Forschungszentrum der Bayer AG. Wuppertal:

Datensammelsystem wird zum Informationssystem

04.04.1976

Eine Vielzahl von klinischen Studien für die Erprobung neuer Indikationen bereits registrierter Präparate führt die Bayer AG Leverkusen jährlich im In- und Ausland durch.

Mit Datenerfassung allein war es nicht mehr getan

Mit steigendem Datenanfall wuchs auch die Schwierigkeit: Alle Versuche müssen durch

die häufig nicht EDV- geübten Prüfer oder Fachabteilungen dokumentiert werden.

Anschließend werden die Daten vor bereitet und erfaßt, "Ungereimtheiten" abgeklärt, die

Informationen nach anerkannten statistischen Verfahren ausgewertet und eine abschließende

Analyse erstellt. Um die Termine zu halten und Fehlerfassungen möglichst weitgehend

auszuschalten, sollte die RJE-Station Data 100 70/2 durch ein echtes Informationssystem

ersetzt werden.

Werner Kraft, zuständig für EDV-Fragen in der Pharmaforschung, Abteilung Biometrie,

hoffte, eine preisgünstige Lösung wiederum in der Kategorie der intelligenten

Datensammelsysteme zu finden. Sie wurde, mit Hilfe des Rechenzentrums in Leverkusen,

gefunden: "Nach umfangreichen Vergleichen - auch von MDT-Systemen haben wir - wieder -

ein Data 100-System eingesetzt, und zwar wurde die Key-Batch-Version Data 100/74 für unsere Zwecke sozusagen 'mißbraucht'."

Selbst der Hersteller war skeptisch, heute jedoch erfüllt die Anlage sämtliche Anforderungen,

die bei der Planung von uns an ein Informationssystem gestellt wurden: "Und preisgünstiger als

jede andere IMS-Version".

Lebenswichtige Kontrolle

Über die heute installierten drei Bildschirme - es sollen noch zwei folgen - werden anfallende Daten sofort bei der Eingabe mit problemorientierten Erfassungsformaten geprüft, einmal durch eine Bereichsabfragemöglichkeit, die unmittelbar zu einer Fehlermeldung führt oder durch bestimmte logische Verknüpfungen, bei deren Nichterfüllung eine weitere Verarbeitung blockiert wird.

Die gute Führung bei der Erfassung durch die einmal formulierten Erfassungsformate macht es möglich, über Remote-Bildschirme größere Datenmengen auch von EDV-ungeübten Kräften gleich dort eingehen zu lassen, wo sie anfallen. Dadurch, daß mögliche Fehler sofort an Ort und Stelle durch die oben beschriebenen Kontrollen erkannt und anschließend geprüft werden können, wird sieh die Sicherheit weiter erhöhen. "Und gerade sie ist - nicht nur für uns - lebenswichtig, wenn man bedenkt, auf welchem Gebiet wir tätig sind."

Neue Studien werden noch besser

Der neu eingerichtete Informationspool enthält, im Dialog ständig ergänzt, den aktuellen Stand aller Untersuchungen. Er dient zur Überwachung der Termine und hilft durch gezielte Vorinformation aus bereits durchgeführten Studien, die sieh der Wissenschaftler selbst am Bildschirm erarbeiten kann, die Fragestellung der neuen Untersuchungen effektiver zu gestalten oder deren Zahl zu reduzieren.

Einen großen Vorteil des neuen Systems sieht Kraft auch darin, daß der "Input" der im Ausland durchgeführten Studien jetzt weitgehend normiert ins Haus fließt:

"Nachdem die Mitarbeiter dort aus unserer Information selbst Nutzen ziehen, sind sie viel stärker motiviert. ihre Daten bei uns abzuliefern."

Durch den vermeintlichen "Mißbrauch" des Datensammelsystems scheint Bayer den Hersteller tatsächlich in eine, Marktlücke" geschubst zu haben: Bereits in Kürze will Data l00 das Key-Batch-System um zwei "größere Brüder" erweitern: Ein neuer Bildschirm hat statt 256 das große Format von 1920 Zeichen, der zum Datensammeln ausersehende Plattenkapazität von 5 Mio. wird eine Version mit 10 Mio. hinzugefügt - ausreichend für ein Informationssystem.

Meßbare Vorteile des Angebotes

Die Zielsetzung, möglichst viele periphere Funktionen am einzigen zentralen Computer abzuwickeln wich längst dem Off-Line-Gedanken der sieh wegen der ungewollten Reduzierung der Durchsatzraten aufgrund von überlasteten Hardware-Konfigurationen, die damals häufig anzutreffen waren, gegen den Widerstand der Groß-Computer-Hersteller schnell durchgesetzt hat. Wurden zunächst von allem einzelne Spezialgeräte für Off-Line-Funktionen wie Drucken, Datenfernübertragung und Media-Konvertierung eingesetzt, so ist mit dem Angebot von peripheren Processor-Systemen ein neuer Trend entstanden.

Das Periphere Processor-System kann zunächst einmal all die Funktionen der einzelnen Off-Line-Spezialgeräte abdecken und in einem System, das auch Parallelarbeit erlaubt, zusammenfassen. Ein derartiger ,.Lastesel" ist aufgrund seiner Hardware- und Software-Eignung nicht nur in der Lage, den Hauptcomputer durch die Übernahme von peripheren Massenarbeit zu entlasten. Es muß a]s obligates Ergänzungssystem eingestuft werden, das in Arbeitsteilung mit dem Hauptcomputer durch seine Rechenfähigkeit und schnelle Ein-/Ausgabe dazu beiträgt, die EDV einfacher, sicherer und wirtschaftlicher zu gestalten.

Die aus dieser Konzeption dem Hauptcomputer-Umsatz erwachsende Konkurrenz und die Fortentwicklung der Hardware- und Software-Technologie führten zur Wiederbelegung des On-Line-Trends, der auch heute nur in seltenen Fällen organisatorisch erforderlich ist und wirtschaftlich fast nie gerechtfertigt werden kann. Es lohnt sieh, darüber nachzudenken, ob nicht ein System für Datenerfassung und/oder kompatible Datenfernübertragung und/oder Datenaufbereitung vor und nach der Datenverarbeitung im Hauptcomputer die bessere Alternative ist.

Auszug aus der MDS-Hauszeitschrift MDS-Recorder.