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Datenbankgeschäft bringt Oracle-Zahlen auf Touren

16.06.2004
Oracle hat trotz Peoplesoft-Querelen im vierten Quartal seinen Umsatz um neun Prozent gesteigert und mit 46 Prozent einen Rekord bei der operativen Marge erzielt.

Oracles Mühen, den Wettbewerber Peoplesoft zu übernehmen, scheinen das Tagesgeschäft nicht allzu sehr zu belasten. Eher im Gegenteil: Der Softwarekonzern steigerte seinen Umsatz im vierten Geschäftsquartal 2003/04 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um neun Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar. Gleichzeitig erreichte die operative Gewinnmarge mit 46 Prozent eine neue Rekordhöhe. Schwächen zeigt der Datenbankriese indes nach wie vor im Applikationsgeschäft. Obwohl Oracle die Gewinnerwartung der Wallstreet übertraf, gab der Aktienkurs daher am gestrigen Dienstag im nachbörslichen Handel um 1,2 Prozent nach.

Unter dem Strich erzielte das Unternehmen aus Redwood Shores, Kalifornien, im Ende Mai abgelaufenen Dreimonatszeitraum einen Nettoprofit von 990 Millionen Dollar oder 19 Cent pro Aktie. Das Ergebnis fiel damit um 15 Prozent höher aus als die 858 Millionen Dollar im Jahr zuvor. Gleichzeitig übertraf Oracle die mittlere Analystenerwartung um einen Cent je Anteilschein.

Das Schlussquartal ist typischerweise Oracles saisonal stärkster Dreimonatszeitraum, da die Vertriebsmitarbeiter besonders bemüht sind, die vorgegebenen Jahresziele zu erreichen und sich ihre Boni zu sichern. So gelang es dem Anbieter, die Erlöse mit neuen Softwarelizenzen gegenüber dem Vorjahrszeitraum um fast elf Prozent auf 1,31 Milliarden Dollar zu steigern. Ein Großteil der Einnahmen und das gesamte Wachstum stammten dabei aus dem Bereich Datenbanken. Dank der starken Nachfrage nach dem neuen Release "10g" und der Clustering-Software Real Application Clusters (RAC), die um 60 Prozent zulegte, erhöhte der Marktführer hier seine Lizenzerlöse um 15 Prozent auf 1,07 Milliarden Dollar. Im Bereich Applikationssoftware, wo Oracle hinter SAP und Peoplesoft an dritter Stelle liegt, schrumpften die Lizenzerlöse hingegen um sechs Prozent auf 231 Millionen Dollar. Währungseffekte ausgeklammert hätte Oracle sogar einen Rückgang um neun Prozent verbucht.

Die Schwäche in diesem Bereich unterstreicht einmal mehr den Wunsch, das Segment durch die Übernahme des Rivalen Peoplesoft zu verstärken. Während der Ausgang der Übernahmeschlacht noch ungewiss ist, fasst Finanzchef Jeff Henley bereits weitere Zukäufe ins Auge. "Die beste Verwendung für unser Geld ist es, neues Wachstum zu finanzieren", so der CFO. "Was übrig bleibt, wird zum Rückkauf eigener Aktien verwendet."

Zunehmend an Bedeutung gewinnen für Oracle die Einnahmen mit Softwarewartung oder –Updates, die im Berichtsquartal um 13 Prozent auf rund 1,2 Milliarden Dollar zulegten. CEO Lawrence Ellison hat wiederholt darauf gedrängt, dass Investoren diesem kontinuierlichen Umsatzstrom mehr Beachtung schenken sollten als den neuen Softwarelizenzen: "Unser Geschäft hat sich neu formiert", so der Konzernchef, "die Wartungserlöse machen langsam den größten Umsatzanteil aus. Dabei handelt es sich um einen Bereich mit Margen von knapp 90 Prozent, der Jahr um Jahr deutlich zulegt." An den Rand gedrängt wird indes das Service- und Beratungsgeschäft, das im Berichtsquartal um vier Prozent auf 493 Millionen Dollar zurückging.

Für das Gesamtjahr 2003/04 ergibt sich ein ähnliches Bild wie im Berichtsquartal, allerdings erzielte Oracle mit zwei Prozent auch bei den Lizenzerlösen im Applikationsgeschäft ein kleines Wachstum. Die Gesamteinnahmen stiegen um sieben Prozent auf 10,16 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn verbesserte sich von 2,3 Milliarden auf 2,68 Milliarden Dollar oder 51 Cent pro Anteil.

Im laufenden ersten Geschäftsquartal 2004/05 rechnet Finanzchef Henley mit einer anhaltenden Verbesserung der Geschäftssituation. Infolge dessen sollen die Einnahmen um sechs bis neun Prozent gegenüber den 2,07 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum ansteigen. Bei den Erlösen mit neuen Softwarelizenzen hält der CFO einen Anstieg von fünf bis 15 Prozent auf 525 Millionen Dollar für erreichbar. (mb)