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Internet 2008

Datenmissbrauch, Sucht und Wahlkampf

29.12.2008
Von pte pte
Das Internet hat die Medienwelt auch 2008 in Atem gehalten. Schlagworte wie Onlinespionage, Onlinesucht und Onlinewahlkampf sorgten für Aufsehen und hitzige Diskussionen.

Das Internet verändert bekanntlich alles. Nach der Musikindustrie musste sich also auch die Filmwirtschaft 2008 verstärkt mit der digitalen Verbreitung von Inhalten auseinandersetzen. Die politische Berichterstattung erfuhr durch Barack Obamas Internetwahlkampf eine neue Dimension. Und die Werbewelt versuchte im abgelaufenen Jahr angestrengt, sich ein Stück vom großen Social-Networking-Kuchen abzuschneiden. Doch statt klingelnder Kassen brachten die sozialen Netzwerke vielmehr eine Debatte über Privatsphäre, Jugend- und Datenschutz ins Rollen, die nicht zuletzt durch Googles Suchtechniken und Monopolstellung auf dem Markt immer wieder angeheizt wurde.

Die Internet-Supermacht Google hatte in diesem Jahr mit besonders viel medialer Kritik zu kämpfen. Sowohl in Büchern wie Gerald Reischls "Die Google Falle" als auch in wissenschaftlichen Studien wie jener des Informatikers Hermann Maurer von der TU Graz wurde vor der Übermacht und der fragwürdigen Datenschutzpolitik des Konzerns gewarnt. Zudem sorgten Produkte wie Google Street View und Google Earth aufgrund der detailgetreuen Abbildung von Gebäuden und Straßenzügen für Diskussionsstoff. Der bei den Nutzern ungebrochen populäre Internetriese musste sich angesichts seiner Datensammelwut - etwa auch beim überraschenden Launch des eigenen Browsers Chrome - mehr als einmal die Frage gefallen lassen, wie weit die Personalisierung von Diensten und der anonymisierte Handel mit persönlichen Daten gehen darf.

Soziale Netze

Erstmals erlebten 2008 auch Personensuchmaschinen wie 123People einen wahren Boom und gerieten damit von Beginn an ebenfalls ins Visier der Datenschützer. Nicht zuletzt verhalfen auch beliebte Social Networks wie Facebook, MySpace & Co. dem Sammeln und Verknüpfen persönlicher Daten zu Höhenflügen. Standardisiert lässt sich auf den meisten Plattformen jede noch so unbedeutende Aktion der anderen Mitglieder haarklein mitverfolgen, sofern die Privateinstellungen nicht auf die höchste Stufe gefahren werden.

Für weniger Furore als erhofft sorgten die sozialen Netzwerke hingegen in der Werbebranche. Zwar wurden allerorts Anstrengungen unternommen, den Boom auch in bares Geld zu verwandeln, doch den richtigen Schlüssel zum Erfolg hat bislang niemand gefunden. Zuletzt unternahm Facebook einen neuen Anlauf, um mit interaktiver Werbung mehr Geld zu verdienen, die Effektivität von Anzeigen in diesem Umfeld steht jedoch weiterhin in Frage. Denn die Akzeptanz von Werbung ist bei den Nutzern der Online-Netzwerke relativ gering. Dabei setzt die Werbewelt gerade angesichts der Wirtschaftskrise und der schlechten Aussichten auf das kommende Jahr besondere Hoffnungen in den Bereich Onlinewerbung, der als einer der wenigen zulegen soll. Ob sich Social Networks 2009 lukrativer als bisher erweisen werden, bleibt allerdings abzuwarten.