Daimler-Benz-Systemhaus peilt 800 Millionen Mark Umsatz an

Debis: Beteiligungsmodell soll Outsourcing-Geschäft forcieren

02.11.1990

MÜNCHEN (CW) - Den ersten größeren Fall von "Outsourcing" in Deutschland hat jetzt die Debis Systemhaus GmbH, hinter der sich die konzernweite Daimler-Benz-DV verbirgt, abgewickelt: Die Stuttgarter beteiligen sich hierfür mit 60 Prozent an am Rechenzentrum MGI der Metallgesellschaft AG, Frankfurt.

Karl-Heinz Achinger, der Vorsitzende der Debis-Geschäftsführung, charakterisierte auf der "Systec" in München diese Kombination aus Facility Management und finanzieller Beteiligung als beispielhaft, wie man auch deutschen Anwendern das Thema Outsourcing schmackhaft machen könne. Während in den USA meist nach der Devise "alles oder nichts" verfahren würde, ist nach den Worten Achingers an seinem Modell eines ganz wesentlich: Das auslagernde Unternehmen sichert sich über eine Minderheitsbeteiligung auch für die Zukunft Mitsprache- und Mitgestaltungsrechte in puncto Rechenzentrum und/oder Netze. Im Fall der Metallgesellschaft Informationsverarbeitung GmbH (MGI) heiße dies, daß der Frankfurter Konzern weiterhin 40 Prozent an dem mit Investitionen von rund 70 Millionen Mark aufgebauten RZ halte, das jetzt als Systemhaus MGI im Debis-Verbund firmiere.

Diese Auslagerung wie auch die bereits am 1. Juli dieses Jahres erfolgte komplette Übernahme des IABG-Rechenzentrums in Ottobrunn bei München sind nach Angaben von Achinger wesentliche Schritte des Debis-Systemhauses auf dem Weg zum Anbieter von Computer- und Kommunikationsdienstleistungen für externe Organisationen. Wichtigster Konkurrent auf diesem Feld sei die General-Motors-Tochter EDS.

Als weitere Aufgaben erwähnte der Debis-Chef unter anderem das Geschäft mit Dritten im Bereich Anwendungsentwicklung und Standardsoftware auszudehnen. Daimler-Benz-intern lautet die ZieIsetzung dagegen, die "Wirtscliaftlichkeit und Sicherheit der Informationsverarbeitung im Konzern zu verbessern".

Zu diesem Zweck wurden und werden nach den Worten

Achingers die etwa 50 Rechenzentren in zehn regionalen RZs

konzentriert. Wenn Anfang 1991 noch das Rechenzentrum der Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH, Ottobrunn, dazukommt, sei diese Phase abgeschlossen und alle DV- und Software-Entwicklungsbereiche befänden sich wie geplant unter einem Dach.

Derzeit beschäftigt das Debis-Systemhaus 3200 Mitarbeiter, von denen 2000 in der SW-Entwicklung tätig sind. Für das Geschäftsjahr 1990 rechnet man mit einem Umsatz von 800 Millionen Mark, davon stammen rund 80 Prozent aus dem Geschäft mit Daimler-Benz-Konzerngesellschaften. Bezogen auf die fünf Geschäftsfelder des Systemhauses, verteilt sich der Umsatz wie folgt: Den größten

Teil macht mit rund 500 Millionen Mark Umsatz das Segment "Computer- und Kommunikations-Services" aus, rund 140 Millionen Mark kommen aus dem Bereich "Industrielle Systeme und Projekte" sowie vom Systemhaus Industrie GmbH, die beide überwiegend Standardlösungen und Services anbieten.

Weitere 100 Millionen Mark Umsatz entfallen auf die Software-Gruppe GEI in Aachen, die kürzlich fast vollständig übernommen wurde, 60 Millionen Mark dürften mit individuellen, nach kundenspezifischen Anforderungen geplanten Projekten erzielt werden und zehn Millionen Mark soll der Bereich Training und Seminare erwirtschaften.

Schon im kommenden Jahr will das Debis-Systemhaus die Milliarden-Grenze überspringen und auf 1,1 Milliarden Mark Umsatz kommen. Der im Geschäft mit Dritten erzielte Umsatz von derzeit 20 Prozent soll bis 1995 bereits auf 35 Prozent steigen, betonte Achinger.