CW-Kolumne

Datenkraken im Energienetz

14.10.2011

Windkraftparks, Solarzellen, Wasserkraftwerke - das sind die Bilder, die einem in den Sinn kommen, denkt man an die von der Bundesregierung beschlossene Energiewende. Der Schwenk zu erneuerbaren Stromquellen ist aber auch ein Datenschutzthema, denn die Wende ist ohne erheblichen Einsatz von Datenverarbeitung nicht machbar. Die mit Wind und Sonne erzeugte Energie ist volatil. Smart Grids und Smart Meter sollen helfen, Verbrauch und Produktion anzugleichen. Dazu müssen die Energiequellen und Transportnetze um IT-Systeme erweitert werden, die Messdaten nahezu in Echtzeit übertragen und auswerten.

Bedenklich wird es, wenn Smart Grids bis in die Haushalte hineinreichen. Die Versorger möchten gerne auf Geräte in Haushalten zugreifen, um sie je nach Energieangebot zu- und abzuschalten. Kunden, die ihren Lieferanten diese Freiheit gewähren, werden mit günstigen Tarifen belohnt. Der Smart Meter erfasst dazu genau den Energieverbrauch. Die Daten kann der Kunde jederzeit abrufen - auf der Website des Versorgers.

Auf diese Weise können die Energiekonzerne zu Datensammlern werden, die tie-fer in das Alltagsleben der Bevölkerung eindringen, als es Firmen wie Google, Apple, Facebook und Microsoft vermögen. Die minuten- oder gar sekundengenaue Abrechnung des Stromverbrauchs lässt Rückschlüsse darauf zu, wie viele Bewohner im Haus sind, wann sie kochen, zu Bett gehen oder außer Haus sind. Forscher der FH Münster konnten anhand von Verbauchsdaten sogar das eingeschaltete Fernsehprogramm bestimmen.

Der digital erhobene Wasser- und Gasverbrauch, der streng genommen künftig auch mittels Smart-Meter-Installationen erfasst werden soll, treibt die Transparenz auf die Spitze. Die Datenschutzbehörde aus Schleswig-Holstein verweist denn auch schon auf das so genannte Granufink-Problem: Ein hoher Wasserverbrauch in der Nacht lasse auf eine schwache Blase schließen. Was wir daraus lernen können? Ein wirksamer Datenschutz ist in Zeiten der Energiewende wichtiger denn je.