DBDCDD

10.06.1983

In thematisch zusammenhängenden Beiträgen beschäftigt sich Michael Bauer mit Fragen des Ob und Wie einer Datenbank-Implementierung, der Auswahl eines geeigneten TP-Monitors und der Ausbildungserfordernisse je nach Benutzerebene. Außerdem stehen Themen wie Data Dictionary, Dritte Normalform, neue Hochsprachen und Datanesicherheit im Mittelpunkt seiner Erörterungen.

*Michael Bauer Leiter des Bereichs DV-Beratung bei der GES-Gesellschaft für elektronische Systemforschung mbH in Allensbach, ist seit vielen Jahren mit der Anwendungspraxis von Datenbank- und Online-Systemen vertraut. Er ist Autor zahlreicher Fachbeiträge zur DB/DC-Thematik.

Kapitel X Teil 2:

Rund ums Data-Dictionary

Welchen Nutzen bringt eine Datenbank?

Eine Datenbank hingegen bringt den Mitarbeitern eines Unternehmens keinen direkt erkennbaren und meßbaren Nutzen, denn ein DBMS ist nur ein Werkzeug für die Datenverarbeiter. Doch durch Erleichterung ihrer Arbeit und durch Verbesserung der Qualität der Ergebnisse erzeugt es einen indirekten Nutzen. Das Problem ist nur festzustellen, wann eine Datenbank bessere DV-Leistungen ermöglicht, als es mit bereits schon vorhandenen Mitteln möglich wäre.

Das erste Kapitel dieser Serie beschäftigte sich bereits ausgiebig mit der Fragestellung, wann eine Datenbank sinnvoll ist. Deshalb ist es nicht erforderlich, diese Überlegung hier nochmals zu wiederholen. Doch sollten an dieser Stelle die Aspekte herausgegriffen werden, die bei der Bewertung der Wirtschaftlichkeitsfrage von Relevanz sind.

1. Nur mit einer Datenbank realisierbar

Es gibt Anwendungen für deren Realisierung eine Datenbank unbedingt erforderlich ist. Hierzu gehören zum Beispiel

- Informationssysteme mit vielfältigen, flexiblen Suchstrategien zur Bereitstellung der benötigten Informationen,

- Abbildung komplexer Datenstrukturen, wie sie zum Beispiel im Bereich der Fertigungssteuerung anfallen.

In diesen Fällen könnte die Anwendung nur mit aufwendiger Eigenprogrammierung gelöst werden; das heißt, man schreibt gewissermaßen ein DBMS selbst.

Es ist zwar einsichtig, daß man besser zu einem fertigen Datenbanksystem greift. Doch die Quantifizierung der möglichen Einsparung fällt schwer, weil man kaum in der Lage ist, die Kosten einer Eigenentwicklung exakt abzuschätzen. Nur die Erfahrung derjenigen, die diesen Weg schon einmal beschritten haben, belegen, daß es letztlich immer teurer kommt, als man anfangs geschätzt hatte.

Allerdings haben nach meiner Erfahrung nur wenige Unternehmen, die vor einer Datenbankentscheidung stehen, Anwendungen zu realisieren, die unbedingt eine Datenbank erfordern. In den meisten Fällen ist eine Datenbank zwar nicht nötig, aber sinnvoll. Dazu gehören:

2. Lösung technischer Probleme

Zu den technischen Gründen für einen Datenbankeinsatz gehören zum Beispiel

- TP-Monitor ohne ausreichende Recovery-Funktion

- Verarbeitung von Daten durch Batch- und Online-Anwendungen gleichzeitig

- Zugriffsmethode ohne Sekundärindizierung

In diesen Fällen ist der Einsatz einer Datenbank zwar sinnvoll, aber es ist schwierig zu belegen, welcher definitive Nutzen den beachtlichen Kosten gegenübersteht. Zudem werden solche technischen Probleme schnell von der Zeit überholt.

3. Einsatz von Anwendungssoftware

Inzwischen setzen schon viele Programmpakete eine Datenbank voraus, selbst wenn sie für die Aufgabenstellung nicht unbedingt nötig wäre. Aber schließlich wollen die Hersteller ihre Kunden ja zu einem Datenbankeinsatz bewegen.

In einem solchen Fall muß ermittelt werden, ob der Nutzen des fertigen Paketes auch die Kosten eines Datenbanksystems ausgleicht. Man sollte sich aber deshalb nicht gleich verführen lassen, für alle anderen Anwendungen auch das DBMS benutzen zu wollen. Solange man das DBMS mit dem Anwendungspaket als "Black box" betreibt, spart man sich die Folgekosten.

4. Schaffung von Endbenutzersystemen

Wenn sich Endbenutzer ihren Informationsbedarf selbst befriedigen können sollen, so ist eine DB-Sprache und eine Datenbank sinnvoll. Doch Vorsicht mit Euphorie! So leicht

sind heutige Datenbanksysteme für Endbenutzer nicht zu handhaben.

Auch bei gutem Willen ist es schwierig, die Einsparungen oder Gewinne durch ein Endbenutzersystem zu quantifizieren und mit den Kosten zu vergleichen. Für "Schnellschuß"- Aufgaben gibt es auch einfachere und billigere Lösungen.

5. Höhere Anpassungsfähigkeit

Sicherlich ermöglicht ein DBMS, leichter Änderungen in der Datenorganisation vorzunehmen und dabei weniger Auswirkungen auf bestehende Programme zu erzielen. Doch wieviel das finanziell bringen wird, ist schwer zu belegen.

Wer zum Beispiel einmal die Umstellung von 800 DOS-Assembler-Programmen wegen Wechsel des Plattentyps durchgemacht hat, wird Datenunabhängigkeit sehr hoch bewerten. Doch bei höheren Programmiersprachen und Betriebssystemen ist das Problem nicht mehr gegeben. Zudem sollte man berücksichtigen, daß Flexibilität und Datenunabhängigkeit bei den Datenbanksystemen recht unterschiedlich ausgeprägt sind.

(wird fortgesetzt)