Patente

Dell zahlt an Microsoft für Android und ChromeOS

27.03.2014
Von 
Hans-Christian Dirscherl ist Redakteur der PC-Welt.
In einem Patentabkommen verpflichtet sich Dell dazu, für die Benutzung von Chrome OS und Android Lizenzgebühren an Microsoft zu zahlen. Ersetzen Lizenzgebühren für Patente bald teilweise die Einnahmen aus Windows-Lizenzen?
Auch Dell bietet inzwischen Android-Geräte an, etwa das Venue 8 Pro.
Auch Dell bietet inzwischen Android-Geräte an, etwa das Venue 8 Pro.

Der Deal läuft folgendermaßen ab: Dell zahlt künftig Lizenzgebühren an Microsoft für jedes Produkt, das Chrome OS oder Android verwendet. Im Gegenzug verzichtet Microsoft auf Patentklagen gegen Dell. Außerdem lizenziert Dell seinerseits eigene durch Patente geschützte Technologien an Microsoft, die die Redmonder für ihre Spielekonsole Xbox verwenden.

Microsoft hat in der Vergangenheit bereits einige Patentabkommen mit anderen Unternehmen geschlossen. Darin geht es kurioserweise um Technologien, an denen Microsoft die Patente hält, die aber in dem mobilen Betriebssystem von Erzrivalen Google zum Einsatz kommen, also in Android. Hardware-Hersteller, die Androidgeräte produzieren, müssen also unter Umständen damit rechnen, dass Microsoft sie wegen der illegalen Verwendung von patentrechtlich geschützten Technologien verklagt. Um das zu vermeiden, haben beispielsweise im Jahre 2011 Samsung, Acer, Foxconn, Onkyo, Velocity Micro, ViewSonic und Wistron sowie einige weitere Hersteller Patentabkommen mit Microsoft abgeschlossen.

Sprecher sowohl von Microsoft als auch von Dell spielten die Bedeutung des jetzt abgeschlossenen Patentabkommens herunter und erklärten, dass das nur ein ganz normaler Nebeneffekt ihrer mittlerweile 30jährigen Zusammenarbeit sei.

Microsoft will Einnahmerückgang aus dem Windowsbereich kompensieren

Marktbeobachter bewerten den Vorgang aber etwas anders: Immer mehr traditionelle PC-Hersteller würden sich aus ihrer engen Bindung an Microsoft lösen, weil PCs und Notebooks mit Windows an Bedeutung verlieren. Um diese Einnahmenverluste auszugleichen besinnt sich Microsoft zunehmen auf die Patente, die es besitzt. Und will dieses zu Geld machen. Indem es Lizenzgebühren für die Nutzung dieser Patente einfordert.

Das beste Beispiel für diese Trendwende ist eben Dell: Ursprünglich verdiente Dell sein Geld vor allem mit Windows- PC und Windows-Notebooks. 2011 wagte sich Dell dann erstmals auf das Android-Terrain. Mit dem erfolglosen Dell Streak-Tablet. 2013 folgte ein weiteres Android-Tablet. Zudem kündigte Dell erstmals auch ein Chromebook an. Auf dem läuft ChromeOS von Google. Das alles sind also Produkte, an denen Microsoft zunächst einmal nichts mitverdient. Wenn man nur die Windows-Lizenzen als Ansatzpunkt nimmt. Also schaut sich Microsoft halt einfach mal um, wie es doch noch an Android-Tablets und Chromebooks von Dell mitverdienen könnte. Und stößt dabei auf einige in Android und ChromeOS enthaltene Technologien, an denen es die Patente hält.

Die Wirkung dieses Abkommens zwischen Dell und Microsoft geht weit über Dell hinaus. Denn es ist ein Signal an alle anderen Hardware-Hersteller, die in Zukunft ihr Geschäft ebenfalls von Windows-PCs und Windows-Notebooks weg hin zu Android- und ChromeOS-Geräten verlagern könnten. Im Sinne von: „Seht her, wenn Ihr keine Windows-Lizenzen mehr von uns kauft, dann zahlt Ihr eben Patentgebühren für Android und ChromeOS an uns“… (PC-Welt/mb)