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Dell ist nicht mehr Liebling der Aktionäre

11.02.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Auch für Dell Computer, den Darling der PC-Branche, wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Wegen der für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 1999/2000 ausgegebenen Gewinnwarnung sank der Aktienkurs in den vergangenen Tagen zeitweilig um fast acht Prozent.

Zuletzt hat er sich zwar wieder um gut drei Prozent erholt und pendelte bei rund 38 Dollar. Gegenüber dem Höchstwert von 53,3 Dollar, der am 23. Dezember 1999 erreicht wurde, bedeutet dies jedoch einen Abschlag von fast 30 Prozent. Durfte sich Dell mit seiner Aktie zwischen 1996 und 1998 - in dieser Zeit vollzog das Unternehmen viermal einen Aktiensplit - am Standard&Poor`s-Index als der Wert feiern lassen, der sich am positivsten entwickelte, so haben sich die Zeiten jetzt geändert. Der PC-Anbieter aus Round Rock, Texas, rangiert bei Standard & Poor`s mittlerweile unter den weniger gut bewerteten Firmen.

Wie bereits berichtet, erwartet das Unternehmen lediglich einen Gewinn von 430 Millionen Dollar beziehungsweise 16 Cent pro Aktie für das vierte Quartal. Analysten hatten prophezeit, dass der Profit bei 21 Cent je Anteil liegen würde.

Dell begründete die für seine Verhältnisse vergleichsweise enttäuschenden Zahlen mit Lieferengpässen bei Halbleiterbauteilen, also Speicherchips. Auch hätten sich die Kunden wegen der Jahr-2000-Problematik lange mit Käufen zurückgehalten. Allein die Lieferschwierigkeiten kosteten Dell 300 Millionen Dollar.

Das Y2K-Problem zeichne indirekt sogar für 500 Millionen Dollar Umsatzeinbuße verantwortlich, hieß es in einer Presseerklärung.

Insgesamt hofft Dell, im Schlussquartal seines Fiskaljahres 6,7 Milliarden Dollar zu erwirtschaften (Vorjahrszeitraum: 5,17 Milliarden Dollar). Das entspräche einer Steigerung von 30 Prozent. Erwartet hatten Analysten allerdings 40 Prozent.

1999 konnte Dell immerhin einen Prestigegewinn verzeichnen: Erstmals zog das Unternehmen bezüglich der Stückzahlen verkaufter PCs in den USA an seinem erbitterten Kontrahenten Compaq vorbei und setzte sich mit 16,6 Prozent Marktanteil knapp vor die Firma aus Houston,Texas. Weltweit befindet sich das Unternehmen ebenfalls auf der Überholspur: Mit 10,5 Prozent Marktanteil überholte der PC-Anbieter IBM als Nummer zwei. Im globalen Vergleich liegt Compaq noch an der Spitze.