Bedenklicher Status

Datenhygiene oft Nebensache

22.10.2009
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Stiefkind Datenhygiene

Anlass dafür Qualitäts-Initiativen gibt es genug: Der "Data Quality Check 2008" des Instituts für Business Intelligence der Steinbeis Hochschule Berlin, der Deutschen Gesellschaft für Informations- und Datenqualität in Stuttgart und des Wolfgang Martin Teams förderte zu Tage, dass nur rund ein Viertel der Unternehmen die eigene Datenqualität als "gut" oder "sehr gut" einstufen. 40 Prozent bescheinigen sich selbst ein befriedigendes Qualitätsniveau, 22 Prozent halten es für ausreichend und sieben Prozent beurteilen es als mangelhaft.

Nach einer früheren Befragung von Omikron scheint selbst das noch eine eher optimistische Einschätzung zu sein. Danach gab jedes zweite Unternehmen eine Fehlerquote von mindesten 20 Prozent an, in jedem sechsten Unternehmen lag die Quote sogar bei mehr als 30 Prozent. Nur sieben Prozent der befragten Firmen gaben zu Protokoll, dass ihre Kundeninformationen nahezu vollständig und fehlerfrei seien.

Bei knapp zehn Prozent der Unternehmen sind Maßnahmen zur Verbesserung der Datenqualität teilweise oder ganz dem Rotstift zum Opfer gefallen. (Quelle: Omikron)
Bei knapp zehn Prozent der Unternehmen sind Maßnahmen zur Verbesserung der Datenqualität teilweise oder ganz dem Rotstift zum Opfer gefallen. (Quelle: Omikron)
Foto: Omikron

Dabei sind es nicht nur die Dubletten in den Kundenstammdaten, die beim Mailing doppeltes Porto verursachen und beim Kunden einen peinlichen Eindruck hinterlassen. Auch die Anrede "Sehr geehrter Herr Einkaufsabteilung" wird nicht überall als Empfehlung verstanden, besonders wenn sich der Fehler hartnäckig bei jedem Anschreiben wiederholt. Nach Einschätzung von Kraus ist hier kaum mit einer schnellen Verbesserung zu rechnen: "Der Handlungsbedarf ist in vielen Unternehmen zu groß, das dürfte keine realistische Erwartung sein", äußert er sich skeptisch.

Gewichtiger sind noch die Bedenken, die die Befragten des "Data Quality Check" zu Protokoll gaben: 72 Prozent der Firmen klagen über den Zeitaufwand bei der Fehlerbeseitigung, der Hälfte machen die Zusatzkosten Sorgen, die bei der nachträglichen Einführung neuer Systeme und Prozesse entstehen. Als wichtigste Applikationen, bei denen das Datenqualitäts-Management eine zentrale Rolle spielt, nannten die Unternehmen ERP, CRM und Data Warehouse.