Isogen bei Vorwerk

Datenbanksystem ohne größeren Computer

11.12.1974

WUPPERTAL - "Hier wurde das Prinzip durchbrochen, daß mehr Leistung mehr Maschineneinsatz erfordert, berichtet Michael Bauer von der Zeda, Gesellschaft für Datenverarbeitung und EDV-Beratung, über die neue Datenbank-Lösung für die Multigesellschaft Vorwerk & Co., Wuppertal, denn mit der Datenbank-Software Isogen konnte ein komfortableres Verarbeitungskonzept mit weniger Maschinenzeit realisiert werden.

Ende September 1974 wurden die Umstellungsarbeiten für eine integrierte Auftragsabwicklung der Vorwerk-Teppichwerke auf Datenbank-Basis abgeschlossen. Die ersten Erfahrungen aus der Alltagspraxis übertrafen die Erwartungen (Produktionsstätten in Gehrden, Hannover, und Hameln, Jahresproduktion von elf Millionen Quadratmetern Teppich).

10 Prozent mehr Umsatz trotz rückläufiger Konjunktur

Um die Kunden besser zu bedienen und dem wachsenden Konkurrenzdruck begegnen zu können, erteilten die Vorwerk-Teppichwerke der EDV-Dienstleistungsgesellschaft der Vorwerk-Gruppe, Zeda, Mitte 1971 den Auftrag, ein integriertes Abwicklungssystem zu erstellen. Mitte 1972 wurde mit der Programmierung begonnen.

Da zum Zeitpunkt der Konzeption kein Direkt-Zugriff-Datenbanksystem zur Verfügung stand, das ohne erhebliche Zusatzbelastung der Anlage eingesetzt werden konnte, erfolgte die Speicherung indexsequentiell.

Die erste Lösung stand Februar 1973 - ein Komplex von 82 Batch-Programmen die über Remote Job Entry täglich auf dem Großrechner der Zeda (IBM 370/145 mit 1024 K) in Wuppertal abgewickelt werden: von Auftragseingang, Fertigungsdisposition zur Fakturierung. Ferner tägliche Auswertungen für die Geschäftsführung über Umsätze, Bestände, Auftrage und Deckungsbeiträge.

So konnten die Vorwerk-Teppichwerke durch die schnelle Abwicklung der Aufträge einen 48-Stunden-Liefer-Service einrichten. Damit gelang es ihnen in der wirtschaftlichen Rezession statt eines in der Branche üblichen Umsatzverlustes sogar eine Geschäftsausweitung von zehn Prozent zu erzielen.

Australische Maßschneiderei

Obwohl das neue System wirkungsvoll arbeitete, ergaben sich Probleme, als auf Dialog-Direktverarbeitung umgestiegen werden sollte denn die sporadischen Zugriffe zu den indexsequentiellen Dateien erforderten zuviel Computerzeit und auch häufige Reorganisationsläufe. Deswegen entschied sich Zeda das in Australien entwickelte und bereits erprobte Datenbanksystem Isogen zu übernehmen. Damit wollte die Zeda, die auch Standard-Software-Pakete vertreibt, diese Medizin im eigenen Hause erproben, bevor es Isogen auf den deutschen Markt brachte. Da Isogen ein Programmgenerator ist, der nach einer Datenbankbeschreibung eine individuelle Datenbanksoftware "maßschneidert", können mit dem Paket Systeme ohne unnötigen Ballast erstellt werden.

Für das Datenbank-Design (Entwurf der Datenstruktur und Organisation der Datenbank) wurden drei Wochen benötigt. Dabei wurden redundante Informationen beseitigt und die bisher großen Stammsätze aufgeteilt. Besonders wichtig war der Aufbau von mehreren vorgelagerten Index-Dateien (ein Dateityp unter Isogen), die Auswertungen nach verschiedenen Suchkritierien ermöglichen, ohne daß zusätzliche Sortierungen erforderlich sind.

Die einzelnen Programme konnten weitgehend erhalten bleiben. Lediglich Lese/Schreiboperationen wurden durch Datenbankaufrufe ersetzt. Aufgrund der vereinfachten Datenstrukturen war es sinnvoll, zugleich einige Programme zusammenzuziehen oder wegfallen zu lassen. So wird beispielsweise der Änderungsdienst der zentralen Dateien statt in 15 Stufen nur noch durch ein zentrales Änderungsprogramm durchgeführt. Innerhalb eines halben Jahres wurden die Umstellungsarbeiten abgeschlossen.

50 Prozent weniger Laufzeit

Bereits bei den ersten Vergleichsläufen konnte festgestellt werden, daß trotz einer wesentlichen Verbesserung des Informationsangebotes, keine zusätzlichen Belastungen der Maschine entstehen werden. Der praktische Einsatz aber zeigte erst die tatsächlichen Auswirkungen:

Wie aus der Tabelle hervorgeht, konnte bei 108 identischen Auswertungen die Laufzeit des Gesamtsystems durch Einführung der Isogen-Datenbank um 50 Prozent verringert werden. Zeda-Vorwerker M. Bauer: "Gegenüber dem System mit konventioneller Speicherung ergaben sich die Einsparungen durch Wegfall von Sortierläufen, Sicherungsläufen und Zwischendateien. Im Dialogverkehr arbeiten wir mit Direktzugriff ohne lange Suchoperationen."