Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen

Dell wandelt sich vom reinen PC-Hersteller zum Distribuenten

06.11.1992

AUSTIN/MÜNCHEN (jm) - Die Dell Computer Corp. aus Austin, Texas, bekannt als Direktverkäufer für PC-Systeme, wandelt sich zunehmend zum Distribuenten sowohl von Software als auch von Hardware-Peripherieprodukten.

Um im knallharten Konkurenzkampf unter den PC-Herstellern zu bestehen, verlegt sich Dell offensichtlich vermehrt auf die Strategie, als Wareverteiler zu fungieren, der neben der PC-Hardware auch Zusatzofferten in der Angebotspalette feilhält. Zu diesem Zweck hoben die Leute um den jugendlichen Firmengründer Michael Dell ein "Dellware" genanntes Programm aus der Taufe.

Hinter Dellware verbirgt sich das Konzept, neunmal pro Jahr Kataloge zu versenden, in denen Produkte für verschiedene Nischenbereiche angeboten werden. Hierzu gehören beispielsweise rund 650 Software-Applikationen und ausgewählte Peripherieprodukte.

Rob Howe, Dells Vice-President und als General Manager zuständig für Dells Direktverkauf, meinte zu der neuen Geschäftsausrichtung, Dell habe sich zu einem riesigen Wiederverkäufer gewandelt, allerdings mit der Besonderheit, daß die im Programm befindlichen Rechner genuine Dell-Produkte seien.

Diese Aussage bedarf allerdings der Einschränkung: Die "Dimension"-PC-Linie beispielsweise wird nicht mehr von Dell selbst gefertigt. Diesbezüglich hatte sich Compaqs CEO Eckhard Pfeiffer in einem Gespräch mit der COMPUTERWOCHE bereits kritisch über Dell als Hardware-Entwickler geäußert und gemeint, die Michael-Dell-Company entwickle sich zunehmend zu einem reinen Handelskanal. Deshalb sei, auch eingedenk der ständig sinkenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung, technologisch von den Texanern nicht mehr viel zu erwarten.

Das Dellware-Konzept sieht vor, daß die telefonischen Katalogbestellungen bereits am darauf folgenden Werktag ausgeführt werden. Howe gab ferner bekannt, daß die Preisgestaltung der per Katalog vertriebenen Dellware-Produkte sich an der von Computer-Vertriebsketten, etwa Egghead Discount Software oder PC-Connection, ausrichte. Ein Beispiel: Im Juni dieses Jahres konnte man bei Egghead ein OS/2-Paket für 109 Dollar, ein Windows-3.1-Programm für 89 Dollar kaufen.