DBDCDD

24.09.1982

In thematisch zusammenhängenden Beiträgen beschäftigt sich Michael Bauer mit Fragen des Ob und Wie einer Datenbank-Implementierung, der Auswahl eines geeigneten TP-Monitors und der Ausbildungserfordernisse je nach Benutzerebene. Außerdem stehen Themen wie Data Dictionary, Dritte Normalform, neue Hochsprachen und Datensicherheit im Mittelpunkt seiner Erörterungen.

*Michael Bauer, Leiter des Bereichs DV-Beratung bei der GES-Gesellschaft für elektronische Systemforschung mbH in Allensbach, ist seit vielen Jahren mit der Anwendungspraxis von Datenbank- und Online-Systemen vertraut. Er ist Autor zahlreicher Fachbeiträge zur DB/DC-Thematik.

Kapitel II, Teil 5:

Muß man ein Datenbanksystem auswählen?

4. Endbenutzer-Fähigkeit berücksichtigen!

Auch wenn es heute meist noch nicht realistisch ist, so sollte man einen wichtigen Zukunftsaspekt bei der DB-Planung nicht vergessen: die Endbenutzer sollen einen großen Teil ihres Informationsbedarfes selbst befriedigen. Sie müssen dies tun, um die DV-Fachkräfte von vielen kleinen, zeitraubenden Anforderungen zu entlasten.

Datenbank-Sprachen, die auch für DV-Laien akzeptabel sind, erfordern statt der Satz-für-Satz-Verarbeitung die Manipulation mit Mengen von Sätzen, die aufgrund inhaltlicher Kriterien spezifiziert werden. Diese Arbeitsweise findet man in relationalen DBMS verwirklicht.

Da die DB-Entscheidung von heute langfristige Gültigkeit haben soll, muß dieser Aspekt jetzt schon berücksichtigt werden.

5. Nur marktrelevante Produkte!

Viel wichtiger als alle schönen Features ist, daß das ausgewählte DBMS auch langfristig auf dem Markt bleibt und weiterentwickelt wird. Sonst haben wir unsere Investitionen in Anwendungssoftware in den Sand gesetzt.

Daß Produkte vom Markt wieder verschwinden können, haben wir vor kurzem mit NIMS und ISOGEN erlebt. Die Anwenderbasis war zu gering, um die laufenden Kosten der Produkte zu tragen.

Zwar kann niemand eine langfristige Garantie für ein Softwareprodukt geben, aber an Hand einiger Indikatoren läßt sich diese Frage beurteilen:

- Eine genügend große Anwenderbasis (weltweit) muß vorhanden sein. Ab etwa 100 Installationen ist eine Ertragssicherheit für den Hersteller gegeben.

- Eine Anwenderbasis in Deutschland von über 30 sollte vorhanden sein, damit sich der Anbieter - er ist ja nicht immer der Hersteller - ausreichende Support-Kapazität und Vertriebsaktivitäten leisten kann. Ein zwar im Ausland erfolgreiches DBMS ohne deutschen Support nützt einem Anwender hier im Land wenig.

- Der Hersteller beziehungsweise Anbieter sollte weitgehend von den Umsätzen seiner DB/DC-Produkte leben müssen. Dann kann er nicht so leicht diese Produktdivision auflösen, wie es amerikanische Unternehmen gewohnt sind zu tun.

- Nicht die Gesamtzahl der Installationen eines Produktes sagt etwas über seine Marktrelevanz aus, sondern nur die Installationszahlen der letzten zwei Jahre. Was nützt es uns für unsere Entscheidung von heute, daß sich vor fünf oder sieben Jahren soundso viel Anwender für das DBMS X entschieden haben? Damals existierten ganz andere Anforderungen und ganz andere Wettbewerbsverhältnisse .

- Den Konzeptionsstand beachten! So wird zum Beispiel das hierarchische Datenmodell, das vor rund 17 Jahren konzipiert wurde, nicht mehr eine so lange Lebensdauer haben.

wird fortgesetzt