Situationsbericht und Ausblick:

Datenaustauschverfahren in der Bundesrepublik

05.01.1984

Seit einigen Monaten hat auch in der Bundesrepublik ein Großteil- der Unternehmen mit zentraler DV ihre Zurückhaltung gegenüber dem "Personal Computer" (PC) aufgegeben und ist vom Belächeln der Winzlinge übergegangen in ernsthafte Überlegungen, wie sie die PCs in Ihr DV-Gesamtkonzept integrieren können. Wesentliche Gründe für diesen neuen Trend liegen neben dem günstigen Preis-/Leistungsverhältnis in der Tatsache, daß die PCs inzwischen "DFÜ-fähig" geworden sind (DFÜ = Datenfernübertragung).

Damit lassen sich Gesamt-DV-Lösungen realisieren, die einerseits einen Teil der Datenverarbeitung vor Ort am Sachbearbeiter- beziehungsweise Sekretärinnenarbeitsplatz erlauben und somit die zentrale DV wesentlich entlasten, andererseits die für andere Stellen des Unternehmens relevanten Informationen an das zentrale DV-System des Unternehmens übertragen oder direkt zu den Arbeitsplätzen, an denen sie benötigt werden, beziehungsweise die die für die Arbeit vor Ort nicht vorhandenen aber erforderlichen Daten aus dem zentralen DV-System oder von anderen Arbeitsplätzen direkt abrufen (siehe Abbildung 1).

Darüber hinaus sind die PCs mittlerweile in der Lage, die Aufgaben der heute vorwiegend noch eingesetzten "dummen" Dialog-Terminals, die über DFÜ-Verbindungen mit dem zentralen DV-System kommunizieren, zu übernehmen (Dialog-Terminal-Emulationen).

Betrachten wir die heute zur Verfügung stehenden beziehungsweise in Frage kommenden Datenaustauschverfahren zwischen PC und Mainframe über größere Entfernungen (für PCs untereinander gilt sinngemäß dasselbe), so lassen sie sich grob in folgende Kategorien (siehe Tabelle) einordnen:

- asynchrone DFÜ-Verfahren,

- synchrone DFÜ-Verfahren.

Die asynchronen Verfahren ermöglichen den Zugang zum Fernsprechnetz PC-seitig, zum Beispiel über Akustikkoppler (ohne zusätzliche Verkabelung sehr einfach und preiswert; lediglich Telefonhörer in Akustikkoppler-Mulde legen). Die erforderliche DFÜ-Hardware und Software ist für viele PCs vorhanden und ebenfalls sehr preiswert. Der Zugang zum Bildschirntext-Netz (da auch asynchroner Betrieb) ist ebenfalls über dasselbe DFÜ-Equipment möglich.

Synchrone Verfahren werden sich durchsetzen

Die wichtigsten Nachteile der asynchronen Verfahren liegen hauptsächlich im großen Overhead bei der Stapelübertragung, das heißt, Übertragung von größeren Datenmengen, und in der Tatsache, daß es keine direkte Unterstützung in IBMs SNA (System Network Architecture) gibt, sondern nur Anschlußmöglichkeiten an den DFÜ-Rechner (Front-End mit SNA ACF/NCP) mit Hilfe von Anpassungs- und Konvertierungssoftware im DFÜ-Rechner (NTO) beziehungsweise durch Zwischenschaltung von separaten Protokoll-Konvertier-Geräten. (Anmerkung: IBMs SNA ist die auch in der Bundesrepublik am häufigsten anzutreffende Architektur für DFÜ und somit zu einem De-fasto-Standard geworden.)

Die synchronen Verfahren ermöglichen eine effektivere Stapelübertragung bei hoher Zuverlässigkeit. Sie werden größtenteils von IBMs SNA direkt unterstützt (Ausnahme BSC siehe Tabelle). Über denselben Anschluß ist sowohl effektive Dialog- als auch Batch-Übertragung alternativ möglich (zum Beispiel 3270-Dialogbetrieb und 3770-RJE-Batch-Betrieb). Die erforderliche Hardware und Software für PCs ist teilweise verfügbar jedoch noch wesentlich teurer als für asynchrone Verfahren. Auch für den Zugang zum Netz der DBP wird aufwendigeres Equipment (zum Beispiel Modem) benötigt.

Die synchronen Verfahren werden sich vermutlich langfristig durchsetzen, wenn es aufgrund von großen Stückzahlen und fortschreitender Miniaturisierung im Bereich der Mikroelektronik zu entsprechenden Preisreduzierungen kommt.

Großer Beliebtheit erfreut sich inzwischen eine Übergangslösung bei der Integration von PCs in das vorhandene DV-System eines Unternehmens. Sie besteht darin, daß man an die bereits vorhandene Bildschirm-Steuereinheit (zum Beispiel IBM 3274) über Koaxkabel anstelle eines Bildschirmes (zum Beispiel IBM 3278) einen PC mit Hilfe eines zusätzlichen Hardware-Interfaces (zum Beispiel IRMA-Karte von Firma TAC in USA) anschließt und somit wahlweise entweder Dialogverarbeitung mit dem zentralen DV-System durchführt oder lokal am Arbeitsplatz mit dem PC seine Aufgaben erledigt.

Eine weitere Ausbaustufe dieser Lösung besteht darin, über die 3270-Dialog-Verbindung Datenaustausch von Dateien (File Transfer) zwischen Mainframe und PC durchzuführen. Die entsprechende Software für PCs und für die TP-Monitor-Systeme im Mainframe (zum Beispiel CICS, TSO, IMS etc.) wird momentan entwickelt beziehungsweise ist bereits fertiggestellt (zum Beispiel ITT3290-PC in Verbindung mit CICS/VS).

Die weitere Entwicklung der Datenkommunikation wird durch die folgenden Faktoren wesentlich bestimmt sein:

- Fortschritte in der Standardisierung der Protokolle höherer Ebenen (EHKPs, IBMs DIA, DCA etc.) eröffnen erweiterte Kommunikationsbeziehungen, gerade auch im Hinblick auf wünschenswerte Anwendungs-Verbundlösungen (zum Beispiel Bildverarbeitung mit Text und Daten).

- Weitere Fortschritte in der Halbleitertechnologie (Milcroelektronik) ermöglichen die Implementierung hochintelligenter Leistungen auf kleinstem Raum zu niedrigen Kosten für zukünftig erforderliche multifunktionale, dienstintegrierte Teilnehmer-Endsysteme.

- Die Bereitstellung dienstintegrierender, digitaler Netzformen (ISDN mit 144 KBit/S-Anschlüssen sowie Breitband-Kabelsysteme) ermöglichen den schnellen Transport großer Informationsmengen, wie es im Rahmen integrierter Anwendungs-Verbundlösungen erforderlich sein wird (zum Beispiel "gemischter" Transport von Festbildinformation mit numerischen Rechenergebnissen zusammen mit Text-Histogrammen, Dokumenten und gegebenenfalls Sprachinformationen).

- Der Einsatz "Lokaler Netzwerke" (Local Area Networks - LAN) auf der Basis von Hochgeschwindigkeits-Ring- oder -Bus-Systemen wird hierbei davon abhängen, inwieweit derartige Netzinseln über öffentliche Kommunikationsnetze unter wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen gekoppelt werden können.

*Dipl.-Wirtsch.-Ing. Diedrich Mahnke, Tele-Consulting GmbH, Gäufelden

Hitachi erweitert Adressfunktion

TOKIO (CWIN) - Eine erweiterte Adressierfunktion für ihre M-280 und M-260-Prozessoren sowie ihre mit VOS3 verwandte Software stellte kürzlich die Hitachi Ltd. vor.

Das Produkt soll Informationen des Herstellers zufolge die Kapazität des virtuellen Speichers durch Verwendung eines 31-Bit-Adressiermoduls von 16 MB auf 2 GB erhöhen. Das Produkt soll ab dem dritten Quartal 1984 erhältlich sein.

TM Computer/FAX-System

TOKIO (CWIN) - Die Nihon Digital Equipment Corp. (DEC), die Murata Data Equipment Co. und die Cadtec Co. und die Mitsui Industrial Co. haben jetzt gremeinsam das TM Computer/FAX-System entwickelt. Das Produkt soll Daten-, Text- und Bildverarbeitung ermöglichen.

Bausteine des Systems sind Informationen aus Tokio zufolge ein DEC-Minicomputer, ein Facsimile-Interface-Prozessor und ein Electronic Mail-System von Mitsui sowie ein Murax-Terminal-System von Murata. Die Übertragungsgeschwindigkeit, so die Japaner, beträgt bis zu 9600 Bit pro Sekunde, die Speicherkapazität bis zu 3,6 Gigabyte. Zwei Paketvermittlungs-Netzwerke stünden zur Verfügung. An Optionen sind ein Telex-Interface-Prozessor sowie Host-Computer-Gateways zu IBM-, Facom- und Hitachi-Systemen erhältlich. Die Preise beginnen bei 51 064 Dollar, gab das Unternehmen bekannt.

Hitachi-Geschäftsergebnisse

TOKIO (CWIN) - Im ersten Halbjahr 1983 erzielte die Hitachi Ltd. Angaben eines Unternehmenssprechers zufolge einen Nettoumsatz von 8,8 Milliarden US-Dollar. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres belief sich der Vergleichswert auf 8,2 Milliarden US-Dollar, Der Nettogewinn habe in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 338 Millionen US-Dollar betragen.

Sanyo drängt in US-PC-Markt

TOKIO (CWIN) - Ihre Personal-Computer-Produktlinie will die Sanyo Electric Co. nächstes Jahr in den Vereinigten Staaten vermerkten, Dies gab jetzt ein Unternehmenssprecher

bekannt.

Die Sanyo-Modelle MBC-550 und MBC-555 können Herstellerangaben zufolge mit Software arbeiten, die für den IBM-PC und für Bürocomputer geschrieben ist. Die Preise liegen zwischen 1000 und 1400 US-Dollar.

Armbanduhr-Computer von Hattori Seiko

TOKIO (CWIN) - Ein Armbanduhr-Computersystem kündigte jetzt die Hattori Seiko Co. an. Das Produkt besteht aus Zeitanzeige, Tastatur und Prozessor.

Der Rechner eigne sich ebenso zur Ausführung von Basic-Anwendungen wie für Berechnungen. Er könne bis zu 2000 Zeichen speichern und auch ausdrucken. Der Armbanduhr-Computer kostet 230 Dollar. Wie ein Sprecher des Unternehmens bekanntgab, soll der inländische Vertrieb im Januar 1984 anlaufen.

Mitsubishi kauft sich bei US-Softwarehaus ein

TOKIO (CWIN) - Bei dem amerikanischen Softwarehaus Mcrorim Inc. hat sich jetzt Mitsubishi eingekauft. Die Japaner erwarben 216 000 Aktien, was einer Beteilimzng von fünf Prozent entspricht. Microrim hat sich in den Vereinigten Staaten mit der Entwicklung eines relationalen Datenbanksysiems für Mikrocomputer einen Namen gemacht.

Sony kündigt neuen Monitor an

TOKIO (CWIN) - Einen hochauflösenden 20-Zoll-Monochrom-Display-Monitor kündigte jetzt die Sony Corp. an. Das Gerät soll die Funktionen eines CAD/CAM-Systems mit einem Kanji-Verarbeitungs-System vereinen.

Die Auflösung des Displays, so Sony, beträgt 2820 x 2130 Bildpunkte. Das Gerät könne ungefähr 170 000 verschiedene japanische Schriftzeichen darstellen. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers wird das System noch 1984 herauskommen und etwa 4000 Dollar kosten.