Bonn fördert:

Datenverarbeitung in der Medizin

13.11.1974

Bonn-Korrespondent , K. Müller-Christiansen

Mit insgesamt 231 Millionen DM will das Bonner Bundesministerium für Forschung und Technologie bis zum Jahre 1978 die Anwendung der Datenverarbeitung in der Medizin fördern. So sah es bereits das zweite DV-Programm vor, so kann man es auch jetzt wieder im neuen BMFT-Förderschwerpunkt "Forschung und Technologie im Dienst der Gesundheit" lesen. Zweifellos sind mit diesem neuen Schwerpunkt in der Öffentlichkeit mehr Lorbeeren zu ernten als mit dem Atom- oder Datenverarbeitungsprogramm. Sicherlich hat sich das BMFT jedoch nicht nur unter dem PR-Gesichtspunkt den neuen Aufgaben zugewandt. Aber es läßt sich nicht ganz leugnen, die Präsentation des neuen Schwerpunkts trägt einige Züge, die gerade in diese Richtung zu weisen scheinen.

Innerbetriebliche Aufgaben

Die Anwendung der Datenverarbeitung im Gesundheitswesen beschränkt sich jedoch nicht ausschließlich auf die spezifischen ärztlichen Tätigkeiten. Vielmehr soll sie nach den Vorstellungen des BMFT auch innerbetriebliche Organisations- und Managementaufgaben umfassen. Vom Forschungsministerium werden daher in Zukunft auch Projekte der Krankenhausverwaltung, der ärztlichen Praxis und des Blutspendendienstes gefördert. Ziele der entsprechenden Maßnahmen sind u. a. die Verbesserung und Rationalisierung der Administration und der Funktionssteuerung, Integration des medizinischen und administrativen Bereichs, Verbesserung der Diagnostik und Therapie. Mit dem bereits angelaufenen "Projekt Kulmbach", für das bis 1975 etwa 4,6 MilIionen DM bereitstehen, soll ein Krankenhaussteuerungssystem entwickelt und erprobt werden, an dem die Auswirkungen der Datenverarbeitung auf die Struktur und den Betrieb der ärztlichen Tätigkeit, der Patientenbetreuung und der Verwaltung modellmäßig untersucht werden kann. Außerdem sollen mit dem "Projekt Kulmbach" die Anwendungsmöglichkeiten der erarbeiteten Konzepte im praktischen Routinebetrieb studiert werden.

Überbetriebliche Aufgaben

Schließlich will das BMFT auch die überbetrieblichen Organisations- und Managementaufgaben bei der medizinischen Versorgung verbessern. Mit den entsprechenden Förderungsmaßnahmen, die allerdings erst anlaufen. soll vor allem die Informationsgewinnung und -übertragung sowie die Qualität der Informationen verbessert werden. Im Rahmen dieser überbetrieblichen Aufgaben ist auch das Demonstrations-Projekt DOMING ("DV-Einsatz zur Lösung überbetrieblicher Organisations- und Managementaufgaben durch Integration des normierten Informationsflusses zwischen verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitswesens") zu sehen, für das im Laufe von sechs Jahren etwa 60 Millionen Mark aufgebracht werden sollen. Mit dem Senator für Gesundheit und Umweltschutz in Berlin wurde bereits das erste Teilprojekt in Angriff genommen. Es geht dabei um eine Fülle von Einzelvorhaben. Zum Beispiel um den von einem Computer gesteuerten zentralen Bettennachweis, um die zentrale Planung des Krankentransportes sowie um einen institutionalisierten Datenaustausch mit Krankenkassen. Vorgesehen ist auch eine zentrale Sammlung medizinischer Befunde und Krankenberichte sowie die Erfassung und Auswertung medizinischer Daten aus den angeschlossenen Gesundheitseinrichtungen.