind.

Wer eine wirkungsvolle Green-IT-Strategie umsetzen will, betrachtet sämtliche Faktoren und wird zunächst an den beschriebenen großen Stellschrauben zur Energieeinsparung ansetzen. Aber bekanntlich steckt der Teufel oft im Detail - ein Rechenzentrum birgt darüber hinaus viele optimierbare Stromfresser, die in ihrer Summe ebenfalls zur Reduzierung der Energiekosten beitragen können.