Frauen in Führungspositionen

Dell gegen den Fachkräftemangel

04.07.2011
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Der US-Hersteller Dell hat eingesehen, dass er eine möglichst breite Zielgruppe ansprechen muss, um genug Mitarbeiter einstellen zu können.
Barbara Wittmann, Dell Deutschland: "Niemand möchte sich nachsagen lassen, er habe seine Position nicht aufgrund seiner Leistung erhalten, sondern lediglich, um eine Vorgabe zu erfüllen."
Barbara Wittmann, Dell Deutschland: "Niemand möchte sich nachsagen lassen, er habe seine Position nicht aufgrund seiner Leistung erhalten, sondern lediglich, um eine Vorgabe zu erfüllen."
Foto: Dell

Wenn man die aktuelle Geschlechterverteilung der Studierenden im Fach Informatik oder in den Ingenieurstudiengängen betrachtet, wird deutlich, dass dies mindestens noch für eine Generation so bleiben wird. Umso erfreulicher ist es, wenn Frauen an die Spitze von IT-Unternehmen aufsteigen, so zuletzt Martina Koederitz bei IBM und zuvor schon Barbara Wittmann, die seit Januar 2011 General Manager von Dell Deutschland ist.

Wittmann ist nicht die erste Frau, die beim amerikanischen PC-Hersteller in Deutschland eine Führungsposition einnimmt - und das ohne entsprechend definierte Quote. Wittmann ist der Auffassung, dass man Frauen mit solchen Regelungen keinen Gefallen erweise: "Niemand möchte sich nachsagen lassen, er hätte seine Position nicht auf Grund seiner Leistung erhalten, sondern lediglich, um eine Vorgabe zu erfüllen", merkt sie an. Man müsse aber zugeben, dass die Diskussion um die Quote dem Thema eine große Aufmerksamkeit verschafft habe und damit notwendige Diskussionen in der Öffentlichkeit angestoßen wurden.

"Natürlich haben wir spezielle Leadership- und Sponsorship-Proggramme für Frauen", betont Wittmann. Im Allgemeinen aber verfolge das Unternehmen einen breiteren Ansatz: "Es geht nicht allein um eine bessere Integration von Frauen in Arbeitsprozesse und speziell in Management-Verantwortung, sondern darum, ein möglichst breites Spektrum gesellschaftlicher Gruppen einzubinden - ganz im Sinne der "Diversity". Der Grundgedanke sei, dass eine Gesellschaft kein homogenes Gebilde ist, und dass Unternehmen daher nicht versuchen sollten, ihrerseits eine homogene Struktur zu erreichen. Dies betreffe nicht nur Frauen, sondern auch Personen unterschiedlicher Altersgruppen, Angehörige unterschiedlicher Nationalitäten, Alleinerziehende beider Geschlechter, Menschen mit Behinderungen oder solche, die eine Pflegeverantwortung übernommen haben. Ein vor einigen Jahren bei Dell entstandenes Netzwerk, in dem sich Frauen über ihre Erfahrungen bei der Vereinbarkeit von Job und Familie austauschen können, steht daher mittlerweile allen Gruppen offen.

Dabei teilen viele dieser Gruppen ein Grundproblem, das den beruflichen Aufstieg erschweren kann: die Vereinbarkeit familiärer Aufgaben mit den Anforderungen des Jobs. Wenn es um die zeitliche Verfügbarkeit geht, ist es egal, ob ein alleinerziehender Vater oder eine alleinerziehende Mutter das Kind aus dem Kindergarten abholen muss oder ob jemand seine pflegebedürftigen Eltern betreut. Seitens des Unternehmens ist hier Flexibilität gefragt. So sollten Arbeitgeber beispielsweise Arbeitszeitmodelle anbieten, die den Mitarbeitern entsprechende Freiräume schaffen, fordert die Dell-Managerin.

Der Hersteller stellt mit "Connected Workplace" eine mobile Arbeitsumgebung zur Verfügung, die das Arbeiten auch außerhalb des Büros ermöglicht und es damit den Mitarbeitern erlaubt, ihren familiären Verpflichtungen nachzukommen. In der Frankfurter Niederlassung der Firma arbeiten mittlerweile 30 Prozent der Mitarbeiter in diesem Modell; weltweit will das Unternehmen diesen Anteil in den nächsten Jahren bis auf 50 Prozent steigern, um so eine wesentliche Voraussetzung für die angestrebte "Diversity" zu schaffen.

Gerade vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung sieht Dell die Notwendigkeit bezüglich der Mitarbeiterrekrutierung möglichst viele Zielgruppen anzusprechen. "Wenn wir uns bei Einstellungen auf männliche Informatiker zwischen 27 und 33 konzentrieren würden, könnten wir nur ein sehr eingeschränktes Potenzial nutzen", erklärt Wittmann. Sie ist davon überzeugt, dass sich auf Dauer kein Unternehmen es leisten kann, nur auf männliche junge Informatiker zu setzen. Sie möchte rechtzeitig die Weichen stellen, nicht nur was Frauen betrifft, und nicht nur hinsichtlich der Besetzung von Führungspositionen.