Ratgeber Mobile Device Management

Den mobilen Flohzirkus hüten

24.11.2011
Von 
Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.

Falltüren bei MDM-Lösungen

Unternehmen, die eine MDM-Software oder ein entsprechendes SaaS-Angebot implementieren, sollten berücksichtigen, dass trotz der vollmundigen Aussagen der Anbieter deren Produkte nicht alle Betriebssystemplattformen gleichermaßen gut unterstützen. Einige Anbieter räumen das offen ein, etwa Equinux: Deren Lösung "Tarmac" unterstützt "nur" Apple-Systeme. Bei anderen Anbietern ist dies für den Anwender nicht so deutlich erkennbar.

Samsung stattete das "Galaxy S2" im Alleingang mit zusätzlichen Sicherheitsfunktionen aus.
Samsung stattete das "Galaxy S2" im Alleingang mit zusätzlichen Sicherheitsfunktionen aus.
Foto: Samsung

Vor allem der Support für Android ist bei vielen MDM-Plattformen noch unausgegoren. Dies hängt jedoch damit zusammen, dass Android den Geräteherstellern erlaubt, die Software - in Maßen - zu modifizieren. Die Android-Version auf einem Smartphone von Samsung ist beispielsweise nicht mit der auf einem HTC-Gerät identisch. Erst ab 2012 dürften die Hersteller von MDM-Lösungen dieses Problem im Griff haben.

Zudem sollten Anwender die Reporting-Funktionen von MDM-Produkten genau unter die Lupe nehmen. Etliche weisen in diesem Punkt Defizite auf, etwa allzu simple und wenig aussagekräftige Templates oder fehlende Schnittstellen zu Business-Intelligence-Produkten anderer Hersteller.

Konsolidierung des Marktes

Es ist davon auszugehen, dass in den kommenden Monaten die Zahl der Anbieter von MDM-Lösungen kleiner wird, Stichwort Konsolidierung des Marktes. Einige Beispiele: Ubitexx wurde vom Blackberry-Produzenten Research In Motion übernommen, Sybase ist mittlerweile ein Unternehmensbereich von SAP, Good Technology hat das Startup-Unternehmen Cloudsync gekauft und Google hat sich durch die Übernahme von Motorolas Mobiltelefonsparte auch im Bereich Mobile Device Management verstärkt.

Es gibt jedoch auch Fälle, in denen diese Strategie nicht aufging. So stiegen sowohl HP als auch Nokia wieder aus dem MDM-Markt aus, in den sie sich durch die Übernahme von Intellisync (Nokia) und Bitfone (HP) eingekauft hatten. Dennoch ist davon auszugehen, dass Anbieter von System-Management-Softwarepakete wie IBM, BMC, CA und Symantec ihre Produktpalette im Bereich MDM durch Zukäufe ergänzen. Symantec exerzierte dies bereits im Fall von Altiris vor.

Trend: Zugriff auf Virtual Desktops

Virtualisierungslösungen wie Citrix vereinfachen die mobile Nutzung, bringen aber auch neue Probleme.
Virtualisierungslösungen wie Citrix vereinfachen die mobile Nutzung, bringen aber auch neue Probleme.
Foto: Citrix

Das Management von mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablet-Systemen wird in den kommenden Jahren deutlich komplexer werden. Ein Grund ist, dass neue Geräteformen wie Tablet-Rechner an Bedeutung gewinnen - mit einer Vielzahl unterschiedlicher Betriebssysteme: Android, iOS, Blackberry Tablet OS, Windows 8, Meego und vielleicht sogar WebOS, falls HP seinen Entschluss revidieren sollte, die Arbeiten an diesem vielversprechenden Betriebssystem einzustellen. Hinzu kommt, dass Konzepte wie der Zugriff auf virtualisierte Desktops oder Cloud-Services vom Mobilgerät aus das Konfigurieren und Verwalten solcher IT-Umgebungen komplizierter machen.

Organisationen wie das Enterprise Mobility Forum (EMF) raten Unternehmen und Behörden daher, sich vom bloßen Mobile Device Management zu lösen und eine Strategie für ein "Mobile Lifecycle Management" (MLM) zu erarbeiten. Kernpunkte bleiben zwar nach wie vor mobile Geräte. Allerdings sollten Unternehmen laut EMF auch andere Bereiche berücksichtigen, etwa das Bereitstellen und Managen von Anwendungen (Mobile Application Management) und das Überarbeiten interner Prozesse, die noch nicht auf eine mobile Arbeitswelt ausgerichtet sind.