IT im Tourismus/Content-Management für das Intranet der FMG

Delfin: Ein Überflieger im Münchner Flughafennetz

02.03.2001
"Delfin" steht für "Das elektronische Flughafen Informations Netz" der Flughafen München GmbH (FMG). Das schnelle und kommunikationsfreudige Tier symbolisiert die interne Informationsabwicklung der FMG per Intranet, deren bisheriges ContentManagement zu viel Spielraum für "Kreativität" ließ. Ein neues CM-System erfüllt nun die Anforderungen der Gesellschaft. Von Gerda Kettl*

Der Flughafen München ist einer der zehn verkehrsreichsten Flughäfen Europas. Mit einer Fluggastauslastung von 23,1 Millionen abgefertigten Passagieren im Jahr 2000 liegt er auf Platz zwei in Deutschland.

Betreiber ist die 1949 gegründete Flughafen München GmbH (FMG). Mittlerweile ist diese GmbH Mutter eines Konzerns, der aus zehn Unternehmen mit mehr als 6500 Mitarbeitern besteht. Allein die mehr als 4000 GmbH-Mitarbeiter dieser Gesellschaft haben im Geschäftsjahr 2000 rund 1,1 Milliarden Mark an Gesamterlösen erwirtschaftet.

Zu wenig Corporate IdentityDie Verwaltung und Verteilung der internen elektronischen Informationen der FMG wurde bis März 2000 auf Basis von Microsoft Exchange abgewickelt. Abteilungsübergreifende Informationen wurden in öffentlichen Ordnern gespeichert. Jeder Mitarbeiter konnte dadurch auch auf Daten zugreifen, die außerhalb des eigenen Zuständigkeitsbereichs lagen. Das Layout der veröffentlichten Dokumente entsprach jedoch in den wenigsten Fällen der Corporate Identity (CI). "Viele Mitarbeiter haben bei der Erstellung von Dokumenten ihrer Kreativität nicht nur inhaltlich, sondern auch beim Layout freien Lauf gelassen", erinnert sich Intranet-Chefredakteur Christian Müller.

Seit März 2000 gibt es "Das elektronische Flughafen Informations Netz" (Delfin), das Intranet des FMG. Delfin bietet den Mitarbeitern ein sehr umfangreiches Informationsangebot rund um den Airport. Neben den aktuellsten Infos aus dem Unternehmen hat der Nutzer unter anderem Zugriff auf das interne Telefonbuch, auf DV-Dokumentationen, auf den Geschäftsbericht und auf Stellenangebote. Jede Abteilung und jeder Angestellte kann zugleich potenzieller Lieferant von Inhalten sein.

Die allgemeinen, für alle zugänglichen Bereiche werden durch Sektoren ergänzt, auf die nur ganz bestimmte, ausgewählte Nutzer Zugriff haben. So wird sichergestellt, dass jeder der 4000 Mitarbeiter der FMG nur zu den Informationen Zugang hat, die auch für ihn bestimmt sind.

Die Realisierung von Delfin war die erste von drei Phasen bei der Implementierung eines Intranet. Für die nahe Zukunft ist geplant, im Zuge der zweiten Phase auch die Tochterunternehmen anzubinden. Langfristig, in Phase drei, soll zudem ein Campus-Netz aufgebaut werden, das auf dem Flughafen ansässige Firmen, Dienstleister und Fluggesellschaften einschließt. Die Zahl der Nutzer könnte dann auf mehr als das Fünffache steigen.

Derzeit pflegen und verwalten 14 dezentral arbeitende Redakteure Delfin. Nur diese haben das Recht, neue Contents einzupflegen oder bestehende zu verändern.

Ohne HTML-Kenntnisse arbeitenZum Start des neuen Systems hatten die Mitarbeiter Zugriff auf 350 Intranet-Seiten. Heute sind es bereits 870 Seiten, die im Schnitt 1600 Mal pro Tag aufgerufen werden. Nach der geplanten Anbindung der Konzerntöchter werden dann mehr als 1500 Seiten zu verwalten sein. Mit der Seitenzahl soll gleichzeitig die Zahl der Content-Redakteure wachsen.

Ziel der Implementierung war es, den Mitarbeitern fundierte und aktuelle Informationen zeitgleich zur Verfügung zu stellen. Um dies zu gewährleisten, sollten die Inhalte des Intranet dort, wo sie entstehen, nämlich in den Fachabteilungen, durch dezentral arbeitende Redakteure erfasst und gepflegt werden. "Die designierten Redakteure sollten ohne HTML-Kenntnisse und aufwändige Schulungen in der Lage sein, das Intranet-Angebot zu pflegen und ständig zu aktualisieren", erläutert Müller.

Mit der Trennung von Inhalt und Layout wollte man den Wildwuchs von nicht CI-konformen Dokumenten, wie unter Microsoft Exchange, von Beginn an ausschließen. Aufgrund dieser Vorüberlegungen entschied sich die FMG, ein echtes Content-Management-Systems (CMS) einzusetzen. "Bei der Auswahl war besonders wichtig, dass es sich in unsere bestehende IT- und Organisationsstruktur integrieren ließ", erklärt Stephan Lösl, verantwortlich für Netzdienste bei der FMG. So sollte das CM-System an die bereits installierte Oracle-Datenbank und das SAP-System angebunden werden. Da bei der FMG Unix-Workstations, PCs und Macs installiert sind, wurde ein System mit plattformunabhängiger Client-Software gesucht.

Die Flughafen München GmbH hat sich nach eingehender Suche und Evaluation diverser Content-Management-Systeme für das Network Productivity System (NPS) der Berliner Infopark AG entschieden. Damit fiel die Wahl auf ein Produkt, das sowohl die Anforderungen an die Integrationsfähigkeit in die bestehende IT- und Unternehmensstruktur als auch an die Bedienerfreundlichkeit erfüllt. Die in einem SAP-System verwalteten Daten des hauseigenen Werbemittelkatalogs können beispielsweise einfach in das NPS exportiert und verarbeitet werden, so dass jeder Nutzer jederzeit Überblick über die angebotenen Werbemittel des Hauses hat.

Im Unterschied zu den anderen im Vorfeld getesteten CMS verfügt die Software der Berliner über eine deutschsprachige Bedieneroberfläche. Zudem konnte auf kosten- und zeitintensive Schulungen für den Umgang mit NPS verzichtet werden.

Nach fast einem Jahr Betrieb hat sich Delfin etabliert und wird im Großen und Ganzen akzeptiert. "Die Mitarbeiter wissen zu schätzen, dass sie schnell auf Neuigkeiten und Informationen zugreifen können", erklärt Chrisitian Müller. "Für die FMG bedeutet das natürlich auch eine Steigerung der Produktivität."

*Gerda Kettl ist Gruppenleiterin Neue Medien und Projekte bei der Flughafen München GmbH

Die TechnikDas NPS Content-Management-System der Berliner Infopark AG liefert die Grundfunktion des Intranet-Systems Delfin am Flughafen München. Es benötigt auf der Bedieneroberfläche keinerlei Spezialfunktionalität wie Java, JavaScript oder Active X. Außerdem integriert es unter anderem folgende Funktionen:

-Dokumenten-Management zur Verwaltung von Publikationen, Dokumenten und Attributen in einer hierarchisch gepflegten Baumstruktur

-Workflow-Management für die Weitergabe von bearbeiteten Inhalten zur Qualitätssicherung

-Benutzer- und Zugriffsrechteverwaltung für die Redaktionsmitglieder

-Importschnittstelle zum Einstellen von externen Dokumenten (zum Beispiel PDF, Word, Excel, Java etc.)

-Exportschnittstelle zum Online-System

-Vollautomatische Linkverwaltung

-Script-Schnittstelle zur Verarbeitung von Batch-Prozessen

Das System kann über die verschiedenen Hierarchieebenen automatische Inhaltsübersichten erzeugen, so dass der Redakteur beim Neueinstellen von Dokumenten nicht notwendigerweise per Hand die Übersichten und Verbindungen ("Hyperlinks") erweitern muss.

Hard- und SoftwareHardware:

Sun Enterprise 250, 512 MB RAM

Software: NPS 4.0.2, SUN Sparc Solaris 2.6

Datenbank: Oracle 8

HTTP-Server: Netscape Enterprise Server 3.6

Suchmaschine: htdig 3.1.5t