HP 9830 - Tischrechner entlastet MTA:

Den Labor-Schreibkram erledigt der Computer

21.04.1978

TRIER - Um die Personalkosten zu senken, setzen die Trierer Ärzte Dr. Centner und Dr. Hetterich in ihrer gemeinsamen Praxis einen Kleincomputer von Hewlett-Packard ein. Mit einem Aufwand von zweieinhalb Mannjahren wurde ein "Labordaten- und Abrechnungssystem für die internistische Praxis" entwickelt, das den meisten Schreibkram erledigt. Über die ersten Erfahrungen mit dem System berichtet "Labor"-Entwickler Ulrich Ziegelmayer, Betriebsberater in Trier:

Das System wurde auf der Basis eines Organisationsplanes entwickelt, der Teilergebnis einer Betriebsanalyse war. Dadurch war es möglich, ein integriertes EDV-System zu entwickeln, das die Arbeit unterstützt, ohne dem Betrieb einen bestimmten Organisationsablauf aufzuzwingen.

Die Software wurde auf einem 16-KB-Rechner entwickelt. Das System ,,Labor" umfaßt alle nötigen Programme, um die gesamte Labororganisation zu übernehmen. Es ist modular aufgebaut, so daß je nach Laboranforderungen gewisse Bausteine wegfallen oder andere Bausteine eingefügt werden können, zumal feste Schnittstellen definiert wurden. Insgesamt existieren heute etwa 300 Programmbausteine. Alle Programme werden vom Betriebssystem gesteuert:

Mit den Befehlen "Get Labor Execute" und "Run Execute" werden die Programme geladen und gestartet. Nach diesen Befehlen läuft das System automatisch, und der Anwender kann im direkten Dialog, der über Display geführt wird, jedes gewünschte Programm aufrufen - mit Namen, die durchwegs in deutscher Sprache gehalten sind.

Das System führt den Anwender automatisch (über das Display) durch das von ihm aufgerufene Programm. Wird ein Programm durch eine entsprechende Eingabe abgeschlossen, kehrt es zum Ausgangspunkt zurück und fragt auf dem Bildschirm nach dem "gewünschten Programm". Das heißt: Der Anwender muß, außer dem Start, morgens keine Systembefehle ausführen. Ansonsten wird er vom Betriebssystem den ganzen Tag geführt.

Das System hat eine Kapazität von 1000 Patienten pro Magnetplatte. Das bedeutet, daß ein Labor, das zirka 150 bis 200 Patienten pro Tag hat, pro Woche eine Platte benötigt. Auf dieser Platte stehen sämtliche Analysewerte der angeforderten Untersuchungen sowie die Patientenstammdaten. Das Untersuchungsspektrum umfaßt im laufenden Betrieb zirka 120 Einzelverfahren. Es kann bis etwa 250 Einzelverfahren aufnehmen. Pro Patient können aus diesem Untersuchungsspektrum 63 Einzeluntersuchungen ausgewählt werden. Außerdem ist es möglich, für die monatliche Abrechnung mit den angeschlossenen Einsendern ein vorläufiges Archiv auf der Festplatte des Systems aufzubauen. Mit den Archivdaten können alle Abrechnungsunterlagen erstellt werden. Das Archiv hat eine Kapazität von 2500 Patienten. Auch die Archivprogramme werden vom System gesteuert.

Das System ist durch leichtes Handling gekennzeichnet. Der Anwender benötigt keinerlei EDV-Kenntnisse. (...) auf zwei Befehle für den Start des Systems sind alle Anweisungen in Deutsch gehalten. Die Abkürzungen, die verwendet werden, sind bis auf wenige Ausnahmen die gleichen, die schon vor Einführung der EDV gängig waren (ÁGT=GGT) Dadurch, daß keinerlei EDV-Kenntnisse vom Anwender benötigt werden, läßt sich ein solches System leicht in den laufenden Betrieb integrieren. Wesentlich dabei ist - und das hat die zweijährige Entwicklungsarbeit in der Praxis gezeigt -, daß ein solches System dem Labor keinen neuen Arbeitsablauf aufzwingt, sondern den Arbeitsablauf im Labor unterstützt. Nur so lassen sich unnötige Reibungsverluste bei der Einführung

vermeiden.

Ablaufschema und Datenfluß im medizinischen Labor vor und nach der Einführung eines EDV-Systems

VORHER

Eingang der Proben,

Erfassung der Patientenstammdaten

und Untersuchungen

Vergabe der Labornummer

Sortieren der Einzelaufträge nach festem Arbeitsplatzschema

Erstellen des Patientenjournals nach Einsendern sortiert

Proben verteilen

Analysen durchführen

Umrechnen der Rohwerte in Endergebnisse

Zusammentragen der Einzelergebnisse je Patient

Umschreiben der Einzelergebnisse auf Befundbogen

Befunde nach Einsendern sortieren

Fehlleisten erstellen

Erfassung der Leistungen für KV

Aufschreiben der Ziffern auf Schein

Erfassung der Daten für P-Abrechnung

Schreiben der Rechnung (privat)

Erfassung der Leistungen für Abrechnung mit angeschlossenen Einsendern

Archivierung der Daten je Abrechnungsperiode

Abrechnungslisten je Einsender und Abrechnungsperiode erstellen

NACHHER

Eingang der Proben

Erfassung der Patientenstammdaten und

Untersuchungen auf der EDV-Anlage

Vergabe der Labornummer durch EDV

Ausdruck der Arbeitsplatzlisten mit frei wählbaren Untersuchungskombinationen

Ausdruck des Patientenjournals nach Einsendern sortiert mit anhängender Betriebsstatistik

Proben verteilen

Analysen durchführen

Eingabe der Rohwerte nach Arbeitsplatzliste

Ausdruck aller Einzelergebnisse je Patient nach Einsendern sortiert

Ausdruck der Fehllisten

Ausdruck von Klebeetiketten für Krankenschein

Aufkleben der Etiketten auf Schein

Übernahme der Daten in P-Datei

Ausdruck der privat - Rechnung

Übernahme der Daten in Archiv

Ausdruck der Abrechnungslisten je Einsender und Abrechnungsperiode