Analyse

Dell kauft sich mit Perot Systems Service-Know-how

22.09.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Dell hat Kriegskasse gut gefüllt

In den vergangenen Monaten hatten Branchenbeobachter wiederholt darüber spekuliert, Dell könnte mit einer Übernahme sein Servicegeschäft stärken. In diesem Zusammenhang fiel unter anderen der Name von Perot Systems. Auch die Dell-Verantwortlichen hatten im Lauf des Jahres angedeutet, auf der Suche nach geeigneten Übernahmekandidaten zu sein. Die Kriegskasse der Texaner war mit fast zwölf Milliarden Dollar gut gefüllt. Dell hat seine Servicestrategie stufenweise ausgebaut, berichtet Dane Anderson, Research Vice President von Gartner. Allerdings sei der Direktanbieter dabei sehr bedacht vorgegangen, um den geeigneten Zeitpunkt und den passenden Partner zu wählen.

Beides hat Dell nun offenbar gefunden. Firmengründer Dell bezeichnete das Geschäft als die richtige Akquisition für sein Unternehmen. Beide in Texas ansässigen Unternehmen hätten viele Gemeinsamkeiten. Produkte und Strukturen ergänzten sich vorteilhaft. Die Kulturen beider Unternehmen passten gut zusammen, bestätigte Ross Perot, der den Serviceanbieter 1988 gegründet hatte. Das habe es einfacher gemacht, sich Michael Dells Vision anzuschließen.

Perot Systems bietet seinen Kunden Beratung und Services rund um die Unternehmens-IT sowie die damit verbundenen Geschäftsprozesse an. Branchenschwerpunkte liegen unter anderem in den Bereichen Gesundheitswesen und der öffentlichen Hand. Etwa die Hälfte des Jahresumsatzes in Höhe von zirka 2,8 Milliarden Dollar stammt aus dem Healthcare-Segment. Zudem hat die US-Company wie andere Servicegrößen wie beispielsweise IBM zuletzt seine Offshore-Kapazitäten in Indien massiv aufgestockt.

Die Übernahme verschaffe Dell die Gelegenheit, seine Produkte in die Perot-Klientel zu verkaufen und umgekehrt, kommentiert Gartner-Analyst Anderson. Die Chancen für eine erfolgreiche Integration beider Geschäftsfelder lägen gut. Das Perot-Angebot ergänze Dells Produktpalette. Zugleich sei der Dienstleister "gut verdaulich und integrierbar".

Dells Serviceangebote waren zumeist auf die bestehende Klientel und das eigene Produktportfolio fokussiert. Darüber hinausgehende Beratungs- und Integrationsleistungen mussten sich Dell-Kunden von anderen Anbietern einkaufen. An dieser Situation wird sich jedoch kurzfristig nichts ändern, warnt Anderson vor zu hohen Erwartungen. Von dem erweiterten Serviceportfolio würden zunächst vor allem die Bestandskunden profitieren. Neue umfangreiche Service-Deals seien nicht schnell an Land zu ziehen. Unternehmen würden bestehende Verträge nicht von heute auf morgen kündigen.