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"Datenprobleme": Qwest-Agenten erhielten nur einen Teil ihrer Provisionen

24.06.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - US-Presseberichten zufolge hat der angeschlagene Carrier Qwest in den vergangenen sechs Monaten rund 1500 Handelsvertretern einen Teil ihrer regelmäßigen Kommissionen vorenthalten. Ein betroffener Mitarbeiter des US-Unternehmens erklärte gegenüber dem "Wallstreet Journal", dass die Provisionszahlungen rund 75 Prozent seiner Einkünfte ausmachen. Nachdem er in der letzten Zeit jedoch nur die Hälfte der üblichen Vergütungen erhalten habe, drohe ihm seine Bank mit Zwangsvollstreckung. Einige Agenten gehen davon aus, das ihr Arbeitgeber das Geld absichtlich zurückhält, um seinen Liquiditätsstatus zu verbessern.

Der Vorwurf ist nicht völlig aus der Luft gegriffen: Qwest ist mit rund 26 Milliarden Dollar verschuldet und versucht derzeit, durch den Verkauf von Vermögenswerten an Barmittel zu kommen. Zu den Schicksalsschlägen der vergangenen Monate zählte, dass Investmentbanken die Kreditwürdigkeit des Konzerns auf den "Junk"-Status zurückgestuft hatten. Außerdem überprüft die US-Börsenaufsicht SEC, ob Qwest in den Jahren 2000 und 2001 seine Umsätze durch den Tausch von Kapazitäten mit anderen Carriern künstlich aufgebläht hat (Computerwoche online berichtete). Seit dem Stopp der umstrittenen Tauschgeschäfte stagniert das Wachstum von Qwest, der Carrier musste seine Umsatzprognosen für dieses Jahr um mindestens eine Milliarde Dollar nach unten korrigieren.

Ein Unternehmenssprecher wies die Anschuldigung zurück, der TK-Konzern würde mit diesem Schritt sein Geld horten. Vielmehr begründete er den Zahlungsverzug damit, dass Qwest zu einem früheren Zeitpunkt in diesem Jahr wegen der Einführung eines neuen Provisionssystems auf die Interimszahlungen ausgewichen sei. Dabei sei es aber zu Verzögerungen bei der Datenübertragung in das neue System gekommen. Inzwischen würden jedoch die meisten Verkaufsagenten etwa 70 Prozent ihrer üblichen Kommissionen erhalten. Die Schulden sollen in den nächsten Wochen beglichen werden. (mb)