Jetzt geht der Wettbewerb im Workstation-Markt richtig los

DEC positioniert Decstation 5000 gegen die RISC-Systeme von IBM

30.03.1990

HANNOVER (zek) - Der Wettbewerb im Workstationmarkt wird härter. Nach der RISC-System/6000-Ankündigung von IBM antwortet jetzt der Markt mit Geräten, die ein ähnliches Preis-/Leistungs-Verhältnis aufweisen. Ziel aller großen Anbieter ist es, die etablierten Workstation-Spezialisten wie Sun oder Silicon Graphics aus dem Markt zu drängen.

So heißt es bei Hewlett Packard (HP), daß in nächster Zeit "etwas zu erwarten" sei. Konkreteres hört man von Digital Equipment (DEC): Mit der RISC-basierten "Decstation 5000" sieht man sich als Technology-Leader. Für Analysten ist indes unschwer auszumachen, daß sich die DEC-Ankündigung gegen IBMs RISC-System/6000 richtet. Wolfgang Rucker, Geschäftsführer bei Hewlett Packard in Deutschland und General Manager Workstations bei HP-Europa, meinte gegenüber der COMPUTERWOCHE, daß der Workstation-Markt in den nächsten Jahren zur zentralen Technologie-Plattform im Rechnergeschäft werden wird. HP habe hier zwar, besonders nach der Übernahme von Apollo, eine Marktführerschaft in Europa, Rucker rechnet aber mit einem Verlust an Marktanteilen im Zuge des aufkommenden verstärkten Wettbewerbs. Dennoch glaubt er, daß HP wegen der verfügbaren Software in weiten Feldern die führende Rolle wird halten können. Was das Geschäft mit den sich öffnenden Märkten im östlichen Mitteleuropa betrifft, sehen alle Workstation-Anbieter sich noch mit Cocom-Restriktionen konfrontiert, weshalb diese Märkte in nächster Zeit noch keinen Einfluß haben werden.

Aus dem Hause Digital Equipment erfährt man unterdessen, daß Anfang April die Decstation 5000 vorgestellt werden soll. Nach Angaben von Analysten und Betreibern von Test-Installationen des Gerätes übertrifft dieser Rechner alles, was es bisher an DEC-Workstations gab. Besonders in Sachen Grafik habe DEC viel geleistet: So seien neben 2D- und 3D-Grafiken auch 3D-Animationen möglich.

Die drei Modelle der Decstation 5000 basieren auf dem R3000 von Mips, der mit 25 Megahertz getaktet ist. Als Betriebssystem wird DECs Unix-Derivat Ultrix eingesetzt, die Rechenleistung beträgt rund 24 MIPS.

Nach Ansicht von Robert Herwick, Analyst bei Hambrecht & Quist, hat DEC mit den neuen Rechnern zumindest den Anschluß an IBMs RS/6000 geschafft. Auch bei den Preisen: So sollen die neue Rechner je nach Ausstattung und Leistung zwischen rund 40 000 und 100 000 Mark kosten.

Mit ihren neuen RISC-Workstations versuchen IBM und DEC in erster Linie, die kleinen, aber erfolgreichen Anbieter wie Silicon Graphics und Sun aus dem Markt zu drängen. Es geht ihnen nach Ansicht von Herwick nicht so sehr darum, neue Kunden zu gewinnen, sondern zu verhindern, daß Anwender großer DEC- oder IBM-Systeme ihre Workstations bei den "Spezialisten" kaufen. Entscheidend dabei wird aber nach Robert Cameron, Analyst bei Dataquest, die verfügbare Software sein mit ihr steht und fällt jedes neue Workstation-Angebot.