Potenzielle Partner landen vor Gericht

Deal zwischen Gericom und Medion ist geplatzt

09.07.2004
MÜNCHEN (CW) - Der österreichische Notebook-Hersteller Gericom wehrt sich gegen den geplanten Einstieg des Elektronikgroßhändlers Medion. Dieser hatte ursprünglich ein Aktienpaket in Höhe von 24,9 Prozent von dem Gericom-Gründer Hermann Oberlehner übernehmen wollen.

Allerdings vollzog Gericom dann eine Wende und sagte, entweder solle Medion die österreichische Gericom komplett übernehmen oder gar nicht. Medion-Chef Gerd Brachmann versucht nun laut einer Ad-hoc-Mitteilung, per Gerichtsverfahren die Herausgabe des Aktienpakets von Oberlehner zu erzwingen.

Gericom war Anfang März 2004 nur knapp an der Insolvenz vorbeigeschlittert: Nachdem das Unternehmen 2003 einen Nettoverlust von 17,2 Millionen Euro hinnehmen musste, hatte die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) den Linzern offene Kredite über knapp fünf Millionen Euro fällig gestellt. Nur durch den darauf erfolgten Einstieg der deutschen Medion sei Gericom "der Weg zum Masseverwalter" erspart geblieben, hatte Firmenchef Oberlehner damals erklärt.

"Der eigentlich logische Schritt", so behauptet der neue Gericom-Aufsichtsratschef Stefan Pierer, "stellt sich inzwischen als ein großer Nachteil für Gericom heraus." Lieferanten und Kunden seien wegen des Einstiegs von Medion extrem verunsichert. So habe Medion den Eindruck erweckt, Gericom sei nur noch eine Tochterfirma. Damit habe Medion Gericom "extrem geschadet".

Aus Oberlehners Sicht ist Medion zudem den beim Verkauf vereinbarten Bedingungen nicht nachgekommen. Noch Ende Mai hatte Oberlehner erklärt, einen gemeinsamen Komponenteneinkauf und Service mit Medion zu prüfen. "Es gab keine Synergien im Einkauf", stellte Pierer nun fest.

Bis zur Klärung des Falls vor einem Schiedsgericht ruht das Geld von Medion auf einem Treuhandkonto. Gericom sei auf die Finanzspritze inzwischen nicht mehr angewiesen, betonte Pierer. Das Geschäft habe sich im zweiten Quartal 2004 recht gut erholt, die positive Entwicklung werde sich im dritten Quartal fortsetzen. (jm/mb)