Herbe Kritik an der Umstrukturierung

DEC-Betriebsrat: Management schlägt die falsche Richtung ein

13.11.1992

MÜNCHEN (hp) - Schwere Geschütze fährt der europäische Betriebsrat von Digital Equipment (DEC) bei der Kritik des Unternehmens-Managements auf. Die Arbeitnehmer werfen den Verantwortlichen vor, wichtige Kernkompetenzen zu vernachlässigen. Zudem hätten die Umorganisationen dem Unternehmen schwer geschadet.

Digital schlage mit der Konzentration auf die Kernbereiche eine falsche Richtung ein, so die Meinung des europäischen Betriebsrats.

Der Produktschwerpunkt liege nun auf wenigen Hard- und Softwarebausteinen statt auf der Produktion von kompletten Systemen und integrierten Gesamtlösungen.

"Wenn Digital als einer der größten DV-Hersteller erfolgreich sein will, dann kann er nicht - extrem gesprochen alle wesentlichen Komponenten außer Alpha von außen beziehen", erklärt dazu Wolfgang Müller, Betriebsratsmitglied von Digital in München.

Vor allem das schnell wachsende Projektgeschäft erfordere umfangreiche Kompetenz in vielen Bereichen.

Digitals europäische Arbeitnehmervertretung kritisiert die hohen internen Preise, die die europäischen Niederlassungen der amerikanischen Mutter zahlen müßten. Dies verteuere die Produkte in Europa und gefährde damit die Wettbewerbsfähigkeit in Europa. Außerdem wirke sich die Personalpolitik mit dem damit verbundenen Stellenabbau verheerend auf die Mitarbeitermotivation aus. Deshalb sollten die für Restrukturierungen vorgesehenen Milliarden Dollar für die Qualifikation der Digital-Belegschaft genutzt werden.

Scharfe Kritik übt das Betriebsratsmitglied Müller an Digitals Umstrukturierungen: "Das Vertrauen der Kunden ist durch die ständigen Umorganisationen schwer beeinträchtigt. Darunter haben auch die Geschäftsergebnisse gelitten. Einige gehen davon aus, daß der Verlust des letztes Geschäftsjahres zum großen Teil auf das Konto der Umstrukturierung geht." Digital Deutschland wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern.