Datenrettung: Der letzte Strohhalm

29.05.2002
Von Sabine Ranft
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wenn der Computer die Festplatte nicht mehr erkennt, das Laufwerk seltsame Geräusche von sich gibt oder der Anwender aus Versehen Daten auf dem Server gelöscht hat, ist guter Rat teuer. Den letzten Hoffnungsschimmer bieten oft Tools zur Datenrettung. Doch Vorsicht! Nicht immer ist ihre Anwendung ratsam, und auf jeden Fall sind einige Dinge zu beachten.

Eine Festplatte mit Wasserschaden sollte nicht getrocknet, sondern einfach luftdicht verpackt an einen Dienstleister eingeschickt werden. In so einem Fall ist keine Selbsthilfe möglich. (Foto: Ontrack)

Niemand ist vor dem Verlust von Daten gefeit - auch gestandene Unternehmen nicht. Karl-Friedrich Flammersfeld, Geschäftsführer der auf Datenrettung spezialisierten Ibas Deutschland GmbH in Hamburg, beschreibt einen typischen Fall: „Ein Kunde hat bemerkt, dass eine Platte des Raid-Systems kaputt gegangen ist und seinen Service-Techniker informiert, frei nach dem Motto: Du musst das mal reparieren, aber noch funktioniert es ja ...“. Noch bevor der Techniker die erste Platte inspiziert hatte, gab auch die zweite (baugleiche!) ihren Geist auf - innerhalb von 24 Stunden. Damit war das Raid-System tot. Vermutete Ursache: Verschleiß, berichtet der professionelle Datenretter.

Während hier der Zufall Regie geführt hat, ist anderswo die Nachlässigkeit der Anwender schuld. Insbesondere mittelständische Unternehmen legen das Backup oft in fremde Hände. Im Regelfall erstellt der Dienstleister dabei ein Konzept, das dann umgesetzt wird. Im Laufe der Zeit kommen aber neue Laufwerke und Verzeichnisse hinzu, die im ursprünglichen Plan nicht berücksichtigt wurden. Häufig denkt der Anwender dann gar nicht daran, dass diese Elemente nicht gesichert werden, weil sie nicht in die Backup-Routine aufgenommen wurden. Fällt ausgerechnet eines dieser Laufwerke aus, steht der Betroffene ziemlich im Regen.

Die Ursachen für den Verlust von Daten sind vielfältig: 45 Prozent aller Fälle verschulden Benutzer durch eigene Fehler. 18 Prozent gehen auf das Konto von Systemausfällen, 17 Prozent auf das von Software- und acht Prozent auf Hardwarefehler zurück. Virusbefall schlägt nach Angaben des Marktforschungsunternehmens TIP mit zehn Prozent aller Fälle zu Buche. Naturkatastrophen wie Wasser- und Brandschäden sind mit einem Anteil von zwei Prozent eher selten.