Den Online-Transaction-Markt im Visier

DEC erweitert die VAX-Palette um eine fehlertolerante Variante

09.03.1990

PARIS (jm) - Über 15 000 installierte Cluster-Systeme mit mehr als 80 000 VAX-Rechnern und durchgängige Kompatibilität unter VMS könnten Argumente für einen möglichen Erfolg des fehlertoleranten DEC-Rechners "VAXft 3000" sein, sich im Online-Transaction-Markt gegen Stratus und Tandem erfolgreich zu behaupten.

Bei der weltweiten Vorstellung in Paris äußerte DEC, eine fehlertolerante Ultrix-Implementation käme noch dieses Jahr. Über den Zeitpunkt einer VMS-Version mit integrierter Posix-Schnittstelle machte DEC keine Angaben.

Die in Paris vorgestellten fehlertoleranten Systeme (Vergleiche auch CW Nr. 6 vom 9. Februar 1990, Seite 4) zeichnen sich vor allem durch ihre Kompatibilität innerhalb der VAX-Architektur aus. Robert Glorioso, Vize-Präsident für den Bereich Business-Systeme bei DEC betonte, man müsse keine einzige Zeile Code ändern, um bestehende Applikationen unter VMS auf den nun vorgestellten Rechnern ablaufen zu lassen.

Hans Winter, Leiter Marketing Produkte und Dienstleistungen bei der Digital Equipment GmbH, ergänzte: "Unsere eigentliche Botschaft ist nicht allein, ein fehlertolerantes System zu präsentieren, sondern vielmehr dem Anwender eine durchgängige Softwarekompatibilität zu bieten." Etwa 6500 VAX-Applikationen können so potentiell die Vorteile eines fehlertoleranten Systems nutzen.

Man machte bei DEC deutlich, daß die VAXft 3000 vor allem im Einsatz als Front-end-System gesehen wird. Fehlertoleranz brauche man nicht überall, weshalb der gezielte Einsatz einzelner VAXft-Systeme im Verbund mit anderen DEC-Rechnern Sinn mache. Mit diesem Argument will man möglicher Kritik aus dem Konkurrenzlager vorbeugen.

So verwies beispielsweise David Hayward, Sprecher der Stratus Computer Inc. in Marlboro, Massachusetts, auf den Umstand, daß die Rechnerhersteller aus Maynard im Gegensatz zu ihnen lediglich über ein einziges fehlertolerantes System verfügen. Der Anwender wolle aber die Option für unterschiedliche Systeme und für Ausbaumöglichkeiten haben.

Man selbst könne mit einer ganzen Palette von fehlertoleranten XA2000-Rechnern aufwarten. Das Einstiegsmodell 30 mit zwei Doppelprozessor-Boards koste mit 49 000 Dollar darüber hinaus lediglich ein Viertel des Preises, den man für die Grundversion einer DEC VAXft zu zahlen habe. Stratus biete mehr Kommunikationskanäle als DEC, überdies liefere man aber die gleiche Systemleistung von neun Transaktionen pro Sekunde.

Das VAXft 3000, Modell 310, besteht aus zwei identischen Subsystemen beziehungsweise sogenannten Zonen, untergebracht in getrennten Gehäusen. Jede besitzt einen Steckrahmen mit zweifacher CPU, E/A-System und Arbeitsspeicher.

Beide bearbeiten nebeneinander die gleichen Befehle. Die für die Synchronisation der Prozesse erforderlichen Signale werden über die redundant ausgelegten Datenpfade zwischen den CPUs der beiden Zonen übertragen. Die Hauptspeicherkapazität eines Subsystems beträgt zwischen 32 MB in der Basisversion und 128 MB in der Maximalausbaustufe.

Alle E/A-Systemmodule wurden mit einem Ethernet- und einem DSSI-Anschluß (Digital Storage System Interconnect) ausgerüstet. Das VAXft 3000 Modell 310 läßt sich mit je zwei, insgesamt also mit vier E/A-Modulen, ausstatten, wobei die Übertragungsbandbreite pro VSSI-Anschluß bis zu 4 MB erreicht. Pro Zone lassen sich bis zu vier synchrone Kommunikationsmodule konfigurieren, wovon jedes zwei Übertragungsleitungen bis zu 64 Kbit pro Sekunde unterstützt.

Ausfallsicherheit durch redundante Anschlüsse

Ein fehlertolerantes Verhalten der Speichersysteme erreicht DEC einerseits durch das sogenannte VMS Volume Shadowing, das heißt, alle Daten werden softwaregesteuert auf zwei verschiedene Platten geschrieben. Daneben will man höchstmögliche Ausfallsicherheit durch die redundanten Anschlüsse und die DSSI-Busse erzielen. Eine Stromversorgung stellt etwa 15 Minuten lang Energie für sämtliche Systemkomponenten zur Verfügung.

Zusätzlich zu dem neuen Rechner werden zwei Speichersysteme offeriert: Das Plattenlaufwerk RF31 mit 381 MB ist sowohl als herausnehmbare oder als fest installierte Einheit verfügbar, das Magnetkassettenlaufwerk TF70 hat eine Kapazität von 296 MB. Beide Geräte verfügen über automatische Fehlererkennung und -korrektur und eine Lesen-nach-Schreiben-Verifikation. Bei auftretenden Fehlern schaltet das havarierte System auf das korrekt arbeitende um.

Als wesentliches Element des fehlertoleranten Systems bezeichnete Glorioso ferner die jetzt von DEC bereitgestellte Software zur Unterstützung des Systems. Wichtig sei vor allem "Decdtm" (Distributed Transaction Manager). Der Software-Manager, der inhärenter Bestandteil der neuen VMS-Version 4.5 ist, ermögliche die Funktion des sogenannten "Two Phase Commit", was die konsistente Aktualisierung mehrerer auch verteilter Datenbanken bedeutet. Nutzen können diese Funktion alle DEC-Datenbanken und -Transaktionsmonitore, von denen zwei mit Namen "Decintact" für traditionelle Programmierung und "ACMS" für modulares Arbeiten auf Basis einer Sprache der 4. Generation angeboten werden.

Weltweit neun "Expertise Centers"

Für den OLTP-Datenbankbetrieb (Online-Transaction-Processing) verweisen die Amerikaner aus Massachusetts auf "VAX Rdb/VMS". Daneben stellt man dem Anwender noch die Tools "Dectrace" zum Transaktions-Tuning, "DEC Rdbexpert" zur Optimierung von Datenbank-Management-Produkten und des Datendurchsatzes bei OLTP-Anwendungen, schließlich "Decscheduler" zur Verfügung. Der Maskengenerator "Decforms" wurde in seiner neuen Version 1.2 auf die TP-Monitore "Decintact" und "ACMS" abgestimmt.

Die VAXft-3000-Systeme werden laut Glorioso ab Juni ausgeliefert und kosten zwischen 540 000 und 665 000 Mark. Ein Einstiegsmodell besteht aus zwei Schränken. Jedes Subsystem unterstützt bis zu vier DSSI-Massenspeichereinheiten.

Das erweiterte VAXft-Modell stellt zusätzlich zwei Schränke für Speicherperipherie-Erweiterungen bereit. Bei dieser Variante kann der Benutzer bis zu 12 DSSI-Einheiten - Platten- oder Bandlaufwerke - unterbringen. Für den Anwender des fehlertoleranten

Transaktions-Verarbeitungssystems und dessen Support hat DEC weltweit neun "Expertise Centers" aufgebaut. +