Datenrettungssoftware im Test: R-Studio 4.0

07.11.2007
Von Georg Mauritz
Das Unerase-Tool R-Studio 4.0 kann Dateisystem-Metadaten suchen und bietet obendrein eine Imaging Funktion.

Durch Benutzerfehler oder Virenan-
griffe verlorene Daten zu retten, ist die Aufgabe von R-Studio 4.0. Das Tool sucht entweder per MFT-Analyse (Master File Table) gleich nach wiederherstellbaren Dateien oder scannt Laufwerke und Partitionen mittels Sektor-basierter Analyse. Dabei ist R-Studio 4.0 mit zwei Minuten für 1 GB und nur knapp sieben Minuten für 10 GB im Test angenehm schnell.

Mit einer Notfall-CD oder zwei Disketten, die erst mit dem Extratool Startup-Media-Creator erstellt werden müssen, lassen sich auch stark beschädigte und nicht mehr startende Systeme booten. Dann können Anwender versuchen, den PC zu retten, indem sie Metadaten wie Master Boot Record (MBR), Master File Table (MFT) oder NTFS- und FAT-Dateisystemstrukturen wiederherstellen. Der integrierte Hex-Editor erlaubt zudem, beschädigte Metadaten manuell zu korrigieren. Das ist zwar nützlich, jedoch nur von erfahrenen Experten zu bewältigen. Die aber bekommen eine Menge hilfreicher Detailinformationen über die Konfiguration gefundener Partitionen, Dateisysteme und Datenbereiche.

Neu und für alle Nutzer hilfreich: Bit-genaue Images von Partitionen sichern alle Sektoren. Werden diese Images auf externen Medien gespeichert, kann dort die Datenrettung erfolgen – ohne Gefahr, weitere Schäden anzurichten. Die Partitionsabbilder sind einfach per Schieberegler komprimierbar und lassen sich mit einem Passwort schützen. Bevor Anwender sämtliche gefundenen Daten wiederherstellen, können sie einzelne Dateien in virtuellen Objekten (etwa einem virtuellen Laufwerk) suchen. Teilweise zerstörte Dateinamen sind während der Wiederherstellung zu korrigieren oder werden automatisch mit Sonderzeichen markiert.

R-Studio kommt in Version 4.0 mit mehr Dateisystemen als bisher zurecht. Neben FAT 12/16/32 und NTFS/5 sowie EXT2/3 und UFS1/2/Big Endian unterstützt das Tool jetzt auch HFS und HFS+, so dass es per Boot-CD auch Daten von Intel-Macs rettet, deren APM (Apple Partition Map) erkannt wird.

Enttäuscht im Format-Test: Beim Test der tatsächlichen Datenrettung hinterlässt R-Studio 4.0 nur einen befriedigenden Eindruck. Nach einfachem Löschen per Windows-Explorer stellt es alle ursprünglich auf einem 512 MB-USB-Stick vorhandenen Daten wieder her. Unter „Extra gefundene Dateien“ listet es 188 zusätzliche Fragmente auf, meist Teile von DOC-Dateien, die es als TXT speichert. Nach knapp einer Minute Scannen und zwei Minuten Wiederherstellen ist dies ein gutes Ergebnis.

Der Anbieter stellt jedoch auch die Datenrettung nach Formatierung und Dateisystemwechsel in Aussicht. Und hier patzt R-Studio im Test mit USB-Stick und mit einer 10-GB-Partition auf der Festplatte. Schon bei einfacher Formatierung lassen sich keine Daten mehr finden. Gleiches gilt für die Analyse nach dem Wechsel des Dateisystemformats, etwa von FAT 16 auf FAT 32 oder von FAT 32 auf NTFS. Auch das wiederholte Scannen mit variierten Parametern bringt kein besseres Ergebnis.

Allein nach einem Quickformat findet R-Studio noch zahlreiche ZIP-, Grafik-, Text- und EXE-Dateien, die es auch wiederherstellt. Etwa ein Dutzend Dateien, darunter ebenfalls ZIP-, EXE- und DOC-Dateien, bleiben jedoch verschwunden. In einigen Tests verwirrte zudem die Anzeige gefundener Daten: So wollte R-Studio auf einem 512-MB-USB-Stick Dateirelikte in der Größe von 127,6 GB gefunden haben.

Fazit: Die Bedienung ist komplex. Umständlich ist, dass Programm, erweiterter Dateiviewer (für etwa 450 Formate und Varianten) sowie Startup-Media-Creator einzeln installiert werden müssen. Die Rettung von Dateien nach Formatiervorgängen überzeugte im Test nicht. Für die Remote-Datenrettung ist eine spezielle Netzwerk-Version (180 Euro) notwendig.

Alternative: O&O Rescuebox 4.1 (www.oo-software.de) für 100 Euro. Wer versehentlich gelöschte Dateien sucht, findet in PC Inspector Filerecovery 4.0 ein gutes Gratis-Tool für Windows XP (www.pcinspector.de).

BEWERTUNG

Leistung (50%): Note 3,0
Bedienung (35%): Note 3,5
Dokumentation (5%): Note 2,0
Installation/De-Installation (5%): Note 2,5
Systemanforderungen (5%): Note 1,0

GESAMTNOTE: 3,0

Anbieter:

Haage & Partner

Weblink:

www.haage-partner.de

Preis:

80 Euro

Betriebssysteme:

Windows 95, 98/ME, 2000, XP, Vista

Plattenplatz:

60 MB (Komplettinstallation)