Leipziger Frühjahrsmesse signalisiert verstärkte Mikroelektronik-Aktivitäten im Comecon:

DDR-Elektronik-Kombinate zeigen Anwenderlösungen

03.05.1985

Von Klaus Krakat*

Durch verbesserte Informationsverarbeitungstechnik und Produktionsautomatisierung versucht die DDR, die Wirtschaftsentwicklung im eigenen Land zu beschleunigen. Dementsprechend wurde auf der diesjährigen Leipziger Frühjahrsmesse die Mikroelektronik wiederum als die entscheidende Basisinnovation herausgestellt. Deren Fortentwicklung will man insbesondere auch auf der Grundlage einer engen Kooperation mit der Sowjetunion sichern.

Bereits seit längerer Zeit nimmt die Mikroelektronik im Rahmen der Wirtschaftsstrategie der DDR eine zentrale Stellung ein. Insbesondere durch Gesetze und Parteibeschlüsse sowie mit Hilfe von Staatsaufträgen soll sie entscheidende Entwicklungsimpulse für neue Rationalisierungslösungen und damit für die Erhöhung der Arbeitsproduktivität erbringen.

Staatlich geförderte "Kampfprogramme" in Kombinaten und Betrieben sollen darüber hinaus die Produktion von Spitzenerzeugnissen garantieren. Unverkennbar ist im gegebenen Zusammenhang zudem der Trend, durch gezielte Konzentration von Forschung, Entwicklung und Produktion bestimmte betriebliche Prozesse in Kombination des Industriebereichs Elektrotechnik/Elektronik zu rationalisieren. Ebenso versucht man, die Produktion durch die Einbeziehung wichtiger Zulieferbetriebe in den Kombinatsverbund zu sichern.

Kennzeichnend für die gegenwärtige Phase der Anpassung an die Erfordernisse der Mikroelektronik-Entwicklung sind schließlich auch Betriebs- beziehungsweise Werksneugründungen, so unter anderem in den Kombinaten Robotron Dresden, Carl Zeiss Jena und Mikroelektronik Erfurt.

Wie auf der Messe mehrfach von DDR-Ausstellern zu hören war, zwangen nicht nur der hohe Kostendruck im Bereich von Forschung, Entwicklung und Produktion sowie die sich verkürzenden Innovationszyklen, sondern vor allem die verschärften Cocom-Bestimmungen zu einer engeren Anlehnung an die Sowjetunion. Letztes sichtbares Ergebnis der daraus resultierenden Kooperation im Bereich der Elektronik ist ein zwischen beiden Ländern im Oktober des vergangenen Jahres beschlossenes "Programm der Zusammenarbeit in Wissenschaft, Technik und Produktion" bis zum Jahr 2000. Die enge Bindung an die Sowjetunion und die sich daraus ergebenden Verpflichtungen zwangen die DDR jedoch auch, selbst dringend benötigte Technologien in die UdSSR zu exportieren. Ein Beispiel hierfür bietet die Universalrechnerproduktion des Kombinates Robotron: Von den bis 1982 gefertigten 150 Rechnern des Typs EC 1055 wurden allein 129 in andere Comecon-Länder, hauptsächlich in die UdSSR, exportiert. 155 der dann zwischen 1982 und 1983 produzierten 172 Rechner des Typs EC 1055 M waren ebenfalls für den Export in Comecon-Länder, wiederum insbesondere in die UdSSR, bestimmt. Für die dringend notwendige Eigenbedarfsdeckung blieb jeweils nur ein kümmerlicher Rest.

Auf der Messe wurde die Bereitschaft betont, über den bisherigen Handelsverkehr mit der Bundesrepublik Deutschland hinaus die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern auszubauen und eine wirtschaftliche sowie auch wissenschaftlich-technische Kooperation auf Betriebsebene zu realisieren.

Computer für Lehre und Ausbildung

Hauptträger der mikroelektronischen Industrie der DDR ist das Kombinat Mikroelektronik Erfurt mit derzeit 65 000 Beschäftigten in 24 Betrieben. Dieses Kombinat versteht sich als das Zentrum industrieller Fertigung, Entwicklung und Produktion für aktive elektronische monolithisch-integrierte Schaltkreise und diskrete Bauelemente, technologische Spezialausrüstungen und Hochvakuumtechnik sowie verschiedene elektronische Konsumgüter. Dementsprechend zählen zum Produktionsprogramm des Kombinates unter anderem 8- und 16-Bit-Mikroprozessorsysteme, darunter Ein-Chip-Mikrorechner, Speicherschaltkreise, Analogschaltkreise für Industrie- und Konsumgüterelektronik, diskrete elektronische Bauelemente und Sensorschaltkreise, Geräte für die Mikrolithografie, Bondtechnik, Taschenrechner, Schach- und Heimcomputer sowie Quarzuhren.

Anläßlich der Messe wies der Generaldirektor des Kombinats, Professor Wedler, darauf hin, daß sich das gegenwärtig zur Verfügung stehende Sortiment an mikroelektronischen Bauelementen auf insgesamt 1360 Grundtypen erhöht habe. Von anderer Seite wurde betont, daß beispielsweise von den im Kombinat produzierten Mikroprozessoren "über 90 Prozent in Erzeugnisse der Daten-, Rechen- und Bürotechnik sowie der Steuerung-, Regelungs- und Automatisierungstechnik" eingehen. Zu den neuesten Mikroprozessoren zählen die vor einem Jahr erstmals gezeigten 16-Bit-CPUs U 8001 C und U 8002 D (System U 8000).

Auf der diesjährigen Messe präsentierte das Kombinat aus seinem Schaltkreissortiment unter anderem Semi-Kunden-ICs, zum Beispiel das Gate-Array-System U 5200 in CMOS-Technik, den Ein-Chip-Mikrorechner-Schaltkreis U 8047 mit 4 Bit Verarbeitungsbreite, die beiden bereits erwähnten 16-Bit-CPUs sowie die 64-KBit-Schreib-Lese-Speicher U 2164 C und U 2164 D (dynamische Speicher mit wahlfreiem Zugriff). Zu den weiteren Exponaten zählten der bereits im Vorjahr vorgestellte Schachcomputer Chess-Master sowie der Lerncomputer LC 80 (mit 8-Bit-CPU). Neu dagegen waren der 8-Bit-Basic-Computer, ein Ein-Karten-Rechner, welcher für den Einsatz "in Lehre und Ausbildung zur Mikrorechentechnik sowie zur Lösung von Steuerungsproblemen in industriellen Anlagen" konzipiert ist.

16-Bit-CPU demnächst auch in der DDR

Das Kombinat Robotron Dresden war auf der Messe nicht nur im Rahmen der Gemeinschaftsschau des DDR-Industriebereichs Elektrotechnik/Elektronik mit einer Reihe von Exponaten und Anwenderlösungen vertreten. Als Produzent von OEM-Baugruppen zeigte Robotron verschiedene Neu- und Weiterentwicklungen, so das bereits im Vorjahr vorgestellte 16-Bit-Mikrorechner-Modul-System MMS 16, eine Gemeinschaftsentwicklung mehrerer DDR-Elektronik-Kombinate unter Federführung von Robotron Dresden.

Das MMS 16, konzipiert als Einzel- und Mehrprozessorsystem, besteht aus einem Sortiment bestückter Leiterplatten im Doppel-Europa-Format, Steckeinheitensätzen und Software-Unterlagen, das nach Messe-Informationen die Zusammenstellung unterschiedlicher Konfigurationen gestattet. Den Kern des Systems bilden die beiden CPUs U 8000 (DDR, Kombinat Mikroelektronik Erfurt) und K 1810 WM 86 (UdSSR). Die Mehrzahl der standardisierten Interfaces wird auf der ZVE und gesonderten E/A-Karten realisiert (unter anderem auch V.24 und Centronics). Ab 1986 will man mit der Serienproduktion des MMS 16 beginnen.

Zu den neuesten Erzeugnissen von Robotron zählte der 16-Bit-Arbeitsplatzcomputer A 7100, welcher bereits im September des letzten Jahres im Rahmen eines in Moskau veranstalteten Mikrocomputer-Symposiums der Comecon-Länder zu sehen war. Die Grundlage dieses Rechners bildet das MMS 16. Der neue Robotron-Mikro ist mit Externspeichern ausgestattet (davon 1 MByte im Gerät, bis zu 1,6 MByte zusätzlich extern, Grundgerät für 5,25-Zoll-Festplattenspeicher mit 10 MByte in Vorbereitung).

Der Operativspeicher weist eine Kapazität von 128 bis 640 KByte auf. Als Betriebssysteme stehen ein Einzelnutzer-Betriebssystem (SCP 1700) speziell für den kommerziellen Einsatz (kompatibel zu CP/M-86) sowie ein Echtzeit-Betriebssystem (MRT 1700), mehrprozessorfähig (kompatibel zu RMX 86), zur Verfügung. Der Kleinrechner ist mit folgenden Schnittstellen ausgestattet: seriell (V.24) und parallel (Centronics). Die Serienproduktion ist ab 1986 vorgesehen.

Mit der 16-Bit-CPU U 8000 als Erweiterungsmodul und einer Steckeinheit von 256 KByte RAM als Zusatzspeicher arbeitet ein ebenfalls neuer Programmentwicklungsplatz. Gerätebasis ist der bereits seit einiger Zeit produzierte Robotron-Bürocomputer A 5120. Zur Anwendung kommen mit ihm das Unix-kompatible Betriebssystem Mutos-U, ergänzt durch einen C-Compiler und Multitaskfunktion sowie das Betriebssystem Udos einschließlich U-8000-Cross-Software.

Für den erstmals bereits im Vorjahr gezeigten 8-Bit-Kleinrechner Robotron 1715 (ausgestattet mit der CPU U 880 D und 64 KByte RAM) wurden insgesamt 15 verschiedene Anwendungslösungen vorgestellt. Hierzu zählten beispielsweise die Hotelreservierung im bulgarischen Reiseunternehmen "Balkantourist", die Datenerfassung zur Produktionsabrechnung in mittelböhmischen Brauereien, die Materialabrechnung in der DDR-Braunkohlenindustrie sowie eine Fakturierung in arabischer Schrift. Wie zu erfahren war, reichte die Zahl der bisher von Robotron produzierten 8-Bit-Rechner nicht aus, um den insbesondere in der DDR geweckten Bedarf zu decken. Daher ist das gegenwärtige Angebot limitiert. Verkauft wird in der DDR nur an "gesellschaftliche Bedarfsträger" zum Stückpreis von rund 1500 Mark. Priorität genießt ebenso der Export, der sich bisher nur auf andere Comecon-Länder beschränkte. Man erhofft sich jedoch ebenso Absatzchancen in westlichen Ländern.

Im Mittelpunkt des weiteren Robotron-Angebotes standen ferner CAD/CAM-Systeme, herausgestellt als Arbeitsplätze zur Rationalisierung von produktionsvorbereitenden Prozessen, beispielsweise der Arbeitsplatz A 6454 für Konstrukteure und Technologen.

Die Geräte sind mit einem neuentwickelten Digitalisiergerät mit Spracheingabe, Plotter und Hardcopydrucker ausgestattet.

Zu den weiteren Exponaten zählten Bildverarbeitungssysteme, dialogfähige Terminals und elektronische Schreibmaschinen. Neu war auch der Nadeldrucker K 6313, gedacht als Ausgabesystem für Homecomputer und Arbeitsplatzrechner.

Für den Einsatz in paketvermittelten Datennetzen ist schließlich der Mehrprozessor-Netzknoten BMP 8 bestimmt, der nach Robotron-Informationen unter Einhaltung der Standardisierungsempfehlungen der CCITT zur Lösung verschiedener Aufgaben eingesetzt werden kann.

Auf eine Vorstellung seiner Eser-Universalrechner beziehungsweise auf eine Demonstration neuer Anwendungslösungen auf Basis dieser Rechner hatte man in diesem Jahr verzichtet, obwohl im vergangenen September über ein neues Robotron-Modell mit der Bezeichnung EC 1056 berichtet worden war. Dieser Rechner gilt als das Nachfolgesystem des gegenwärtig noch produzierten Rechnersystems EC 1055 M. Die Operationsgeschwindigkeit der neuen ZVE soll nach dem Eser-Systemmix 538 000 Operationen pro Sekunde betragen. Gegenüber seinem Vorgänger sieht das neue System unter anderem eine verbesserte Bauelementebasis, einen erheblich verbesserten Bedienkomfort sowie einen neu entwickelten Betriebssystem-Komplex vor.

Steuerungskomponenten für Fertigungsautomatisierung

Ausgehend von dem derzeitigen Leistungsangebot der Kombinate Mikroelektronik Erfurt und Robotron Dresden zeigte der Automatisierungsanlagenbau der DDR verschiedene Lösungen für die Automatisierung industrieller Prozesse. So offerierte das Kombinat Automatisierungsanlagenbau Berlin (Ost) das weiterentwickelte modulare und multivalent einsetzbare mikrorechnergeführte Automatisierungssystem "audatec", das nach Herstellerangaben "vielfältige Einsatzmöglichkeiten für Prozeßkommunikation und Informationsverarbeitung" bietet. Seine Funktionseinheiten enthalten den Robotron-Mikrorechner K 1520 mit einer 8-Bit-Verarbeitungsbreite. Darüber hinaus zeigte dieses Kombinat neue Steuerungskomponenten zum System 700 für Maschinen und Industrieroboter. Hierzu zählten zunächst die Robotersteuerungen IRS 700 und IRS 701. Mit ihnen wurde nach Messe-Informationen ein neuer Steuerungstyp vorgestellt, der bei allen prozeßflexiblen Robotern mit zwei bis sechs Achsen eingesetzt werden kann, wobei koordinierte, gleichzeitige Bewegungen von mehreren Achsen als charakteristisch hervorgehoben wurden. Die Programmierung der Steuerung IRS 701, die in Verbindung mit dem Industrieroboter IR ZIM 10 demonstriert wurde, erfolgt über eine Bedientafel mit Folientastatur. Sie ist außerdem über ein Programmiergerät möglich. Bis zu 16 Roboter sollen mit dem Programmiergerät als Datenvermittlungseinrichtung zu einer "Komplexsteuerung" zusammenschaltbar sein.

Das neue Steuerungssystem CNC 700 ist nach Messe-Informationen für den Einsatz in Werkzeug- und Verarbeitungsmaschinen mit den Hauptanwendungsfällen Bohren, Fräsen, Drehen und Schleifen bestimmt. Neu im Angebot ist schließlich auch die freiprogrammierbare Mikrorechnersteuerung MRS 700 für kontinuierliche und diskontinuierliche Prozesse. Ebenfalls als ein Beitrag für eine Fertigungsautomatisierung auf Basis neuer Steuerungen kann die Robotersteuerung ursalog 5021 aus dem Kombinat Elektro-Apparate-Werke Berlin-Treptow angesehen werden. Sie ist zur Ansteuerung des Gelenkroboters IFA TR 10 (8 Achsen, hydraulischer Antrieb) vorgesehen. Der Roboter ist speziell für Beschickungsvorgänge konzipiert.

Im Mittelpunkt des diesjährigen Ausstellungsprogramms des Werkzeugmaschinenbaus der DDR standen flexible Fertigungssysteme sowie Fertigungszellen und Bearbeitungszentren unter Einbeziehung von Industrierobotern und CNC-Steuerungen. Damit wurde der bereits seit einiger Zeit festzustellende Trend in Richtung einer zunehmenden Automatisierung von Produktionsprozessen mit dem Ziel einer bedienarmen Fertigung fortgesetzt. Zu den wichtigsten Exponaten der beiden Hauptproduzenten, dem Werkzeugmaschinenkombinat "Fritz Heckert", Karl-Marx-Stadt, und dem Werkzeugmaschinenkombinat "7. Oktober", Ost-Berlin, zählten:

- ein flexibles Fertigungssystem aus dem "Baukasten Fräsmaschinen", bestehend aus zwei Waagerecht-Bearbeitungszentren, einem schienengebundenen Transportroboter sowie mehreren Werkstückträgern;

- eine Fertigungszelle für Verzahnungsprozesse im Rahmen einer Klein- und Mittelserienfertigung, ausgerüstet mit Roboter, Werkstückspeichern und Werkstücküberwachungseinrichtung

- weitere flexible Fertigungssysteme und Fertigungszellen für spezielle Einsatzzwecke, bestückt mit CNC-Steuerungen und teilweise ergänzt durch CAD/CAM-Lösungen.

Bereits während der Messe wurde mit sowjetischen Handelspartnern ein Vertrag über die Lieferung eines flexiblen Fertigungssystems abgeschlossen. Dem Werkzeugmaschinenbau der DDR ist von der Partei- und Wirtschaftsführung die Aufgabe gestellt worden, durch neue Erzeugnisse und Anwendungslösungen eine "neue Stufe der Automatisierung" und damit eine erhöhte Arbeitsproduktivität im Sinne von Parteibeschlüssen und der Fünfjahresplan-Gesetzgebung zu realisieren.

Verbesserte Nachrichtentechnik durch Mikroelektronik

Die nachrichtentechnische Industrie der DDR, repräsentiert durch das Kombinat Nachrichtenelektronik Leipzig, war auf der Messe mit rund 30 Neu- und Weiterentwicklungen im Rahmen einer Gemeinschaftsausstellung von Kombinaten des Industriebereichs Elektrotechnik/Elektronik vertreten. Im Vordergrund des diesjährigen Messeangebotes standen verschiedene Anwenderlösungen, die in drei Komplexen zusammengefaßt waren.

Im Mittelpunkt des Komplexes "Ausrüstungen, Technologien und Verfahren der Büro-, Daten- und Telekommunikation" stand zunächst die Anwenderlösung "Chefarbeitsplatz" mit Erzeugniskomponenten aus dem Kombinat Robotron. Als Kern dieser Anwendungslösung gilt der neue mikroprozessorgesteuerte Fernschreiber F 2000 einschließlich neuem Datenmodem VM 2400. Der Fernschreiber ermöglicht nach Herstellerinformationen in Telex-, Gentex- und Sondernetzen den Informationsaustausch mit Telegrafiergeschwindigkeiten bis zu 200 Baud. Für Textverarbeitung- und -speicherung sind ein Textspeicher mit einer Kapazität von 8000 Zeichen, in den bis zu 99 verschiedene Texte gespeichert werden können, sowie ein Empfangspufferspeicher für maximal 6000 Zeichen in das System integriert. Der Fernschreiber besitzt eine schreibmaschinentypische Tastatur und ist mit einem Punkt-Matrixdrucker ausgestattet. Der Datenmodem ermöglicht den Anschluß von verschiedenen Datenendgeräten, beispielsweise Bürocomputer, an betriebliche und öffentliche Netze. Er arbeitet mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 2400 Bit pro Sekunde.

Als eine weitere Anwenderlösung wurde die "Digitale Nachrichtentechnik" hervorgehoben. Den Schwerpunkt bildete hier ein 120kanaliges digitales Lichtwellenleiter-Übertragungssystem sowie eine digitale Nebenstellenzentrale für den Aufbau Dienste-integrierter Netze (ISDN). Innerhalb des Angebotskomplexes "Automatisierung der Protokollverarbeitung flexibler Fertigungslinien", wurde ein Bilderkennungssystem, welches gemeinsam mit Industrierobotern einsetzbar ist, vorgestellt. Grundlage des in drei Varianten lieferbaren Systems ist eine mikrorechnergesteuerte Kamera mit CCD-Bildaufnahmesensoren. Im Rahmen des Angebotskomplexes "Ausrüstungen und Technologien für die Optimierung von Verkehrs-, Transport- und Lagerprozessen" wurden die Anwenderlösung "Dispatcher-Arbeitsplatz" als ein "komplexes Kommunikationssystem zur Lösung operativer Aufgaben in Wirtschaft, Industrie und Verkehrswesen" gezeigt. Zu dessen Komponenten zählen unter anderem freiprogrammierbare Bürocomputer von Robotron, der neue Fernschreiber F 2000 sowie das Datenmodem VM 2400. Ferner bietet das Kombinat-Nachrichtenelektronik ebenfalls eine Palette immaterieller Leistungen, wie Lizenzen oder Software, an.

Auch in den anderen Comecon-Ländern verstärkt sich die Tendenz, zunehmend Mikrorechner für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke herzustellen. Dabei wird seit einiger Zeit ein Trend sichtbar, nach westlichem Vorbild auch Homecomputer und Arbeitsplatzrechner in die Produktion zu übernehmen. Für die Fertigung derartiger Rechner kann in den einzelnen Ländern bereits auf ein breites Sortiment von Schaltkreisen aus eigener Produktion zurückgegriffen werden.

Das sowjetische Außenhandelsunternehmen Elektronorgtechnika war mit einer Reihe von elektronischen Einzelerzeugnissen sowie mehreren Rechnern in Leipzig vertreten. Zwar sollten nach verschiedenen Vorankündigungen auch die beiden Universalrechner EC 1036 und EC 1061 vorgestellt werden, doch beide fehlten auf der Messe. Zur Verfügung standen dafür lediglich einige technische Informationen über beide Systeme.

Der Rechner EC 1036 gilt nach sowjetischen Darstellungen als das erste Modell der dritten Baureihe des "Einheitlichen Systems der elektronischen Rechentechnik der Comecon-Länder. Er war bereits vor zwei Jahren an gleicher Stelle als Modell zu sehen. Als neu gegenüber den Anlagen der 2. Baureihe wurden das neue Operationssystem "System der virtuellen Maschinen" - sowie das "System der dynamischen Mikroprogrammierung" genannt. Wie es hieß, ist der Rechner insbesondere für den Aufbau von Mehrrechnersystemen und für einen Einsatz innerhalb von Rechnernetzen geeignet. Seine Operationsgeschwindigkeit beträgt 400 000 Operationen pro Sekunde. Wesentlich schneller ist dagegen der als neu herausgestellte und ebenfalls der 3. Baureihe zugeordnete Rechner EC 1061: Er soll es auf eine Spitzengeschwindigkeit von 2 000 000 Operationen pro Sekunde bringen. Ein Interruptsystem und eine Hauptspeicherkapazität von acht MBytes ermöglichen nach Messe-Informationen einen Einsatz in zwei Betriebsarten: im Multiprogrammbetrieb und im Zeitmultiplexbetrieb. Die Leistungsfähigkeit der neuen Anlage will man durch eine "optimale Organisation des Parallelbetriebs des Prozessors im Maschinenbestand" und nicht zuletzt durch die Berücksichtigung neuester Schaltkreistechnik realisiert haben. Auf der Messe präsent waren dagegen aus dem sowjetischen Mikrorechnerprogramm der 16-Bit-"Dialogrechenkomplex" Elektronika 80/20-2, weiterhin die Ein-Chip-Rechner S 5-31 und S 5-41 sowie die Mikrorechner E 60-1 und NMS 11100-1. Darüber hinaus wurde als Beitrag zum "System der Kleinrechner" der Comecon-Länder das Mikrorechnersystem CM 1420 mit einer Leistung von rund 1 000 000 Operationen pro Sekunde vorgestellt. Alle diese Rechnersysteme zählen zu einem Komplex neuer Erzeugnisse der sowjetischen Mikroelektronik, zu denen neuerdings ebenso Kleinrechner gehören. Sie alle bauen auf einem umfangreichen Schaltkreissortiment auf, welches bereits seit längerer Zeit produziert und ständig ergänzt wird und aus welchem auch verschiedene Komponenten in andere Comecon-Länder exportiert werden.

Ungarn baut auf weiteren West-Export

Das tschechoslowakische Außenhandelsunternehmen Kovo zeigte aus dem Produktionsprogramm der Elektronik-Industrie unter anderem bipolare und logische Schottky-ICs. Darüber hinaus wurden die Ein-Chip-Mikroprozessorsysteme MHB 8048 und MHB 8035 (beide in CMOS-Technik) sowie das modulare Mikrorechnersystem SM 50-50, einsetzbar zur Steuerung technologischer Prozesse sowie für die Datenverarbeitung, vorgestellt. Als Neuentwicklung gilt schließlich der elektrostatische Drucker EC 7140.

Aus Polen waren das Außenhandsunternehmen Unitra mit passiven und aktiven elektronischen Bauelementen sowie das Unternehmen Mera mit dem "dezentralisierten Mikroprozessorsystem der Komplexautomation Inteldigit-Proway", weiterhin einem mikroprozessorgestützten Steuerungssystem, dem "Rechnersystem der Prozeßbedienerunterstützung" und Mosaikdruckern vertreten.

Eine Reihe neuer Erzeugnisse zeigte auch die bulgarische Außenhandelsorganisation Isotimpex. Zu ihren Exponaten zählten das Modul-Mikroprozessor-System BK-1300, Plotter Digitalisiergeräte, Minibandspeicher, das Bildschirmterminal EC 8566, Kassettenplattenspeicher und Minifloppy-Disketten. Zur bulgarischen Offerte gehörte ebenso das Rechnersystem ISOT-1036 C.

Die Ausstellungspalette des rumänischen Außenhandelsunternehmen Electronum umfaßte das bereits im Vorjahr gezeigte Minirechnersystem M 18-B, ausgerüstet mit der Intel-CPU I 8080, weiterhin das alphanumerische Display DAF 3030 sowie den Matrixdrucker ISM 100.

Wesentlich umfangreicher war dagegen der Messe-Beitrag der ungarischen Aussteller. Von Elektromodul, dem ungarischen Handelsunternehmen für elektronische Komponenten, wurde der neue Mikrocomputer Primo präsentiert. Dieser in drei leistungsmäßig unterschiedlichen Versionen von Microkey produzierte Rechner basiert auf der in der DDR hergestellten CPU U 880 D. Bereits 1984 trat Videoton mit einer Reihe von Arbeitsplatzrechnern an die Öffentlichkeit. Mit ihnen will man Marktanteile im In- und Ausland gewinnen. Das kleinste Modell, ein Heimcomputer, ist für Videospiele, Bildungsprogramme, aber auch für verschiedene wissenschaftliche Berechnungen geeignet. Seit 1984 wirbt Videoton mit seinem auch professionell einsetzbaren PC VT 16 im Westen um Interessenten. Dieser Rechner ist dem Vernehmen nach mit zwei Zentraleinheiten, einem 8-Bit- und einem 16-Bit-Mikroprozessor ausgestattet.

Angeboten wird ebenso der in Basic programmierbare Kleinrechner Modul bestückt mit einer 8-Bit-CPU, der, wie es hieß, mit anderen Videoton-Anlagen ergänzt, zu einem Allzweckcomputer ausgebaut werden kann.

In Leipzig zeigte Videoton das modular aufgebaute Kleinrechnersystem VT 20 A mit Mikroprozessorsteuerung für interaktive Anwendungen, weiterhin das bereits seit längerer Zeit produzierte Rechnersystem R 11, das mit einer 16-Bit-CPU bestückt ist, das Bildverarbeitungsterminal VDT 52 178 mit mikroprogrammierbarer Steuerung (kompatibel zum IBM-System 3278) sowie den mikroprozessorgesteuerten Tisch-Mosaik-Drucker VT 21 200, konzipiert als spezielle Peripherie für Personal Computer.

Nicht nur für seine Hardware, sondern insbesondere für seine Software rechnet sich Ungarn weiterhin insbesondere in Richtung Westen gute Absatzchancen aus. Der Wert der 1983 exportierten Programme betrug rund zwei Millionen Dollar. Für 1984 erhofft man sich eine Umsatzsteigerung in die "Länder mit konvertibler Währung". Die Hälfte der gesamten Softwareausfuhr wird von dem Außenhandelsunternehmen Metrimpex abgewickelt. Zu den Abnehmern der Software zählten Cii-Honeywell Bull, ICL und Commodore.

* Klaus Krakat ist Berliner Korrespondent der COMPUTERWOCHE.