US-Fachleute rechnen mit weiteren Verbesserungen des IBM-Paradesystems, aber:

DB2-Ausbau nützt nur wenigen Kunden direkt

15.05.1987

RYE BROOK (CWN) - Erweiterungen ihres relationalen Datenbank-Management-Systems DB2 hat dem Vernehmen nach IBM in der Pipeline. Wie amerikanische Kenner der DV-Szene berichten, ist ein Ausbau der Puffer-Pools geplant. Außerdem soll die Fähigkeit des DBMS-Produkts verbessert werden, Transaktionen mit hohem Datenaufkommen zu verarbeiten.

Nur wenige Anwender, so heißt es in US-Fachkreisen, dürften indes kurzfristig von diesen Veränderungen profitieren. Denn die meisten User hätten sich inzwischen auf die relativ schwache Performance von DB2 eingestellt und verwendeten das System vor allem in Bereichen, wo die Verarbeitungsgeschwindigkeit normalerweise eine eher untergeordnete Rolle spielt.

"Die Majorität der Kunden wird voraussichtlich nicht sofort aus diesen Neuerungen einen Nutzen ziehen können", meint denn auch Robert Ashton, Geschäftsführer des amerikanischen Unternehmens DB-View, das Sicherheitseinrichtungen für DB2 entwickelt. "Wenn IBM jetzt aber entsprechende Benchmarks veröffentlicht", so der DV-Fachmann weiter, müßten die Anwender eigentlich hellhörig werden und darüber nachdenken, künftig mehr Produktionssysteme unter DB2 zu fahren.

Bereits publizierte Benchmarks bescheinigen DB2 eine Verarbeitungsgeschwindigkeit von 45 bis 50 Transaktionen pro Sekunde. Nach Aussage von Ashton müßten Anwendungen, die sich große Puffer-Pools zunutze machen, diese Performance-Rate verdoppeln können, indem der Bedarf physischer I/O-Zugriffe auf Platten drastisch reduziert wird.

Speicherbereich soll erweitert werden

IBM hat bereits die Absicht bekanntgegeben, ein neues Feature im 3090-Umfeld herauszubringen, das den Puffer-Pool vergrößert. Diese Komponente, Expanded Storage, soll bis zu 1 GB Speicherkapazität bieten, die MVS/XA speziell für Paging-Operationen reserviert hält. Eine solche Möglichkeit, den erweiterten Speicherbereich zu nutzen, könnte dazu beitragen, daß der Media Manager von DB2 beim Daten-Retrieval nicht mehr so oft auf Platten zugreifen muß. Da dies zu einer Abnahme

der I/O-Operationen führei werde die Performance automatisch bessere prognostiziert Ashton.

Als im Januar dieses Jahres die 3090E angekündigt wurden gab IBM gleichzeitig bekannt, daß auch Änderungen an dem Paradeprodukt DB2 geplant seien. "Wir wollen uns vor allem auf Speichererweiterungen und einen verbesserten Zentralspeicher konzentrieren", hieß es in einer offiziellen Stellungnahme des Marktführers.

Größenbeschränkungen der Puffer-Pools entfallen

So sei beispielsweise geplant, die gegenwärtigen Größenbeschränkungen der DB2-Puffer-Pools zu beseitigen. Mit einer generellen Verfügbarkeit dieser Funktion könnten die Kunden in dritten Quartal dieses Jahres rechnen. DB2 Release 3 dürfte nach Ansicht amerikanischer Marktbeobachter ab Juni 1987 ausgeliefert werden.

Im Rahmen dieses Announcements äußerte sich Big Blue noch nicht dazu, wie diese Änderungen im einzelnen realisiert werden sollen. So blieb beispielsweise offen, ob der Puffer-Manager des Systems eine direkte Zugriffsmöglichkeit auf den erweiterten Speicherbereich bekommt. Eine Realisierung dieser Vorgehensweise wäre nach Ansicht amerikanischer DV-Insider eine absolute Premiere, denn bislang konnte keine Anwendung auf nicht-adressierbaren Speicherplatz zugreifen. Die Alternative bestünde darin, daß DB2 einen Umweg über den Puffer-Manager des Betriebssystems wählen würde.

Noch in diesem Sommer will das kalifornische Unternehmen Acius ein neues Datenbanksystem mit der Bezeichnung "Silver Surfer" herausbringen. Ferner plant das Tochterunternehmen der französischen ACI, Tools zur Programmentwicklung anzubieten. Zielgruppe sind Anwender von High-end-Datenbanken.

Mit der Vermarktung ihres Dump-Analyzers "V/Quest" für das IBM-Betriebssystem VM hat jetzt die amerikanische VM Systems Group Inc., Arlington, Virginia, begonnen. Das Produkt dient dazu, die Dump-Analyse von CP, CMS, VM/Passthru, RSCS, Gastbetriebssystemen und Anwendungen zu automatisieren.