Google bevormundet seine Kunden
Unterm Strich ist Googles größtes Problem allerdings, dass der Suchmaschinenanbieter nicht wie ein kundenorientiertes Unternehmen handelt. Anbieter wie Salesforce, Microsoft oder Amazon stellen sich ganz anders auf. Ganz im Gegenteil, Google versucht ständig seine Nutzer zu bevormunden und ihnen aufzuzwingen wie und nach welchen Regeln sie zu handeln haben. Das mag bei technisch nicht versierten Privatnutzern vielleicht funktionieren. Schließlich sind die Alternativen sehr gering. Mit erfahrenen Administratoren, CIOs und Entwicklern kann man so langfristig allerdings nicht umgehen.
- Elastic Compute Cloud
EC2 stellt virtuelle Rechner bereit, die über eine Web-Oberfläche administriert werden. So lassen sich beispielsweise (Server-)Instanzen auf Basis ausgewählter Images starten, die Zugangsberechtigungen verwalten und die jeweils benötigten Ressourcen zuteilen - Simple Storage Service
Bei Amazon S3 handelt es sich um mietbaren Online-Speicher. Er bietet eine einfache Web-Service-Schnittstelle zum Speichern und Abrufen von Daten, und zwar nicht nur von EC2 aus, sondern von jedem Rechner im Internet. - Elastic Block Store
EBS stellt hochverfügbare Volumes für EC2-Instanzen bereit, die innerhalb der virtuellen Maschinen als Gerät angesprochen werden können. - Identity and Access Management
IAM regelt den Zugriff auf die meisten AWS-Dienste, darunter EC2, S3, SimpleDB, Auto Scaling, CloudFormation oder CloudWatch. Wie andere Verzeichnisdienste führt es die Konten für Benutzer, die man in Gruppen organisieren kann. Über Identity Federation unterstützt es ein Single-Sign-on für Konten eines Active Directory. - Virtual Private Cloud
VPC stellt via VPN eine sichere Verbindung zwischen der internen IT eines Unternehmens und einem isolierten Netzwerkbereich bei Amazon her. Es erlaubt die Anwendung von internen Sicherheitssystemen (Firewalls, Intrusion Detection etc.) auf die AWS-Ressourcen. - Relational Database Service
RDS ist ein Web-Service zum Einrichten und Betreiben einer relationalen Datenbank in der Cloud. Er bietet vollen Zugriff auf die Funktionen von MySQL und Oracle 11g. Im Gegensatz zu einer Datenbank, die man selbst in einer EC2-Instanz betreibt, übernimmt Amazon bei RDS das Patch-Management und das Backup. - DynamoDB
Dieser Service bietet eine NoSQL-Datenbank in der Cloud, die unbegrenzt große Datenvolumina automatisch partitionieren und auf mehrere Server verteilen kann. Außerdem repliziert sie die Daten zwischen mindestens drei der international verteilten Rechenzentren von Amazon, um Ausfallsicherheit zu gewährleisten. - CloudSearch
Dabei handelt es sich um eine Suchmaschine, die über ein einfaches Web-API in die eigenen Anwendungen eingebunden wird und die zu S3 hochgeladenen Dokumente durchsuchen kann. - Simple Workflow Service
Er gibt Entwicklern die Möglichkeit, Abläufe und komplexere Geschäftslogiken in Cloud-Anwendungen abzubilden. Die Workflows lassen sich auch von Applikationen abarbeiten, die in den Unternehmen laufen. - CloudWatch
Amazon offeriert damit einen Monitoring-Service, der EC2-Instanzen, EBS-Volumes, Elastic Load Balancers und RDS-Instanzen in Echtzeit überwachen kann. - CloudFormation
Dieser Dienst eignet sich dafür, eine Sammlung von AWS-Komponenten zu definieren und sie automatisch in einer vorbestimmten Reihenfolge bereitzustellen. - Elastic Beanstalk
Es handelt sich dabei um einen Mechanismus für das Deployment von Java-Applikationen. Er kümmert sich etwa um das Kapazitäts-Management, Load Balancing, Auto Scaling und Health Monitoring.
Ein Zeichen dafür sind die oben angesprochenen Nutzungsbedingungen der Google Cloud Platform. Aber auch Googles Umgang mit den Kunden im Rahmen von Portfoliobereinigungen der eigenen Services zeigt, dass Google noch lange nicht in der Welt der Enterprise-IT angekommen ist. Dienste kurzfristig abzuschalten, ohne eine echte Alternative anzubieten (wie etwa mit dem Google RSS Reader geschehen), ist in der Welt der Unternehmens-IT nicht akzeptabel.
Im Rahmen vieler Gespräche mit CIOs und IT-Entscheidern im Mittelstand, hat sich für Crisp Research klar gezeigt, dass langfristiges Commitment und somit die Aufrechterhaltung der Services ein absolut kritischer Punkt für die Anwender ist.
Für Unternehmen ist die Google Cloud Platform derzeit irrelevant
Google hat, auf Grund seiner App Engine, definitiv eine große Verbreitung in der Entwickler Community. Für Workloads von Unternehmen ist die Google Cloud Platform aber derzeit keine Option und kann nicht mit Angeboten von Amazon AWS, IBM Softlayer oder Microsoft Azure mithalten.
Entwickler und Startups sind eine nicht zu unterschätzende Kundengruppe. Aber das große Geld wird bei den Unternehmenskunden verdient. Damit ist es nicht nur für Google sondern auch für AWS wichtig, sich auf die Bedürfnisse der Geschäftskunden einzurichten und mit entsprechenden Services und Lösungen zu reagieren. Amazon AWS hat dies mit CloudTrail und WorkSpaces verstanden ( siehe Die Amazon Web Services greifen nach der Enterprise IT. Ein Realitätscheck).
Von Google sind bisher keine Ansätze zu erkennen. Das gilt ebenfalls für die doch sehr Google-native App Engine. Andere PaaS-Angebote wie Red Hat OpenShift oder IBM BlueMix sind deutlich offener gestaltet und passen besser in die Cloud-Strategie von Unternehmenskunden.
Weiterhin ist es wichtig eine horizontale Variationsvielfalt zu bieten. Google als auch Amazon bieten ausschließlich Public Cloud. IBM und Microsoft sind hingegen in der Lage, sowohl Public- als auch Private- und Hybrid-Clouds anzubieten und das inklusive weiteren Dienstleistungen und Professional Services. Das bedeutet, dass beide Unternehmen in der Lage sind auf die Deployment-Anforderungen und Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen zu können, wodurch die horizontale Angebotsbreite das Maximum im Markt bietet.
Google ignoriert Bedenken der Kunden
Trotz angeblich 4,75 Millionen aktiven Applikationen und täglich 6,3 Billionen Datenabfragen, ist die Google Cloud Platform derzeit keine Option für Unternehmenskunden. Nicht nur die Nutzungsbedingungen zeigen, dass Google die Bedenken rücksichtslos übersieht und versucht, seine eigenen Interessen uneingeschränkt durchzusetzen.
Anbieter wie IBM, Microsoft und Amazon sind deutlich näher an den Kunden und verstehen deren Bedürfnisse. Google geht es im Online-Werbegeschäft derzeit immer noch zu gut. Das Cloud-Business macht derzeit deutlich weniger als ein Prozent des Konzernumsatzes aus und ist noch lange nicht profitabel. Google muss sich weiterhin deutlich zu seinem Cloud-Portfolio bekennen, eine klare Roadmap aufstellen und sich ebenfalls daran halten. Nur so kann der Suchmaschinenriese Vertrauen bei seinen Cloud-Kunden aufbauen. (jha)