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Datenabgleich mit SyncML

13.06.2001
Mobilanwender müssen Daten zwischen Organizern, Handys und PCs abgleichen. SyncML soll als Standardprotokoll den Wildwuchs der Synchronisationsfunktionen einzelner Anbieter Einhalt gebieten.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mobilanwender müssen Daten zwischen Organizern, Handys und PCs abgleichen. SyncML soll als Standardprotokoll den Wildwuchs Synchronisationsfunktionen einzelner Anbieter Einhalt gebieten. Noch steckt die Spezifikation jedoch in den Kinderschuhen.

Die zunehmende Verbreitung von WAP-Handys, PDAs und Notebooks schafft ein Problem, das für Unternehmen und Endkunden immer drängender wird: der Abgleich von Informationen zwischen den unterschiedlichen Geräten. Schon heute besitzt jeder Manager im Durchschnitt mindestens vier Geräte mit eigener Datenhaltung: Computer im Büro und zu Hause, Notebooks, mobile Organizer und Handy. Organizer-Daten wie Terminkalender und Adressen auch von unterwegs immer auf dem neuesten Stand zu halten - unabhängig vom verwendeten Gerät - ist derzeit praktisch unmöglich.

Zwar gibt es eine Reihe von proprietären Synchronisierungsprotokollen für mobile Geräte. Sie haben jedoch den Nachteil, dass jedes davon nur für bestimmte Verbindungen zu anderen Systemen geeignet ist. Herstellerspezifische Abgleichprogramme wie beispielsweise "Truesync" von Starfish schaffen es nur mit Mühe, die Übersicht beim Datenaustausch zwischen Palm Desktop, Windows CE, Outlook oder anderen Programmen zu behalten. Zudem können Konfigurationsfehler bei einem Gerät leicht zum kompletten Datencrash führen. Foren wie PDAForum.de oder Spotlight.de demonstrieren eindrucksvoll, mit welch massiven Problemen Nutzer solcher Geräte beim Datenabgleich konfrontiert sind.

Das Fehlen eines Synchronisierungsstandards stellt für Anwender, Gerätehersteller und Entwickler ein großes Manko dar. Eine universelle Lösung könnte SyncML sein. Im Anfang 2000 gegründeten SyncML-Konsortium sind fast 650 Firmen vertreten, darunter Ericsson, IBM, Lotus, Motorola, Nokia, Palm, Psion und Starfish.

Ende letzten Jahres wurde die Spezifikation 1.0 des SyncML-Protokolls veröffentlicht. Sie basiert auf der Extensible Markup Language (XML). Zeitgleich mit der Spezifikation veröffentlichte die Initiative auch ein kostenloses SyncML-Reference-Toolkit, mit dem Hersteller ihre Produkte mit Synchronisierungsfunktionen ausstatten können (Computerwoche.de berichtete).

Protokollunterstützung

Damit Gerätegattungen wie PDAs, Handhelds, Mobiltelefone, Kameras und PCs ihre Daten mit dem Synchronisierungsprotokoll austauschen können, erfüllt SyncML eine ganze Reihe von Anforderungen. Dazu gehört etwa die Unterstützung bereits etablierter Protokolle wie HTTP, WSP (Wireless Session Protocol, ein Teil des WAP-Protokolls), Obex für Bluetooth- und Irda-Verbindungen sowie TCP/IP. Auf der Client-Seite beherrscht die Spezifikation gängige Datentypen, wie sie bei E-Mail, Kalendereinträgen, Adressenverzeichnissen und Dokumenten vorkommen.

Noch hat der Standard keine praktischen Auswirkungen, denn um ihn zu verwenden, wären speziell angepasste Endgeräte nötig, die es noch nicht gibt. Erste SyncML-Produkte werden frühestens Ende dieses Jahres auf den Markt kommen. Psion etwa plant, SyncML in die nächste Version seines Betriebssystems zu implementieren.

Marktreife fehlt

Die Berliner Firma Space2go zählt zu den wenigen deutschen Firmen im SyncML-Konsortium. Gründer und Geschäftsführer Christian Huthmacher ist sich sicher, dass dem SyncML-Format schon in Kürze eine ähnlich große Bedeutung wie dem WAP-Standard zukommen wird. Allerdings fehlt SyncML noch die Marktreife. Aktuell verwendet das Berliner Unternehmen für die Datensynchronisierung in ihrem Online-Service "Personal Mobile Office Center" das Synchronisierungsprotokoll des Technologiepartners Extended Systems. Der Mobile-Office-Dienst bietet dem Anwender Speicherplatz für eigene Dokumente, Adressen, Aufgabenlisten, Termine, Tabellen und sonstige Daten in einem eigens dafür reservierten "Cyber Office". Auf seine Informationen kann der Space2go-com-Kunde per PC, Organizer oder Handy zugreifen. Nutzer arbeiten stets in demselben virtuellen Büro - nur die Arbeitsoberfläche sieht je nach Endgerät in der Darstellung etwas anders aus. Der kostenpflichtige Pro-Service für Firmenkunden beinhaltet insgesamt 150 MB Speicherplatz, einen Backup-Dienst und sorgt für den automatischen Datenabgleich.

Wenig von SyncML und dem ganzen Synchronisierungsansatz hält hingegen Carsten Kuhla von der Münchner Fileants AG: "Mit SyncML und den verschiedenen Endgeräten wäre der Anwender ständig dabei, zu synchronisieren." Fileants bevorzugt daher eine Server-basierte Lösung: Die Daten liegen zentral auf dem Server, und dabei soll es auch bleiben. Der Internet-Service von Fileants gestattet es dem Anwender, über Handy, PDA oder PC auf die Daten zuzugreifen. Der Vorteil: Dadurch, dass die Daten auf dem Server liegen, steht jedem Endgerät immer die aktuellste Version zur Verfügung, ständiges Abgleichen entfällt. Der Nachteil: Man benötigt für jedes Endgerät eine Internet-Verbindung.

Zwei Mobildienste bietet Fileants derzeit an: "Enterprise Anywhere" ist für Unternehmen konzipiert und führt den in der Firma des Anwenders bestehenden E-Mail-Server mit einem User-Laufwerk, auf dem Dokumente des Mitarbeiters liegen, zusammen. Abgeschirmt durch eine Firewall greift der Endanwender über seinen PC, per PDA oder WAP-Telefon auf die Daten zu. Der zweite Dienst, die Fileants-Kommunikationsplattform, richtet sich an private Konsumenten und soll in Kürze online gehen. Über die Plattform können Besucher dann Dateien, die auf dem einen System nicht lesbar sind, in ein anderes Format transferieren, so dass sie dort gelesen werden können. So lässt sich beispielsweise ein E-Mail-Attachment an einen Fileants-Server senden, dort in ein HTML- oder WAP-Format umwandeln dann mobil abrufen.

Auch der Web-Organizer-Anbieter Daybyday aus Hamburg setzt beim Datenabgleich auf einen Server-basierten Ansatz und ein spezielles Protokoll. Damit können Einzelpersonen und Gruppen ihre Adressen, Termine, Aufgaben, Bookmarks und Dateien zentral im Internet verwalten und diese mit den gängigen digitalen Assistenten abgleichen. Ein Synchronisierungsprogramm ermöglicht den wechselseitigen Datenaustausch zwischen persönlichen digitalen Assistenten und dem Web-Service. Derzeit ist der Informationsaustausch zwischen Daybyday und Palm-Handhelds, MS Outlook, Lotus Notes sowie dem Lotus Organizer möglich. In Sachen SyncML wollen die Hamburger noch warten, bis entsprechende Endgeräte verfügbar sind.

*Klaus Manhart ist freier Journalist in München.