Marktschwäche trifft den Direktanbieter kaum

Dell galoppiert der PC-Konkurrenz davon

23.05.2003
MÜNCHEN (CW) - Entgegen dem Markttrend hat Dell Computer Corp. seinen Gewinn im ersten Geschäftsquartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 31 Prozent auf 598 Millionen Dollar gesteigert. Der Umsatz stieg um 18 Prozent auf 9,53 Milliarden Dollar. Während der gesamte PC-Markt nur ein Wachstum von zwei Prozent verzeichnete, hat Dell in diesem Marktsegment um 29 Prozent mehr verkauft.

Dell konnte dieses Ergebnis trotz Stagnation im PC-Markt und der Investitionszurückhaltung insbesondere von Firmenkunden realisieren. Im ersten Quartal 2002 hatte der Konzern noch 457 Millionen Dollar Profit erwirtschaftet bei einem Umsatz von 8,07 Milliarden Dollar. Der neuerliche Erfolg spiegelt sich in der Dell-Aktie wider, die seit Jahresbeginn um fast 20 Prozent zugelegt hat.

Die Zunahme der verkauften Stückzahlen um 29 Prozent bedeutet für Dell das größte PC-Wachstum seit mehr als zwei Jahren. Besonders stark legte das Unternehmen in einigen Ländern Europas und Asien zu: In Frankreich um 38, in Deutschland um 16 sowie in Asien inklusive Japan um 40 Prozent. Außerdem gelang es Dell, seine operativen Kosten auf 9,8 Prozent (9,9 im Vorjahr) vom Umsatz zu drücken.

Nicht alles ist jedoch Gold, was glänzt: So versucht Dell seit langem, die Abhängigkeit vom PC-Geschäft zu verringern. Stattdessen sollen Server mehr als bisher zum Umsatz und durch ihre hohen Margen insbesondere zum Gewinn beitragen. Auch Speichersysteme und Services sollen das Geschäft des Unternehmens mehr als bisher ankurbeln. Bei Servern steigerte Dell den Umsatz um 20 und die Zahl ausgelieferter Systeme um 40 Prozent. Fernziel ist es, mit Enterprise-Produkten und Dienstleistungen 50 Prozent des Gesamtumsatzes zu erzielen - ein ehrgeiziges Vorhaben, denn noch erwirtschaftet Dell mit seinen Standard-Servern (Intel) lediglich rund 20 Prozent des Gesamtumsatzes, hingegen 52 Prozent mit Desktops und 28 Prozent mit tragbaren Rechnern.

Auch das Engagement im Druckermarkt darf gespannt beobachtet werden. Mit Compaq hatte Anfang der 90er Jahre schon einmal ein PC-Hersteller versucht, die Erzeugnisse eines Druckerherstellers zu vertreiben und dieses Vorhaben erfolglos innerhalb von zwei Jahren wieder aufgegeben. Dell selbst bezeichnete jetzt den Einstieg in die von HP beherrschte Sparte als gelungen. In den nächsten drei oder vier Jahren werde dieses Geschäft aber noch keine "substanziellen" Umsätze oder Gewinne abwerfen.

Für das laufende Quartal, das Ende Juli zu Ende geht, prognostizierte Dell einen Gewinn von 24 Cent pro Aktie. Der Quartalsumsatz soll nach 8,46 Milliarden Dollar im Vorjahr um 15 Prozent auf 9,7 Milliarden Dollar wachsen. (jm)