Gerüchte um Übernahme

Dell lauert angeblich auf Palm

24.03.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Gerüchten zufolge soll Dell an einer Übernahme des Handheld-Spezialisten interessiert sein. Experten befürworten den Deal, da beide Seiten von der Akquisition profitieren könnten.

Mit den Verhandlungen zwischen IBM und Sun kommt Bewegung in die IT-Szene. Offenbar haben die Anbieter ihre Schockstarre angesichts der Finanzkrise überwunden und suchen nach einer möglichst guten Ausgangsposition, wenn die Geschäfte wieder anziehen. Die Anzeichen für eine weitere Konsolidierung der Branche mehren sich.

Gerüchten zufolge ist beispielsweise Dell an einer Übernahme von Palm interessiert. Derartige Spekulationen kursieren seit Jahren, scheinen sich nun aber zu verdichten. Laut einem Bericht des Börsen-Nachrichtendienstes Dow Jones würden beide Unternehmen von einem Zusammengehen profitieren. Nach Einschätzung von Shaw Wu, Analyst von Kaufman Bros., hat Dell den Smartphone-Markt bereits seit längerem im Visier. Der texanische Direktanbieter sei angesichts rückläufiger Umsätze und Gewinne gezwungen, sein Geschäftsfeld auszuweiten. Außerdem wachse, falls IBM Sun übernehme, sowie durch die jüngste Initiative Ciscos mit der Vorstellung eines eigenen Blade-Servers der Druck im Server-Markt.

Bis dato hatte Dell allerdings kein glückliches Händchen für mobile Endgeräte. Die im Jahr 2002 gestartete Handheld-Linie "Axim" stellten die Texaner 2007 wieder ein. Die Hoffnungen, den Markt mit günstigen Geräten aufzumischen, hatten sich nicht erfüllt. Der Trend ging in Richtung Smartphones. Doch die bisherigen Versuche Dells, mit eigenen Smartphone-Modellen zu punkten, schlugen fehl. Erste Prototypen fielen kürzlich bei US-amerikanischen Netzbetreibern durch. Die Geräte auf Basis von Windows Mobile und Google Android würden sich nicht von den Modellen der Wettbewerber abheben, lautete ihre Kritik.

"Dell muss definitiv etwas tun", sagt Wu. Das sehen die Texaner offenbar ähnlich. Finanzchef Brian Gladden hatte in der jüngsten Vergangenheit bereits durchblicken lassen, dass man die Markttrends genau beobachte und analysiere, welche Deals Sinn gäben. Am Geld dürfte es jedenfalls nicht scheitern. Dell verfügt über Barreserven in Höhe von mehr als neun Milliarden Dollar.

Palms letzter Strohhalm - der Pre

Der Palm Pre begeisterte das Publikum, muss aber noch beweisen, ob er sich gegen die harte Konkurrenz durchzusetzen vermag.
Der Palm Pre begeisterte das Publikum, muss aber noch beweisen, ob er sich gegen die harte Konkurrenz durchzusetzen vermag.
Foto: Palm

Handheld-Spezialist Palm könnte derzeit einen starken Partner gut gebrauchen. Im gerade abgeschlossenen dritten Fiskalquartal brachen die Einnahmen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um über 70 Prozent ein. Der angeschlagene Hersteller setzt seine Zukunft auf das Smartphone "Pre" mit dem neu entwickelten Betriebssystem "WebOS". Zwar erntete das Gerät bereits viele Vorschusslorbeeren, aber die Konkurrenz durch Apples iPhone und die Blackberry-Geräte ist hart. Ein potenter Partner im Rücken wäre hilfreich, das Smartphone schnell und auf breiter Front im Markt zu platzieren.

Bislang blieb die Akquisition allerdings nicht mehr als ein Gerücht. Keiner der beiden Hersteller wollte einen möglichen Deal kommentieren.