Delisting droht: SCOs Aktie fällt unter die Ein-Dollar-Marke

13.12.2006
Nachdem der Marktwert der Unix-Hauses mit knapp 20 Millionen Dollar innerhalb von drei Jahren auf weniger als ein Zwanzigstel gestürzt ist, könnte das Unternehmen Ziel einer Übernahme werden.

Der letzte Freitag war ein schwarzer für SCO. Nachdem der Kurs der Aktie lange Zeit zwischen zwei und einem Dollar gedümpelt hatte und langsam die letzte Kraft verlor, geschah das, was börsennotierte US-Unternehmen fürchten: Am Freitagmorgen mit 1,02 Dollar in den Handel gegangen, bracht der Kurs auf 0,88 ein und stand beim Fixing am Tagesende bei 0,93 Dollar. Nun droht das Delisting: Kurse unter einem Dollar werden nicht mehr primär ausgewiesen, was solchen Aktien Sichtbarkeit nimmt und sie damit noch unattraktiver macht.

SCO hat mit 20,85 Dollar den höchsten Aktienkurs im Oktober 2003 erreicht, getrieben von Spekulanten, die nach der Klage des Unternehmens vom März 2003 gegen IBM auf Milliarden-schwere Extragewinne hofften. SCO war (nach Börsenkapitalisierung) im Oktober dieses Jahres 439 Millionen Dollar wert. Nach dem jetzigen Kurs sind es noch 19,8 Millionen Dollar. SCO hatte nach eigenen Angaben im dritten Quartal 2006 noch verfügbare Mittel im Wert von 15,5 Millionen Dollar. Das könnte die Unix-Company zu einem attraktiven Übernahmeziel machen.

Dagegen jedoch sprechen nicht so sehr die letztlich wohl wirkungslosen "Poison Pills" gegen feindliche Übernahmeversuche. Vielmehr vertritt Novell vor Gericht einen Anspruch auf 95 Prozent der 25,9 Millionen Dollar, die SCO als Lizenzgebühren im "SCOsource"-Programm von Linux-Anwendern kassiert hat. Ein Erfolg von Novell würde SCO ruinieren. Ursprünglich schien SCO förmlich bei IBM darum zu betteln, übernommen zu werden, was die Klage hinfällig gemacht hätte. Aber Big Blue und andere Firmen, die SCO in der Folge noch verklagte, beschlossen, vor Gericht ein für alle Mal klären zu lassen, ob Linux-Code von Unix abgekupfert wurde. Die Niederlagen, die SCO in letzter Zeit in Teilabschnitten der Gerichtsverfahren gegen Novell und vor allem IBM hat einstecken müssen, haben sich nun in dem dramatischen Kursverfall der Aktie niedergeschlagen. (ls)