Auf der Leipziger Herbstmesse war Fertigungsautomatisierung Thema Nummer 1:

DDR-Industrie setzt auf Modernisierung

28.10.1988

Mit einem umfangreichen Modernisierungsprogramm will die DDR die Produktivität ihrer Wirtschaft steigern. Gezielte Investitionen sollen nicht nur den aufgestauten Nachholbedarf der Industrie decken sondern dazu führen, im Bereich Schlüsselindustrien an das Technologieniveau westlicher Länder heranzukommen.

Zunehmend geraten die Leipziger Herbstmessen, die ja ihren ursprünglichen Schwerpunkt in einer Präsentation von Erzeugnissen der Konsumgüterindustrie hatten, in den Sog der Automatisierungs-Aktivitäten der DDR. Neben den Frühjahrsmessen wurden sie daher verstärkt als Plattform der Selbstdarstellung im Bereich der Schlüsseltechnologien genutzt. Das zeigte sich darin, daß - wie schon die Frühjahrsmesse 1988 - auch die Herbstmesse unter dem Leitthema "Integrierte Meß-, Prüf- und Regelungstechnik - Weg zur Leistungssteigerung" stand. Dies eröffnete verschiedenen DDR-Kombinaten die Möglichkeit, aus den Bereichen Elektrotechnik/ Elektronik, des Verarbeitungsmaschinenbaus bis hin zum Umweltschutz neue Erzeugnisse und Anwendungslösungen vorzustellen. Damit war insgesamt gesehen eine kontinuierliche Fortsetzung des Trends zur Verstärkung der Aktivitäten im Bereich der Schlüsseltechnologien unverkennbar.

Vor diesem Hintergrund war eigentlich eine Tendenzwende für den innerdeutschen Handel zu erwarten. Doch bereits im Vorfeld der Leipziger Herbstmesse war der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) im Rahmen seiner Beurteilung des deutsch-deutschen Warenaustausches zu der Feststellung gekommen, daß der Schlüssel zur Stabilisierung und Ausweitung des beiderseitigen Handels in der Modernisierung der DDR-Wirtschaft liege. Die fünfjährige Investitionspause habe die für den Westen bestimmte Exportpalette geschmälert und damit den Kern des innerdeutschen Handels geschwächt.

Wie es weiter hieß, leide die Produktivität der DDR-Industrie, aber ebenso die Qualität der Erzeugnisse unter der Überalterung der Produktionsanlagen. Die Arbeitsgemeinschaft "Handel mit der DDR" begründete "die anhaltende Talfahrt im innerdeutschen Handel" auch mit der unzureichenden Anpassungsfähigkeit der DDR-Kombinate an den Markt.

Trotz solcher und weiterer kritischer Töne wurde andererseits auf der Herbstmesse über verbesserte Geschäfte im Elektrotechnik-Bereich berichtet. Besonders die Wachstumsindustrien sind es, bei denen man sich in der Bundesrepublik Deutschland künftig eine stärkere Nachfrage aus der DDR erhofft. Der Grund für diesen Optimismus ergibt sich aus er Tatsache, daß sich in der DDR in allen Industriebereichen ein enormer Nachholbedarf angesammelt hat, der beschleunigt durch gezielte Investitionen, und zwar Modernisierungs- und Erweiterungsinvestitionen, gedeckt werden soll.

Fest steht, daß in den letzten Jahren, insbesondere zwischen 1982 und 1985, weniger in produzierende Bereiche investiert worden war - auch in der DDR. Inzwischen haben die Investitionen nach Berichten aus Ost-Berlin "deutlich zugenommen" und sollen "1988 den bisher größten Umfang seit Bestehen der DDR erreichen". Den Rahmen für die bereits zum Teil angelaufenen und noch geplanten weiteren Aktivitäten bildet ein groß angelegtes Modernisierungsprogramm der Partei- und Wirtschaftsführung der DDR, das von der Fertigung bestimmter integrierter Schaltkreise (zum Beispiel das Megabit-Projekt der DDR) über ein größeres Engagement im Bereich der Rechentechnik bis hin zur flexiblen Fertigungsautomatisierung reicht.

In enger Verbindung mit den Elektronisierungs- und Automatisierungsplanungen der DDR ist ein wachsendes Interesse der Industriekombinate auch für bestimmte bundesdeutsche Erzeugnisse, beispielsweise aus den Berichten der Datenverarbeitungs-, Automatisierungs- und Meßtechnik, zu erwarten. Die DDR unterstützt daher seit einiger Zeit die Teilnahme mittelständischer Unternehmen aus der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen von Gemeinschaftspräsentationen auf den Leipziger Messen.

Im Unterschied zu der eher skeptischen Beurteilung von DDR-Wirtschaftsentwicklung und innerdeutschem Handel aus bundesdeutscher Sicht dominierte sowohl in der offiziellen Messeberichterstattung der DDR als auch bei den ausstellenden DDR-Kombinaten eine optimistische Einschätzung des deutsch-deutschen Warenaustausches und insbesondere der bisher realisierten wissenschaftlich-technischen Entwicklung in der DDR. Dementsprechend war auf der Herbstmesse speziell die bevorstehende Übergabe der ersten im Kombinat Carl-Zeiss Jena hergestellten Ein-Megabit-Speicher durch den Generaldirektor des Kombinates, Professor Biermann, an den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker ein besonderes Messethema. Wie es hierzu später offiziell hieß, war bis zur Übergabe der ersten Speicherchips ein Zeitraum von zwei Jahren notwendig.

Erste Funktionsmuster haben inzwischen im Kombinat Robotron, dem größten Hersteller rechentechnischer Erzeugnisse in der DDR, ihre Tests "zur vollen Zufriedenheit bestanden". Den hochgeschraubten Erwartungen entsprechend glaubt man, daß bis zur Massenproduktion nur noch ein bis zwei Jahre benötigt werden. Nach den Erfahrungen der bei der Produktion von Megabitspeichern führenden Japaner und Amerikaner vergehen in der Tat ein bis zwei Jahre, ehe man mit der Serien-Produktion solcher Schaltkreise beginnen kann. Es ist jedoch fraglich, ob die DDR in der Lage sein wird, die japanischen und amerikanischen Entwicklungen nachzuvollziehen.

Berücksichtigt man nämlich die Zeitspanne zwischen Vorstellung eines ersten Musters und Beginn der Serienproduktion im Falle des 64-KB-Speicherchips und die hierbei zu lösenden Probleme, dann wären für den Ein-Megabit-Chip statt der genannten zwei eher vier Jahre zur Aufnahme der Massenproduktion realistisch. Während eine Siliziumscheibe aus der DDR mit insgesamt 90 Ein-Megabit-Chips einen Durchmesser von 125 mm aufweist, finden demgegenüber auf den 150-Millimeter-Scheiben (etwa 6 Zoll Durchmesser), die etwa Siemens in seinem neuen Regensburger Bauelemente-Werk verwendet, jeweils 252 solcher Mega-Chips Platz. Dadurch ergeben sich hinsichtlich der Ausbringung funktionsfähiger Chips je Siliziumscheibe nicht unwesentliche Differenzen.

Großer Trubel um den Megabit-Chip

Die zunächst erst für den 7. Oktober, dem 39. Gründungstag der DDR, vorgesehene offizielle Übergabe eines Ein-Megabit-Chips wurde bewußt deshalb vorgezogen, weil man diesen Chip auch auf der Moskauer Industrieausstellung der DDR präsentieren wollte. Bei dieser Ausstellung, die bereits am 16. September begann, handelt es sich nach DDR-Angaben um die erste große DDR-Exposition im Ausland. Vom Megabit-Schaltkreis bis zur flexibel automatisierten Anlage wird hier neben Erzeugnissen der Konsumgüterindustrie insbesondere High-Tech aus der DDR präsentiert. Auf dem Rundgang der sowjetischen und der DDR-Delegation wurde unter anderem betont, daß der neue Chip auf DDR-Ausrüstungen gefertigt werde und daß im Rahmen des gemeinsamen Zusammenarbeitens jeder Partner mit 50 Prozent beteiligt sei.

Neue Chip Fabrik in Erfährt geplant

Für die DDR geht es nach den Worten von Karl Nendel, Staatssekretär im Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik, zunächst darum, die Technologie zur Herstellung von Ein-Megabit-Schaltkreisen für die Massenproduktion fertigzustellen, den vorliegenden Megabit-Chip für weitere Anwenderbedürfnisse zu modifizieren, den Elektronik-Maschinenbau zu stärken und die Schaltkreisproduktion auszubauen. Im Rahmen des laufenden Fünfjahresplanes bis 1990 soll im Raum Erfährt eine neue Halbleiterproduktionsstätte in Betrieb genommen werden. Bereits vor der Leipziger Herbstmesse hatte die DDR mit einem westlichen Firmenkonsortium einen Vertrag über den Bau dieser Halbleiterfabrik abgeschlossen.

Neben den Megabit-Aktivitäten wurden auf der Messe aus verschiedenen Wirtschaftszweigen und Industriebereichen der DDR unterschiedliche Automatisierungslösungen sowie neue Erzeugnisse der Elektronik vorgestellt und angekündigt.

Das Kombinat Robotron, sonst auf den Frühjahrsmessen mit seiner gesamten Produktionspalette vertreten, beschränkte sich bei der Herbstveranstaltung auf die Vorstellung eines sogenannten Bildungscomputers (BIC). Dieser 8-Bit-Mikro besteht aus drei fest miteinander verbundenen Gerätekomponenten: dem Grundgerät, dem Diskettenlaufwerk und dem Monitor. Die mit 3,75 Megahertz getaktete CPU UA 880 D stammt aus der Produktion des DDR-Kombinates Mikroelektronik Erfährt. Die interne Speicherkapazität des Rechners beträgt 64 KB ROM mit Basic-Betriebssystem, Floppy-Treiber und Systemprogrammen, 64-KB-RAM-Anwender-Arbeitsspeicher sowie 64 x 16 Bit RAM Videospeicher.

Robotron-Mikro für die Ausbildung

Als Erweiterungskomponenten sind zunächst 64 KByte RAM und ein HF-Modulator vorgesehen. Neben dem 5?-Zoll-Diskettenlaufwerk kann zusätzlich mit Magnetbandspeicher gearbeitet werden. Der 12-Zoll-Monitor ermöglicht eine monochrome Bildausgabe mit einer Auflösung bis zu 25 x 80 Zeichen beziehungsweise 640 x 200 Bildpunkten. Das Geräteinterface erlaubt unter anderem den

Anschluß von Druckern und Plottern mit V.24-Schnittstelle, die LAN-Einbindung (Rolanet von Robotron) sowie den Anschluß von Joysticks. Den Anwendern steht das CP/M-kompatible Betriebssystem SCPX (Single User Controlprogram) zur Verfügung.

Wie bereits andere speziell für Ausbildungszwecke vorgesehene Mikros (sogenannte Kleincomputer) aus den Kombinaten Robotron und Mikroelektronik Erfährt, soll der neue Robotron-Mikro in Universitäten, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen gezielt eingesetzt werden. Daher besteht vorerst wenig Hoffnung für Hobbyisten, an diesen Rechner oder gar an einen Robotron-PC heranzukommen. Kein Wunder, daß daher die Nachfrage nach Westcomputern stetig wächst.

Vom ZX 81 (mit 16 KB RAM und Handbuch, 1000 Mark) über den C 128 D (mit integriertem Floppylaufwerk, CP/M-Betriebssystem und Dokumentation, rund 16 000 Mark) bis zum Atari 800 XE (rund 3000 Mark) sind in der DDR verschiedene westliche Rechnertypen für relativ viel Geld zu haben. Sie werden zum Beispiel offiziell in Anzeigen von Fachzeitschriften oder in Intershop-Läden angeboten oder sind ebenso über die Palatinus GmbH, Zürich, für Westgeld zu haben.

Bedingt durch die Rechnerknappheit blüht aber auch der illegale Handel mit Computern und Computerteilen aus dem Westen. Die Nachfrage ist so groß, daß Schwarzhändler in der DDR fast jeden Preis verlangen können. Wie ein jüngstes Beispiel zeigte, wurde ein Leipziger Schwarzhändler zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, weil er innerhalb eines halben Jahres westliche Computertechnik im Wert von rund 420 000 Mark umgesetzt hatte. Zu seinen Abnehmern zählten auch volkseigene Betriebe.

Hinsichtlich des neuen 32-Bit-Superminis waren von Robotron keine weiteren Informationen erhältlich. Fest steht inzwischen, daß dieser Rechner etwa mit der DEC-VAX-11/780 vergleichbar ist. Der Pressebeauftragte des Robotron-Generaldirektors, Dietmar Otto, wollte das weder bestreiten noch offiziell bestätigen.

Mit Industriecomputern Produktion automatisieren

Bereits auf der Frühjahrsmesse 1988 stellte das Kombinat Automatisierungsanlagenbau Berlin-Marzahn den Industriecomputer ICA 710.20 vor. Dieser besteht aus Baugruppen des 16-Bit-PCs

EC 1834 von Robotron und einem Echtzeitsystem zur Kopplung mit Komponenten der Prozeßsteuerung. Was noch im Frühjahr wie eine "Eintagsfliege" aus dem Rationalisierungsmittelbau des Kombinates aussah, wurde jetzt als Anfang einer neuen Produktlinie angekündigt. Mit der Gerätelösung des ICA 700 will der VEB Elektroprojekt und Anlagenbau, Stammbetrieb des Kombinates Automatisierungsanlagenbau, ein neues gestaffeltes Familienkonzept von Industriecomputern auf der kommenden Frühjahrsmesse 1989 vorstellen.

Wie es heißt, ermöglicht die Modularität der auf industrielle Umgebungsbedingungen ausgelegten Rechnerfamilie sowie die Mehrrechner- und Mehrebenenstruktur des Gerätesystems ein hohes Maß flexibler Anpassung an Aufgaben in der Prozeß- und Fertigungsautomatisierung.

Das angekündigte Gerätesystem des ICA-Konzeptes besteht aus dem Hauptrechner und Rechner-Subsystemen. Abhängig vom jeweiligen Einzelfall können in der Subsystemebene auch speicherprogrammierbare Steuerungen der MRS-700-Generation (hergestellt unter anderem im VEB Numerik "Karl Marx") eingesetzt werden.

Es wurde zudem betont, daß es das neue Rechnerkonzept gestattet, in räumlich dezentralisierten Anwenderlösungen die Subsysteme vor Ort zu installieren und sie über standardisierte Schnittstellen mit dem Hauptrechner zu verbinden.

Neben dem Kombinat Robotron (Mainframes, Mikros und Super-Mini) und dem Kombinat Elektro-Apparate-Werke Berlin-Treptow (P 8000, universelles Programmier- und Entwicklungssystem für 8- und 16-Bit-Mikroprozessoren) wird nunmehr mit dem Kombinat Automatisierungsanlagenbau ein weiterer Computerproduzent in der DDR tätig sein. Nach den Worten des Pressereferenten des Kombinates, Wolfgang Ziemann, geht man davon aus, daß Konkurrenz im Lande das Geschäft beleben wird.

Darüber hinaus erscheint eine speziell auf industrielle Einsatzbedingungen ausgerichtete Rechnertechnik für die DDR mehr als notwendig zu sein. Nicht zuletzt wird mit diesen Aktivitäten des Kombinates ebenso eine deutliche Erhöhung des noch immer knappen Bestandes der in der DDR-Wirtschaft eingesetzten Rechner angestrebt. Das ist zwingend und wird auch von Fachleuten in der DDR nicht bestritten, denn noch immer bildet die Datenverarbeitungstechnik ein unterentwickeltes Glied in der Automatisierungskette.

Parallel zu seinem Computer-Announcement plant das Kombinat Automatisierungsanlagenbau, demnächst mit den Geräten MRS 704 und MRS 705 speicherprogrammierte Steuerungen zu produzieren und anzubieten. Netzwerkfähigkeit im Echtzeitbetrieb, neuartiger, robuster Konstruktionsaufbau mit integriertem Anschluß- und Rangierfeld, leistungsfähigere Test-, Inbetriebnahme- und Servicefunktionen sowie ein Siemens-ähnliches Steuerungskonzept sind die Attribute, mit denen man für die angekündigten Steuerungen wirbt. Aber nicht nur hier, sondern auch im VEB Numerik "Karl Marx" (Produktionsbetreib im VEB Werkzeugmaschinenkombinat "Fritz Heckert" Karl-Marx-Stadt) und im VEB Textimaelektronik (Rationalisierungsbetrieb im VEB Kombinat Textima Karl-Marx-Stadt) werden derartige Steuerungen hergestellt.

Gegenüber den Frühjahrsmessen, bei denen der DDR-Werkzeugmaschinenbau mit neuesten Erzeugnissen und Anwendungslösungen präsent ist, dominiert auf den Herbstmessen der Verarbeitungsmaschinenbau der DDR mit den beiden Kombinaten Polygraph "Werner Lamberz" Leipzig und Textima Karl-Marx-Stadt. Die Produktion dieser Kombinate ist stark exportorientiert. Daher wird hier nicht nur die Produktionsautomatisierung mit staatlicher Unterstützung und besonderem Nachdruck vorangetrieben, sondern auch der Automatisierungsgrad der Fertigerzeugnisse kann als vergleichsweise hoch eingestuft werden.

Der VEB Kombinat Polygraph "Werner Lamberz" war mit flexiblen polygrafischen Systemen für das Drucken, Falzen, Binden und Schneiden auf der Herbstmesse vertreten.

CIM-Elemente für Spinnereibetrieb

Zu diesen Systemen zählten auch die Bogenoffsetmaschinen "Planeta Varimat" und "Planeta Super Varimat" aus dem VEB Polygraph Druckmaschinenwerk Planeta Radebeul. Diesem Betrieb wurde die Aufgabe übertragen, einen rechnerintegrierten Maschinenbaubetrieb zu gestalten. Er zählt zu den derzeit am besten mit neuester Produktionstechnik ausgerüsteten DDR-Betrieben.

Flexible, automatisierte Systeme stellte auch der VEB Kombinat Textima, Großproduzent von Textilmaschinen in der DDR, in den Mittelpunkt seiner Messepräsentation. Unter dem Leitthema "Weg zum CIM-orientierten Spinnereibetrieb" wurden insbesondere rechnergestützte textiltechnologische Komplexe mit CIM-Elementen, wie automatisierte Systeme für die bedienarme Produktion, CAD/CAM-Systeme für die Flachstrickerei sowie rechnergesteuerte Systeme für die Nähindustrie gezeigt. Die hierbei eingesetzte Steuerungs-, Sensor- und Stellgliedtechnik stammt unter anderem aus dem VEB Textimaelektronik. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, zählt er auch zu den Produzenten von speicherprogrammierbaren Steuerungen (Typ MRS 701) in der DDR.

Zu den auf der Herbstmesse offerierten Erzeugnissen zählte der Jacquard-Flachstrickautomat "comnit" Modell 5550 mit freiprogrammierbarer Steuerung sowie der Jacquard-Flachstrick-Umhängeautomat Modell FRJ 5480-21. Neben Farbmonitor, Grafiktablett zur adäquaten Darstellung der Jacquardmuster stehen hier auch Schnittstellen für den Anschluß von Videokamera und Farbdrucker zur Verfügung. Demonstriert wurde das auf der Messe mit einer Bosch-Videokamera und einem Grundig-Color-Bildschirm.

Ergänzt wurden die Textilmaschinenangebote durch eine spezielle prozeßspezifische Datentechnik: eine Produktionsdatenverarbeitungsanlage (PDVA) mit dem 8-Bit-Robotron-Bürocomputer

A 5120 als Erfassungsrechner sowie das Betriebsdatensystem Texprodat als Arbeitsplatz auf Basis des IBM XT-kompatiblen 16-Bit-PC EC 1834 von Robotron. Wie es hierzu hieß, können diese und weitere rechentechnischen Komponenten mit Textilmaschinen des Kombinates zu flexiblen Automatisierungslösungen verbunden werden. Zuständig für die Projektierung kompletter Anlagen und für die Erarbeitung von Organisationslösungen ist der VEB Textimaprojekt Karl-Marx-Stadt.

DV bleibt Stiefkind in der Automatisierung

Trotz knapper Rechentechnik und noch nicht ausreichend vorhandener Kommunikationstechnik rüstet sich auch die chemische Industrie der DDR für die geforderte Produktionsautomatisierung. Dementsprechend wurden einige neue Konzepte einer rechnergestützten Prozeßsteuerung und -überwachung unter anderem aus dem VEB Chemieanlagenkombinat Leipzig-Grimma auf der Messe vorgestellt. Auf Basis der vorhandenen und vor allem noch geplanten Automatisierungskonzepte soll schrittweise ab 1990 das Niveau der gegenwärtigen Produktionstechnik angehoben werden. Im Zentrum des Modernisierungsprogramms steht beispielsweise im Petrolchemischen Kombinat Schwedt die Vorbereitung eines "komplexen Steuerungssystems" als CIM-Lösung.

Sowjets interessiert an DDR-High-Tech

Zudem war auf der Messe zu hören, daß man auch für die Weiterentwicklung des DDR-Verkehrswesens hochgesteckte Pläne hat. Auf der Grundlage eines "Programms zur Prozeßautomatisierung durch breitenwirksame Anwendung der Mikroelektronik, Robotertechnik und CAD/CAM-Technologien 1986/1990" will man Voraussetzungen für einen umfassenden Einsatz von Schlüsseltechnologien schaffen.

Die Leistungsfähigkeit der Elektronik- und Maschinenbau-Kombinate der DDR wurde zuletzt auf dem "Tag der Mikroelektronik" am 3. Oktober 1988 im Rahmen der DDR-Leistungsschau in Moskau nochmals in deren Mittelpunkt gerückt. Schon jetzt haben russische Betriebe ihr Interesse an der neuesten High-Tech "Made in GDR" bekundet.