sqs: marktführer in deutschland

Den Fehlern auf der Spur

01.07.1999
Mit Produkten zur Software-Qualitätssicherung hat das Softwarehaus SQS aus Köln den Sprung auf den Weltmarkt geschafft.

von Leonie Wohrer*

Ihre Beharrlichkeit hat sich ausgezahlt: Heinz Bons und Rudolf van Megen, Vorstände der SQS (Gesellschaft für Software-Qualitätssicherung mbH) mit Hauptsitz in Köln-Porz, haben vor 17 Jahren aufs richtige Pferd gesetzt: Ihre Geschäftsidee, Dienstleistungen und Werkzeuge zur Qualitätssicherung von Software zu entwickeln und anzubieten, hat sich inzwischen als Goldgrube entpuppt. In der letzten Zeit ist das 1982 gegründete Unternehmen jährlich um 25 Prozent gewachsen. Es erwirtschaftete 1998 mit 210 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 45 Millionen Mark. Damit hat es SQS in Deutschland zum Marktführer gebracht.

Daß die beiden Diplomkaufleute erfolgreiche Software-Unternehmer werden würden, hätten sie Ende der 70er Jahre nicht gedacht. Damals betreuten sie als wissenschaftliche Mitabeiter am Rechenzentrum der Kölner Universität das Projekt "Softwaretechnologische Methoden des Testens und der Aufwandsschätzung". Finanzier war das Bundesforschungsministerium, das nach dreijähriger Förderzeit beschied: Das Testen von Software werde künftig überflüssig sein, weil der Markt schon bald fehlerfreie Programme anbieten würde.

Das Votum der Gutachter sollte sich als Fehlurteil erweisen - und als Anstoß für die Gründung von SQS. Wie sehr man sich im Ministerium irrte und wie teuer sich eine solche Fehleinschätzung auswirken kann, zeigten beispielsweise die Pannen beim neugebauten Flughafen in Hongkong: Mangelhafte Software verursachte den Totalzusammenbruch des Luftfrachtbereichs - und einen Schaden von einer Milliarde Mark.

Feste Mitarbeiter sichern Qualität

Der Anfang allerdings gestaltete sich für SQS mühsam. So wie die Gutachter des Forschungsministeriums, teilten in den achtziger Jahren auch viele Unternehmen den Glauben an fehlerfreie Software. Zudem war das Thema Qualitätssicherung aus den Vereinigten Staaten noch nicht nach Europa gedrungen. Van Megen und Bons mußten erst einmal Überzeugungsarbeit leisten und schafften den Durchbruch, als sie das erste elektronische Produkt, das Test-Tool "SQS-Test" auf den Markt brachten.

Heute agiert das Kölner Unternehmen, das Dependancen in Frankfurt, Münster, München, Hamburg, Hannover und Berlin unterhält, bundesweit und streckte jüngst seine Fühler mit der Gründung von SQS. SA. Bilbao, Spanien, auch auf den europäischen Markt aus.

Der wirtschaftliche Erfolg hat auch den Bedarf an neuen Mitarbeitern kontinuierlich ansteigen lassen. Zur Zeit stehen 210 Mitarbeiter in Lohn und Brot beim Qualitätssicherer - alle in fester Anstellung: "Feste Mitarbeiter identifizieren sich einfach stärker mit dem Unternehmen", erläutert Personalleiterin Petra Stange die Firmenphilosophie. Im laufenden Jahr beabsichtigt SQS, mindestens 100 neue Mitarbeiter einzustellen.

Bei der Mitarbeiterrekrutierung erweist sich die große Zahl von Hochschulen in der Region Köln als Vorteil. Der IT-Dienstleister sucht vorrangig Informatiker, Elektrotechniker und Wirtschaftsinformatiker für die technische Qualitätssicherung. Dabei werden Programmstrukturen untersucht - etwa bei Client-Server- und Internet-Anwendungen oder objektorientierten Systemen. Aber auch Physiker, Chemiker und Absolventen anderer Fakultäten haben eine Chance, wenn sie fundierte DV-Kenntnisse mitbringen. Ihr Einsatzgebiet ist die fachliche Qualitätssicherung. Hier geht es zum Beispiel darum, zu überprüfen, ob die zu erwartenden Ergebnisse der installierten Software auch den Anforderungen der einzelnen Fachbereiche und somit der Anwender entsprechen. Auch das Begleiten von Ausschreibungsverfahren zur Software-Erstellung gehört zu den Aufgaben der Qualitätsprüfer.

"Unsere Mitarbeiter müssen nicht selbst programmieren, sondern verstehen, wie die Programmlogik funktioniert. Kenntnis von Betriebssystemen und Datenbanken ist Voraussetzung", erklärt Petra Stange die Mindestanforderung, die ein Kandidat erfüllen muß. Zudem sollten Bewerber konzeptionelle Stärken aufweisen, geistig flexibel und kommunikativ sein, zielorientiert handeln und Verantwortung für das Ergebnis übernehmen.

Vom Junior zum Management-Berater

Für alle Berufseinsteiger findet eine vierwöchige Ausbildung statt. Geschult werden die von SQS offerierten und andere am Markt verfügbaren Qualitätssicherungs- und Testverfahren und Tools. Danach bekommt jeder neue Mitarbeiter einen Paten an die Seite gestellt und erhält, je nach Berufserfahrung, zunächst Teilaufgaben in einem Kundenprojekt zugeteilt. Der Rest ist Learning by Doing, das das Unternehmen durch interne und externe Schulungen unterstützt. Einmal im Jahr wird in einem Personalgespräch nicht nur das jährliche Gehalt festgelegt, sondern auch der individuelle Weiterbildungsbedarf abgesteckt.

Wer die Karrierestufen bei SQS erklimmen will, kann sich vom Berater über den Senior- bis hin zum Management-Berater weiterqualifizieren. Der Consultant entwickelt Teststrategien und Konzepte für individuelle Projekte, setzt diese Verfahren und Tools beim Kunden ein. Anschließend schult und unterstützt er die Mitarbeiter dieses Unternehmens vor Ort. Der Seniorberater ist der Leiter des Testteams: Er plant und steuert das Qualitätssicherungsprojekt, überwacht Zeitplan und Budget. Der Management-Berater akquiriert neue Projekte und betreut den Kunden auch über die Laufzeit des Auftrags hinaus. Er ist zuständig für mehrere Vorhaben, sorgt für den Know-how-Transfer zwischen den verschiedenen Projekten, ist verantwortlich für die Mitarbeiterführung und Produktentwicklung. "Bei uns haben es manche Neulinge in drei Jahren zum Projektleiter gebracht", zeigt Personalreferentin Stange die guten Karriereperspektiven auf.

Experten für Software-Qualitätssicherung sind auf dem Arbeitsmarkt eine gefragte Klientel - nicht nur bei SQS. Deshalb bietet das Unternehmen seit einiger Zeit zusätzlich eine dreimonatige Aus- und Weiterbildung zum "Fachlichen Qualitätssicherer" an. "Bei erfolgreichem Abschluss garantieren wir den Teilnehmern einen Berufseinstieg bei der SQS", erläutert Stange das Engagement ihres Unternehmens.

*Leonie Wohrer ist freie Journalistin in Berlin.