Mixware im Kommunalen Rechenzentrum Niederrhein:

Datenlawine - und noch gespart

14.03.1975

Allein durch den Einsatz von Mixed-Hardware werden im Kommunalen Rechenzentrum Niederhein (KRZN) in Moers jährlich genau 93 960 Mark eingespart. Für die derzeitige gemixte Maschinenkonfiguration müßte EDV-Chef Coenen bei IBM monatlich 7830 Mark mehr ausgeben: eine Zentraleinheit IBM 370/145 mit 512 K, eine Konsole 3215, zwei Drucker 1403 Nl, ein Lesestanzer 2540, ein Seitenleser 1288, acht Laufwerke BASF 6230 (je 100 Millionen Bytes), neun Laufwerke 6214 (je 29,17 Millionen Bytes), drei Bandlaufwerke 6345 (200 KB/S) und eine DFÜ-Steuereinheit 1270 von Memorex.

Das KRZN ist der Arbeitsgemeinschaft Kommunale Datenverarbeitung angeschlossen, in der mehrere Großstädte und Kreise auf dem Gebiet der ADV zusammenarbeiten. Hauptaufgabe ist die Entwicklung oder der Kauf von Programmen für die maschinelle Bearbeitung von Verwaltungsangelegenheiten sowie Beratung der Verbandsmitglieder in Fragen der Organisation und Datenerfassung.

Unterschiedlichste Anwendungen

Neben dem Einwohnermeldewesen für insgesamt 1152 900 Einwohner verarbeitet das KRZN noch alle DV-Aufgaben für 23 Krankenanstalten, 18 Versorgungsunternehmen sowie 15 nicht zur Region gehörende Gemeinden Städte und sonstige Unternehmen. Coenen: "ln unserem Rechenzentrum laufen Daten der unterschiedlichsten Anwendungsbereiche zusammen: Sozialwesen, Krankenhauswesen, Schulverwaltung, Büchereien, Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen, Personalverwaltung, Bau- und Liegenschaftswesen und Energieversorgungsunternehmen wollen von unserem 55-Mann-Team bedient werden".

Um diese komplexen Aufgabengebiete zeitnah und Kostengünstig durchführen zu können, hat sich das KRZN zur Datenfernverarbeitung entschlossen. Coenen hofft, damit die wesentlichen Forderungen erfüllen zu können:

- zeitnahe Erledigung der übertragenen Aufgaben bei der jeweiligen Verwaltung. Selbst mit umfangreichem Kurierdienst zu Anwendern, die teilweise bis zu 70 Kilometer vom zentralen RZ entfernt sind, war dieses Problem nicht zu lösen.

- Alleinige Verantwortung des Anwenders für die Informationen. Die Datenfernverarbeitung bietet dem Anwender die Möglichkeit seine Daten jeweils selbst zu verwalten. Änderungen und Fehlerbereinigung können erledigt werden, ohne daß weitere eventuelle Fehlerquellen wie Lochraum und Arbeitsvorbereitung dazwischengeschaltet sind.

- Verbesserte Qualität der Datenermittlung und Datenerfassung durch unmittelbare Überprüfung der eingegebenen Daten Ein im intelligenten Terminal gespeichertes Prüfprogramm führt eine weitgehende formelle Überprüfung der eingegebenen Informationen durch und weist fehlerhafte Eingaben sofort zurück.

Serieller Einsatz der Datenfernverarbeitung

Um auch hier kostengünstig zu arbeiten, hat KRZN kein eigenes Verfahren der Datenfernverarbeitung entwickelt und durch das Anmieten des Software-Paketes Task Master 50 000 Mark für zwei Mann-Jahre Eigenprogrammierung plus die Kosten für die Programmpflege eingespart. Task Master erhält laut Coenen die volle Flexibilität bezüglich der Wahl von Programmiersprachen Betriebssystemen, Terminals und sonstigen TP-Einrichtungen. Im Rahmen der Task-Master-Anwendungen liefert das Paket Statistiken über Verarbeitungs- und Antwortzeiten. "Eine solche Lösung war im eigenen Hause nicht zu erreichen, weil die vorhandenen Mitarbeiter auf längere Zeit für bestimmte andere Aufgaben eingesetzt sind und das Einstellen neuer Arbeitskräfte so schnell aus Kostengründen nicht zu realisieren ist", erklärte Coenen.

On line oder off line?

Bei der Konzeption der Datenfernverarbeitung für das KRZN standen die beiden Betriebsarten on line und off line zur Diskussion. Bei der on line-Lösung sind die Übertragungswege mit dem EDV-System verbunden und werden direkt von der Zentraleinheit gesteuert. Mit der zur Zeit verfügbaren Kernspeicherkapazität von realen 512 K wäre ein Dialog-Betrieb nur in reduziertem Umfang möglich. Ausschlaggebend für die Wahl eine off line-Verfahrens war für Coenen. daß beim on line Verfahren ein leistungsfähiges Datennetz vorausgesetzt wird, das als Übertragungsleitungen festgeschaltete Fernsprechstromwege oder Breitbandleitungen verwendet, die höhere Übertragungsraten als 1200 Bits pro Sekunde zulassen, wie sie zur Zeit bei Wählleitungen im öffentlichen Fernsprechnetz zur Verfügung stehen. Coenen argumentiert: "Gegenwärtig wäre ein solches Datennetz mit Hauptanschlüssen für Direktruf technisch kaum zu realisieren, weil die Deutsche Bundespost nicht in der Lage sein wird kurzfristig alle erforderlichen Leitungen bereitzustellen". Da der off line-Betrieb keine besonderen Anforderungen an das EDV-System stellt und für die Lösung der Probleme ausreicht, arbeitet das KRZN ausschließlich mit dieser Lösung.

Voll ausgebucht

Helmut Coenen: "Unsere Ziele für die Zukunft sind, alle unsere Anwender mit den Möglichkeiten zu versorgen, die wir im RZ zur Verfügung haben". Auf der anderen Seite. betont er, wolle das KRZN ein Krankenhaus-lnformationssystem entwickeln. Geschätzter Aufwand fünf bis sechs Jahre: "ln diesem Zeitraum bin ich voll ausgebucht".