Datenbanken/Fast alle Anbieter schwenken auf 32-Bit-Betriebssysteme um Die wichtigsten PC-Datenbanken fuer viele Anwendungsentwickler

13.10.1995

Von Michael Matzer*

Datenbanken lassen sich nicht nur zum Abfragen von mehr oder weniger umfangreichen Datenbestaenden nutzen. Mit ihnen kann in der Regel auch jeder, der ein gewisses Grundverstaendnis mitbringt, eigenstaendig Masken, Abfrageprozeduren und Berichte erstellen. Richtig interessant wird es aber erst, wenn man komplette Anwendungen damit schreibt - doch dafuer eignen sich laengst nicht alle Produkte.

Der grosse Trend bei PC-Datenbanken geht momentan zu den 32-Bit- Plattformen, also entweder Windows 95 oder NT 3.51 oder OS/2. Fuer eine Uebergangsphase von 18 bis maximal 24 Monaten wollen einige Hersteller auch die 16-Bit-OS-Version von Windows sowie - sehr selten - DOS unterstuetzen. Weniger als zehn Prozent der verkauften Software startet als DOS-Version.

Im 32-Bit-Bereich der GUI-Betriebssysteme haben sich massgebliche Standards herausgebildet, meist forciert vom Branchenkoenig Microsoft. Aber auch die SQL-Server-Datenbanken haben zunehmend ein Woertchen mitzureden, da sie bestimmte Standards im Client- Server-Markt setzen und Trends beeinflussen. Wenn eine Datenbank kein Upgrade vertraegt, dann ist sie fuer Unternehmensanwendungen nur noch bedingt tauglich.

Unterhalb dieser Ebene setzen Power-User ebenso wie Einsteiger und Gelegenheitsanwender PC-Datenbanken ein. Das ist der eigentliche Massenmarkt, in dem Microsoft die Nase vorn hat.

Access wendet sich gleichermassen an Datenbank-Einsteiger, Power- User und Programmierer. Weil Access in das Office-Paket von Microsoft integriert wurde, konnte es vom Start weg einen groesseren Marktanteil erobern, so dass es heute der Marktfuehrer ist.

Gegenueber seinem schaerfsten Konkurrenten, Dbase fuer Windows, wies es bis vor kurzem allerdings den Vorteil der referentiellen Integritaet auf, der insbesondere bei groesseren Datenmengen wichtig ist. Dabei kontrolliert die Datenbank beispielsweise, dass kein Kunde geloescht wird, der noch eine Rechnung offen hat. Inzwischen hat Dbase jedoch aufgeholt.

Ueber ODBC-Treiber hat der Benutzer Zugriff auf Daten anderer Datenbanken, zum Beispiel auch auf Paradox 4.x, fuer das seit der Version 2.0 ein entsprechender ISAM-Treiber (Index-sequential Access Method) existiert. ODBC und andere Features erlauben auch den verbesserten Zugriff auf SQL-Datenbanken wie den MS-SQL- Server, womit Version 2.0 eine Schwaeche der frueheren Access- Varianten behebt. Fuer die Abfrage steht nun ein separater Editor bereit, um SQL-Statements zu bearbeiten.

Im November 1994 hat Microsoft die Access-Upsizing-Tools ausgeliefert, ein Add-in-Produkt, mit dem sich endlich auch Client-Server-Applikationen entwickeln lassen. Mit Hilfe des Upsizing-Assistenten koennen Anwender ihre Access-Datenbanken auf den MS-SQL-Server uebertragen.

Server-Tabellen werden als externe Tabellen mit Access verknuepft. Sie sind dann sowohl von der Client- als auch von der Server- Plattform aus erreichbar. Die Access-Applikationen einschliesslich Formularen, Abfragen und Berichten funktionieren wie zuvor, mit der Ausnahme, dass die Berichte nun an die Server-Daten gebunden sind.

Mit einem separaten Browser-Werkzeug haben Access-Anwender Zugriff auf Tabellen in der SQL-Server-Datenbank. Dies geschieht ueber einen "Client-Server-Container". Der Browser unterstuetzt unter anderem Ad-hoc-SQL-Abfragen, die Ausfuehrung von Prozeduren und das Erstellen, Modifizieren und Loeschen von Objekten.

Das fruehere ADK heisst jetzt Access Developers Toolkit (ADT) 2.0. Jeder Entwickler kann seinen eigenen Arbeitsbereich als Workspace sichern, in dem die Datenbanken und Libraries sowie deren Objekte und zugeordnete User und Gruppen angeordnet sind. Die darin enthaltene Runtime-Version muss der Entwickler seinen Access- Anwendungen beilegen, wenn er sie verkaufen will.

Die Version 2.0 unterstuetzt Visual Basic fuer Anwendungen

(VBA) noch nicht. Das wird sich jedoch mit der naechsten Ausgabe von Access aendern, die einen Versionssprung auf die Nummer 7.0 erlebt: VBA ist mit dem neuen Visual Basic 4.0 vollstaendig kompatibel, so dass sich damit sehr maechtige Anwendungen auch fuer Unternehmen entwickeln lassen. Access 7.0 enthaelt die neue JET- Datenbank-Engine und unterstuetzt OLE-Custom Controls (OCX). Es verfuegt mit dem Datenbankanalysator ueber ein Werkzeug, das fremde Datenbanktabellen untersucht und sie nach Access konvertiert.

VBA beherrscht unter anderem Transaktionsverarbeitung, beschleunigte Abfrage in Rushmore-Technik, Datenreplikation, File- locking, auf- wie absteigendes Aktualisieren und Loeschen sowie referentielle Integritaet. Diese Power hat ihren Preis: Fuer den Einsatz von Version 7.0 sind mindestens 12 MB RAM erforderlich.

Foxpro ist die Xbase-kompatible und nun auch objektorientierte Entwicklerdatenbank von Microsoft. Die ausfuehrbare Datei von Visual Foxpro 3.0 laeuft auch auf Windows NT und Windows 95. Das bedeutet sowohl 32-Bit-Support als auch die Praesenz auf insgesamt fuenf Plattformen inklusive DOS und Macintosh. Im Look, der Benutzeroberflaeche, den Kontextmenues und den konfigurierbaren Symbolleisten hat sich Foxpro an MS-Office und Windows 95 angelehnt.

Das neue Foxpro bietet Unterstuetzung fuer verschiedene Server im Microsoft-Backoffice (SQL-Server etc.), die mittlerweile alle verfuegbar sind. Weitere integrierte Standards sind Mapi fuer die Mail-Unterstuetzung, OLE 2.0 sowie ODBC fuer den Server- Datenbankzugriff.

Visual Foxpro verfuegt mit dem Project Manager ueber einen sogenannten Datenbankcontainer aehnlich dem Navigator von Dbase fuer Windows und bietet mit dem Class Browser ein uebersichtliches Tool zur Ansicht von Projekten. Foxpro 3.0 hat rund 20 Assistenten: Damit ist es ebenso leicht anwendbar wie Approach 3.0 von Lotus.

Wie in Access 2.0 hilft der Upsizing-Assistent beim Umstellen einer lokalen Datenbank auf die Client-Server-Architektur. Der Entwickler analysiert und dokumentiert seine oder eine fremde Anwendung mit Hilfe eines Assistenten. Fehlt nur noch ein Wizard- Designer wie in Access.

Erstmals hat Foxpro ein vollstaendiges Data Dictionary vorzuweisen. So laesst sich eine Datenbank von Foxpro zum erstenmal als Objekt behandeln. Fuer DBF-Dateien (Database File) bedeutet dies nun auch referentielle Integritaet, die relationale Verknuepfung von Tabellen sowie Trigger. Zudem wurden neue Gueltigkeitsregeln auf Feldebene implementiert. Im Ergebnis hat der Entwickler Kontrolle ueber die Datenbank und ihre Daten. Neu sind unter den insgesamt immerhin 17 Steuerelementen Timer-Ereignisse, OLE Custom Controls

(OCX), benutzerdefinierte Klassen sowie Registerkarten als Steuerelemente. Foxpro-Formulare koennen auf vier Ereignisse reagieren, die ein Programm ausloesen.

Der Anwender ist in der Lage, Formatvorlagen fuer Formularelemente zu definieren und zu sichern. Die entworfene Eingabemaske laesst sich sofort starten. Das bedeutet: kein Warten mehr auf das Beenden einer mitunter langwierigen Genscreen-Prozedur, die das Formular fuer den Bildschirmgebrauch erstellt.

Zwischen Entwurfs- und Ansichtsmodus laesst sich schnell hin- und herschalten. Der Benutzer definiert seine Custom Controls mit Hilfe des neuen Eigenschaftendialogs in den Entwurfsansichten, wobei automatisch im altbekannten Befehlsfenster die Erzeugung von Xbase-Code erfolgt. Custom Controls kann man als wiederverwendbare Klasse sichern, zum Beispiel fuer eine Gruppe von Formularen. Videoclips im AVI-Format und andere Multimedia-Objekte lassen sich in Datenbankobjekte integrieren. Multimedia-Anwendungen in Xbase - warum nicht?

Die Objektorientiertheit erlaubt modernes Programmieren, wie man es von C, C++ und Delphi gewohnt ist, waehrend gleichzeitig die Datenbankfunktionalitaet ausreicht, um damit 32-Bit-Client-Server- Anwendungen auf die Beine zu stellen. Foxpro 3.0 ist laut Microsoft daten- und programmkompatibel zu den Vorgaengerversionen, aber auch alte Dbase-Programme (ab Version 2.x) und -Formulare sollen darauf laufen.

Die Xbase-Sprache wurde erheblich um objektorientierte Elemente erweitert. Nun stehen dem OOP-Entwickler (Object-Oriented Programming) auch Klassen, Methoden und Ereignisse zur Verfuegung. Fuer manchen alten Xbase-Hasen mag dies eine zu grosse Umstellung bedeuten, haben die neuen Moeglichkeiten doch immense Auswirkungen.

Visual Dbase 5.5 gewinnt zur Zeit immer mehr Freunde, zumal es mit Ressourcen sparsamer als Foxpro umgeht und es erlaubt, native EXE- Dateien zu erstellen. Die offensichtlichsten Verbesserungen gegenueber Version 5.0 gib es beim Formularentwurf. Im Formulardesigner lassen sich selbstdefinierte Custom Controls ebenso speichern wie selbstdefinierte Formulare.

Die Gestaltungsmoeglichkeiten im Designer wurden gegenueber der Vorversion stark erweitert - sie stehen in zwei neuen Paletten bereit: eine fuer Standard- und Custom-Steuerelemente (zum Beispiel VBX) und eine fuer Felder der geoeffneten Tabellen. Per Drag and drop kann der Anwender zum Beispiel Steuerelemente aus der Control-Palette ins Formular ziehen und bestimmten Feldern automatisch Steuerelemente zuweisen lassen. Das hilft die Designphase zu verkuerzen.

Neu ist ausserdem die Unterstuetzung mehrseitiger Formulare. Mit dem Menuedesigner lassen sich aufklappende Menues in einem Formular entwerfen. Das Aussehen des Gesamtformulars kann der Benutzer entweder aus einer Layout-Palette - jetzt mit Vorschaufunktion - waehlen oder selbst definieren und dort sichern.

Eine wichtige Hilfe etwa fuer das Entwerfen von List- und Combo- Boxen sind die neuen Visual Property Builder, zu deutsch etwa isuelle Eigenschafteneditoren. Damit lassen sich wie im Eigenschafteninspektor Steuerelemente definieren, zum Beispiel

Wertebereiche fuer bestimmte Listen.

Eine grosse Hilfe fuer Anwender, die einsteigen, duerfte der Formularassistent darstellen, der jetzt interaktiv durch den Entwurf fuehrt. Weitere neue Assistenten unterstuetzen die Erstellung von Tabellen, Reports und Etiketten sowie das Upsizing in eine Client-Server-Umgebung.

Der erweiterte Compiler erzeugt schnelle, kompakte EXE-Dateien, so dass kein Runtime-Modul fuer die Ausfuehrung einer Anwendung noetig ist. Allerdings ist der EXE-Compiler nur optional erhaeltlich. Mit dem EXE-Compiler hat Dbase gegenueber Access 2.0 die Nase vorn. Mit Hilfe des Install Builder im Compiler kann der Entwickler einen Satz von Installationsdisketten fuer eine fertige Anwendung erstellen.

Das Datenbankmodell weist fuenf neue Klassen und rund zehn neue Objekteigenschaften auf. Die Sicherheit der Anwenderdaten wurde mit Hilfe verschiedener Mechanismen, wozu auch die Verschluesselung von Tabellen gehoert, stark verbessert. Die neue Klasse Ole- Autoclient erlaubt es, Dbase 5.5 fuer die Steuerung in der OLE-2.0- Automation einzusetzen. OLE-Elemente wie Abbildungen oder Sound lassen sich bereits in Formulare einbinden.

Dbase 5.5 ist schon fuer Windows 95 vorbereitet. So lassen sich unter diesem Betriebssystem lange Dateinamen verwenden sowie erweiterte Zeit- oder Datuminformationen einstellen. Auch die Unterstuetzung von drei neuen Tasten in Win 95 - zum Beispiel die Applikationstaste - beruecksichtigt Dbase bereits. Lediglich der Report-Writer in Dbase ist noch nicht angepasst: Lange Dateinamen stutzt er einfach auf DOS-Laenge zurecht. Die Windows-95-Version soll noch dieses Jahr auf den Markt kommen.

Selbst mit der recht gelungenen Version 5.0 ist es Borland nicht geglueckt, Paradox zum Sieg gegen Access 2.0 und Approach 3.0 zu verhelfen. Kein Wunder, denn diese Mitbewerber verkaufen sich ueber die Office-Pakete recht gut. Zudem hat die Anwendungsentwicklung darunter gelitten, dass das Runtime-Modul erst im Januar dieses Jahres, also etwa drei bis vier Monate nach dem Release von Version 5.0 verfuegbar war. Erst mit der Runtime lassen sich Applikationen kostenlos, das heisst lizenzfrei vertreiben.

Paradox 5.0 brachte wertvolle Verbesserungen. Datenmodelle, in denen beispielsweise Tabellen verknuepft werden, liessen sich endlich als Datei (.DM) sichern. Der Anwender kann nun ein Datenmodell als Vorlage fuer den Entwurf weiterer Datenmodelle heranziehen.

SQL-Abfragen lassen sich auf remote und auf lokal vorhandene Daten anwenden. Ueber diverse neue SQL-Befehle kann auch Object-PAL als SQL-Abfragesprache arbeiten, um zum Beispiel auf Oracle 7, Informix sowie ODBC-kompatible Datenbanken zuzugreifen. Zu Borlands SQL-Server Interbase laesst sich ein sogenannter Expresslink herstellen, der einen schnelleren Datenzugriff erlaubt - doch auch dies kam verspaetet auf den Markt.

Paradox unterstuetzt E-Mail auf der Basis der Standards MHS (Message-Handling Systems; Novell), MAPI (Message Application Programming Interface; Microsoft) und VIM ( Vendor Independent Messaging; Lotus, cc:Mail). Neue Feldtypen sind Autoincrement (Zaehler), Timestamp (Datum und Zeit), Long integer, BCD (Binary- coded Decimal; fuer Klang, Barcode, Magnetstreifendaten), Logisch, Bytes und Time. Immerhin sind Typen wie Logical field aus Dbase und Zaehler aus Access 2.0 uebernommen worden.

Fuer Entwickler haelt Paradox eine integrierte Entwicklungsumgebung (IDE) bereit, die sich besonders durch den ueberarbeiteten Debugger, verschiedene neue Dialoge und eine eigene Online-Hilfe auszeichnet. Zu Object-PAL sind ueber 100 Methoden und mehr als 200 Eigenschaften hinzugekommen, etwa zur Bearbeitung der Reports und der Benutzeroberflaeche.

Der Methodeninspektor verhaelt sich wie eine "angepinnte" Eigenschaftspalette, die im Hauptfenster schwebt - wichtig in allen Designfenstern. Fuer die Dokumentation kann der Anwender aehnlich wie in Access Tabellenstrukturen, Datenmodelle und Objekthierarchien anzeigen und ausdrucken. Ueber den Methodeninspektor erhaelt er Hilfe zu der aktuellen Methode in Object-PAL.

Neue Feldtypen, speicherbare Datenmodelle, Filter und Live-Queries erweitern die Moeglichkeiten zur Datenerfassung und -darstellung stark. Da Borland um Anteile im Client-Server-Markt kaempft, hat das Unternehmen insbesondere SQL-Funktionen, E-Mail-Unterstuetzung und die Programmierbarkeit forciert. Damit empfiehlt sich Paradox 5.0 besonders fuer den wachsenden Netzwerkmarkt, weniger fuer den Endanwender.

Seit Januar 1995 stellen die Paradox Developer Tools die Runtime sowie Werkzeuge zum Erstellen von Standalone- und C/S-Anwendungen zur Verfuegung. Der Appexpert bietet vordefinierte Buttons, Dialogfenster und Designwerkzeuge. Checkpoint ist ein Versionskontroll-Utility fuer Entwicklerteams.

Der Expertbuilder ist eine Art Assistent zum Generieren von Makros, waehrend der Resource Workshop 2.0 Borlands Standard- Quellcode-Editor darstellt. Mit dem Help Designer und dem Help Compiler kann der Entwickler fuer Windows-Anwendungen Hilfesysteme erzeugen, waehrend der Object-PAL-Browser den kompletten Quellcode fuer eine Applikation betrachten laesst.

Die naechste Paradox-Version wird fuer Windows 95 entwickelt und soll im Januar 1996, das heisst spaetestens zur naechsten CeBIT, auf den Markt kommen.

Superbase 95, wie die Version 3.0 offiziell heisst, ist eine relationale Windows-Datenbank mit der Faehigkeit, sowohl als Einzelplatzversion als auch in verteilten Netzen mit mehreren Servern zu arbeiten. Der Hersteller lanciert das Produkt als Entwicklerdatenbank.

Alle mit der Version 2.0 erstellten Anwendungen laufen reibungslos unter 3.0. Werden allerdings 2.0-Programme ins 3.0-Format konvertiert, erkennt sie die Version 2.0 nicht mehr. In Sachen Leistungsfaehigkeit und Bedienungsfreundlichkeit kann Superbase 95 Konkurrenzprodukten wie Foxpro durchaus das Wasser reichen. Mit Systemressourcen geht es jedoch weitaus sparsamer um: Ihm genuegt ein 386-PC mit 4 bis 8 MB RAM.

Mit der Einfuehrung der Objektorientiertheit hat der Hersteller Superbase dem Industriestandard angepasst und neuen Anwendungsgebieten geoeffnet. Dies betrifft zum Beispiel die Unterstuetzung fuer OLE 2.0 als Client, so dass Fremdanwendungen ihre Komponenten zur Verfuegung stellen und Superbase sie fuer eigene Applikationen verwenden kann. Die eigene Programmiersprache Superbase Basic Language (SBL) ist ebenfalls objektorientiert.

Mit Hilfe von OLE 2.0 koennen Benutzer entsprechende Objekte in Formulare einbinden, so jene, die das Windows-Media-Control- Interface unterstuetzt: Klang, Video, Animation. Superbase kann eine beeindruckende Palette von 18 Grafikformaten bearbeiten. Werden ODBC-Treiber eingesetzt, koennen Anwender auf eine Vielzahl von SQL-Datenquellen wie Oracle 7, Gupta, aber auch IBM DRDA etc. zugreifen.

Eine Besonderheit ist die Behandlung von SQL. Ein spezieller SQL- Abfrage-Parser trennt die Superbase-Abfragen in gueltige SQL- sowie SBL-Statements. Erstere werden dann zum SQL-Datenbank-Server geschickt. Ausschliesslich die "Treffer" der Abfrage filtert Superbase mit SBL-Statements lokal.

Dieses Vorgehen gewaehrleistet, dass Operationen, die zu einer hohen Prozessorbelastung fuehren, nur auf dem Server ablaufen, so dass das Netzwerk nicht die gesamte Datenmenge einer Tabelle uebertragen muss. Jede SQL-Abfrage laesst sich wie eine Superbase-Datei behandeln.

Die Entwicklerunterstuetzung sieht in Superbase 95 zahlreiche Neuerungen vor. Ein Objekteigenschaften-Inspektor Object Browser wie aus Dbase fuer Windows und Delphi 95 gibt Auskunft ueber Objekte. Selbstverstaendlich steht weiterhin das Kommandozeilenfenster bereit, um dort Befehle direkt einzugeben beziehungsweise Code zu kontrollieren.

Somit ist Superbase 95 ebenso wie Dbase fuer Windows ein Two-way- Tool, mit dem sich ereignisgesteuerte Anwendungen erzeugen lassen, die ueber alle Elemente und Eigenschaften einer objektorientierten Datenbank gebieten. Die Prioritaet der zahlreichen moeglichen Ereignisse laesst sich ebenfalls definieren.

Die Datenbank-Engine von Superbase 95 verarbeitet auch Xbase- und SQL-Tabellen. Dadurch rueckt Superbase zum direkten Konkurrenten von Foxpro und Dbase auf, zwei Programmen, die selbst Muehe haben, sich im Client-Server-Markt durchzusetzen. Jedes Quartal will der Hersteller ein sogenanntes Wartungs-Update herausbringen. Mittlerweile unterstuetzt das Produkt sowohl VBX-Steuerelemente als auch das Z-Modem-DFUE-Protokoll.

Eine Multimedia-Supersuite hilft beim Entwickeln von Multimedia- Anwendungen, zahlreiche unabhaengige Software-Anbieter halten Zusatztools, insbesondere im Grafikbereich, bereit. Das Entwickler-Toolkit ADK enthaelt die Runtime zum lizenzfreien Verteilen von Anwendungen sowie die SQL-Library und die gedruckte Dokumentation. Leider gibt es Superbase erst ab November 1995 auf deutsch, die Win-95-Version soll Mitte naechsten Jahres erscheinen.

Approach 3.0 fuer Windows und OS/2 ist im Gegensatz zu seinen Konkurrenten Access 2.0 und Paradox 5.0 nicht mit einer Programmiersprache ausgeruestet. Diese wird Lotus-uebergreifend erst in der Smartsuite 95 hinzukommen, die fuer diesen Oktober angekuendigt ist.

Da die Datenbank ueber kein eigenes Datenformat verfuegt, musste Lotus ihre Faehigkeit, andere Datenbanktabellen zu oeffnen, stark erweitern, so dass Anwender etwa eine Paradox- oder Access- Datenbank ohne weiteres oeffnen koennen. Basis dafuer sind die integrierten Datenbank-Engines, die Powerkeys, fuer viele der verbreiteten Datenbanken. So besteht Zugriff auf Oracle, Informix, DB2 und andere SQL-Datenbanken. Weitere sind ueber ODBC-Treiber zugaenglich. Aber auch Excel-, 1-2-3-Tabellen und ASCII-Text koennen als Datenquellen dienen.

Assistenten helfen beim interaktiven Erzeugen von Datenbanken - fuer die es schon zahlreiche Vorlagen gibt -, von Formularen, Reports, Etiketten, Diagrammen und Kreuztabellen. Ein Skriptassistent fuer Makros fehlt, der Makro-Editor ist aber recht brauchbar, besonders weil die Hilfedokumentation ausgebaut wurde.

Ueber ODBC, DDE und OLE 2.0 sind dem Datenaustausch Tuer und Tor geoeffnet, mit E-Mail lassen sich beispielsweise Reports an andere LAN-Nutzer schicken. Insbesondere die Anbindung an Notes - die Datenbank ist direkt zu oeffnen - und 1-2-3 ist ausgezeichnet: Approach kann als Front-end fuer die Tabellenkalkulation dienen und umgekehrt.

Approach ist eine preisguenstige relationale Windows-Datenbank fuer Endanwender, jedoch nicht fuer Profi-Entwickler. Zahlreiche Assistenten und Vorlagen verhelfen zu schnellen, intuitiv erreichbaren Ergebnissen. Die Datenkompatibilitaet ist hoch, die Geschwindigkeit ebenfalls. Die Integration von Lotus-Applikationen ist besonders gelungen.

Leider sind die Hardware-Anforderungen stark gestiegen, so dass fuer den Start von Approach-Anwendungen, die mehrere Ebenen umfassen, ebenso viele Megabyte RAM erforderlich sind wie fuer die Datenbank selbst: mindestens 8.

Die einzige DOS-Datenbank in diesem Reigen - das Urteil ueber Dbase fuer Windows laesst sich auch auf die DOS-Version uebertragen - stuetzt sich auf eine grosse Benutzerbasis, fuer die die leichte Bedien- und Programmierbarkeit des Produkts sowie die Moeglichkeit, damit Serienbriefe zu erstellen, besonders wichtig ist. Anspruchslose 640 KB RAM genuegen dem System. In diesem Mai erschien die DOS- Version 5.0, im Herbst soll die Windows-Version 5.0 folgen.

Die Programmierfaehigkeiten von F&A fuer DOS sind gegenueber dem Vorgaenger wesentlich erweitert. Die Neuheiten bestehen einerseits in komfortablen Befehlen zur Gestaltung der Benutzeroberflaeche von F&A-Applikationen, zum anderen in der besseren Relationalitaet. Dabei handelt es sich meist um ausgekluegelte Kombinationen von benutzerdefinierten Menues, Datenbankprogrammierung, Cursor- Programmierung und Makros. Die neuen Programmierfunktionen bringen eine weitere Flexibilisierung der Programmierung mit sich.

Mit nur drei neuen Elementen kann der Benutzer eine ausgefeilte Benutzeroberflaeche fuer sein Programm definieren: so etwa Meldungsboxen oder Auswahlbildschirme mit mehreren Anwenderabfragen, die zu beantworten sind, und zu guter Letzt Auswahllisten, in denen ein Eintrag ausgewaehlt wird.

Eine wesentliche Neuerung ist der Befehl XPOST. Damit laesst sich in externen Datenbanken schreiben. Diese Aenderung wurde dringend notwendig, da F&A keine relationale Datenbank ist. Mit XPOST lassen sich einfache Eins-zu-viele-Beziehungen programmieren. Der neue Befehl ist netzwerkfaehig und unterstuetzt File-locking und File-record-locking.

Die Daten der Version 5.0 sind, sobald sie aus einer alten Version eingelesen oder neu erstellt wurden, nicht abwaertskompatibel, lassen sich jedoch direkt von der Windows-Version lesen - mit einer gewichtigen Einschraenkung: Die Windows-Version unterstuetzt die neuen Programmierfunktionen nicht. Die Neuerungen in F&A fuer Windows betreffen die Unterstuetzung von Video-, WAV- und MIDI- Sound-Dateien per OLE sowie Aenderungen im Makro-Assistenten Dave.

In der nahen Zukunft wird nur der Anbieter ueberleben, der wie Microsoft, Borland und Lotus auf 32-Bit-Plattformen portiert oder sich wie im Falle von Superbase und F&A im DOS- oder Win-16-Markt eine genuegend grosse Benutzerschaft erobert hat. Doch es muss nicht immer eine PC-Datenbank als Entwicklungs-Tool herhalten: Delphi ist erfolgreich eingefuehrt. Stand-alone-Systeme haben generell weniger Chancen: Jede Datenbank muss SQL-Server-Zugriffe beherrschen und moeglichst viele ODBC-Treiber bereitstellen. Darueber hinaus sind diverse Tool-Standards zu erfuellen: VBX- und OCX-Integration, Klassenbibliotheken, Objektorientierung, Compiler-Mitlieferung. Optimal ist die Ausgangslage fuer Access 7.0: Es laeuft auf 32-Bit-Windows, beherrscht Upsizing und laesst sich mit Visual Basic ausbauen und steuern. Die Konkurrenz muss sich daran messen lassen.

*Michael Matzer ist freier DV-Fachautor in Seefeld, Oberbayern.