Web

Dell droht Ärger in China

31.05.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach der Veröffentlichung angeblicher Mitarbeiter-E-Mails drohen dem texanischen Computerbauer Dell in China Image- und - damit verbunden - Umsatzverluste. In den elektronischen Schreiben warnt ein Vertriebs-Manager aus den USA Kunden davor, wegen dessen Verbindungen zur chinesischen Regierung bei dem Konkurrenten Lenovo einzukaufen. Wörtlich heißt es in einer E-Mail, die unter anderem auf dem Internet-Portal Sina.com ohne Quellenangeben veröffentlicht wurde: "Wie Sie wissen, ist Lenovo ein chinesisches Unternehmen, das vor kurzem die Desktop- und Notebook-Sparte von IBM übernommen hat. Zwar hat die US-Regierung den weiteren Verkauf der Geräte genehmigt; die Leute müssen aber verstehen, dass jeder Dollar, den sie für diese IBM-Systeme ausgeben, direkt finanziell der chinesischen Regierung hilft."

Diese Aussage ist nicht komplett aus der Luft gegriffen: Die ursprünglich unter dem Namen Legend firmierende Lenovo Group wurde von der chinesischen Akademie der Wissenschaften gegründet und gehört weiterhin mehrheitlich der Regierung. Rund 33 Prozent an Lenovo sind jedoch über die Hongkonger Börse inzwischen allerdings in Privatbesitz übergegangen. Ein größerer Anteil ist überdies in den Händen von IBM. Weitere Beteiligungen an Lenovo halten die US-Investmentgesellschaften Texas Pacific Group, General Atlantic und Newbridge Capital.

Charles Jiang vom Pekinger IT-Analystenhaus Analysys International geht davon aus, dass der Schnitzer Dell in China schaden wird. Die nationale Kultur Chinas werde es den Texanern erschweren, mit Lenovo Schritt zu halten, erklärte er. Gegenwärtig ist Dell mit einem Marktanteil von 7,9 Prozent der größte ausländische PC-Anbieter im Reich der Mitte.
Ähnliche Probleme sieht Jiang allerdings auch für Lenovo in den USA.

Nationalistische Gefühle unter der chinesischen Kundschaft hatten im Jahr 2000 bereits dem japanischen Computerhersteller Toshiba geschadet. Dessen Umsätze begannen zu sinken, nachdem nur US-amerikanische Kunden für einen Fehler an einem Diskettensystem entschädigt worden waren, Kunden in anderen Ländern einschließlich Chinas dagegen nicht. (dpa/mb)