TRIER - Um die Personalkosten zu senken, setzen die Trierer Ärzte Dr. Centner und Dr. Hetterich in ihrer gemeinsamen Praxis einen Kleincomputer von Hewlett-Packard ein. Mit einem Aufwand von zweieinhalb Mannjahren wurde ein "Labordaten- und Abrechnungssystem für die internistische Praxis" entwickelt, das den meisten Schreibkram erledigt. Über die ersten Erfahrungen mit dem System berichtet "Labor"-Entwickler Ulrich Ziegelmayer, Betriebsberater in Trier:
Das System wurde auf der Basis eines Organisationsplanes entwickelt, der Teilergebnis einer Betriebsanalyse war. Dadurch war es möglich, ein integriertes EDV-System zu entwickeln, das die Arbeit unterstützt, ohne dem Betrieb einen bestimmten Organisationsablauf aufzuzwingen.
Die Software wurde auf einem 16-KB-Rechner entwickelt. Das System ,,Labor" umfaßt alle nötigen Programme, um die gesamte Labororganisation zu übernehmen. Es ist modular aufgebaut, so daß je nach Laboranforderungen gewisse Bausteine wegfallen oder andere Bausteine eingefügt werden können, zumal feste Schnittstellen definiert wurden. Insgesamt existieren heute etwa 300 Programmbausteine. Alle Programme werden vom Betriebssystem gesteuert:
Mit den Befehlen "Get Labor Execute" und "Run Execute" werden die Programme geladen und gestartet. Nach diesen Befehlen läuft das System automatisch, und der Anwender kann im direkten Dialog, der über Display geführt wird, jedes gewünschte Programm aufrufen - mit Namen, die durchwegs in deutscher Sprache gehalten sind.
Das System führt den Anwender automatisch (über das Display) durch das von ihm aufgerufene Programm. Wird ein Programm durch eine entsprechende Eingabe abgeschlossen, kehrt es zum Ausgangspunkt zurück und fragt auf dem Bildschirm nach dem "gewünschten Programm". Das heißt: Der Anwender muß, außer dem Start, morgens keine Systembefehle ausführen. Ansonsten wird er vom Betriebssystem den ganzen Tag geführt.
Das System hat eine Kapazität von 1000 Patienten pro Magnetplatte. Das bedeutet, daß ein Labor, das zirka 150 bis 200 Patienten pro Tag hat, pro Woche eine Platte benötigt. Auf dieser Platte stehen sämtliche Analysewerte der angeforderten Untersuchungen sowie die Patientenstammdaten. Das Untersuchungsspektrum umfaßt im laufenden Betrieb zirka 120 Einzelverfahren. Es kann bis etwa 250 Einzelverfahren aufnehmen. Pro Patient können aus diesem Untersuchungsspektrum 63 Einzeluntersuchungen ausgewählt werden. Außerdem ist es möglich, für die monatliche Abrechnung mit den angeschlossenen Einsendern ein vorläufiges Archiv auf der Festplatte des Systems aufzubauen. Mit den Archivdaten können alle Abrechnungsunterlagen erstellt werden. Das Archiv hat eine Kapazität von 2500 Patienten. Auch die Archivprogramme werden vom System gesteuert.
Das System ist durch leichtes Handling gekennzeichnet. Der Anwender benötigt keinerlei EDV-Kenntnisse. (...) auf zwei Befehle für den Start des Systems sind alle Anweisungen in Deutsch gehalten. Die Abkürzungen, die verwendet werden, sind bis auf wenige Ausnahmen die gleichen, die schon vor Einführung der EDV gängig waren (ÁGT=GGT) Dadurch, daß keinerlei EDV-Kenntnisse vom Anwender benötigt werden, läßt sich ein solches System leicht in den laufenden Betrieb integrieren. Wesentlich dabei ist - und das hat die zweijährige Entwicklungsarbeit in der Praxis gezeigt -, daß ein solches System dem Labor keinen neuen Arbeitsablauf aufzwingt, sondern den Arbeitsablauf im Labor unterstützt. Nur so lassen sich unnötige Reibungsverluste bei der Einführung
vermeiden.
Ablaufschema und Datenfluß im medizinischen Labor vor und nach der Einführung eines EDV-Systems
VORHER
Eingang der Proben,
Erfassung der Patientenstammdaten
und Untersuchungen
Vergabe der Labornummer
Sortieren der Einzelaufträge nach festem Arbeitsplatzschema
Erstellen des Patientenjournals nach Einsendern sortiert
Proben verteilen
Analysen durchführen
Umrechnen der Rohwerte in Endergebnisse
Zusammentragen der Einzelergebnisse je Patient
Umschreiben der Einzelergebnisse auf Befundbogen
Befunde nach Einsendern sortieren
Fehlleisten erstellen
Erfassung der Leistungen für KV
Aufschreiben der Ziffern auf Schein
Erfassung der Daten für P-Abrechnung
Schreiben der Rechnung (privat)
Erfassung der Leistungen für Abrechnung mit angeschlossenen Einsendern
Archivierung der Daten je Abrechnungsperiode
Abrechnungslisten je Einsender und Abrechnungsperiode erstellen
NACHHER
Eingang der Proben
Erfassung der Patientenstammdaten und
Untersuchungen auf der EDV-Anlage
Vergabe der Labornummer durch EDV
Ausdruck der Arbeitsplatzlisten mit frei wählbaren Untersuchungskombinationen
Ausdruck des Patientenjournals nach Einsendern sortiert mit anhängender Betriebsstatistik
Proben verteilen
Analysen durchführen
Eingabe der Rohwerte nach Arbeitsplatzliste
Ausdruck aller Einzelergebnisse je Patient nach Einsendern sortiert
Ausdruck der Fehllisten
Ausdruck von Klebeetiketten für Krankenschein
Aufkleben der Etiketten auf Schein
Übernahme der Daten in P-Datei
Ausdruck der privat - Rechnung
Übernahme der Daten in Archiv
Ausdruck der Abrechnungslisten je Einsender und Abrechnungsperiode