Schränke, Tresore, Safes, Schutzhäuser:

Daten hinter Schloß und Riegel

19.11.1976

MÜNCHEN - Allein die Einwohnerdaten der Stadt Berlin sind mehrere Millionen Mark wert - und dabei sind nur die Erfassungskosten kalkuliert. Das teilte kürzlich der Innensenator mit. Die wenigsten Firmen haben sich bisher die Mühe gemacht, einmal für den eigenen Bereich eine entsprechende Rechnung aufzustellen. Bei vielen herrscht noch nicht einmal Klarheit darüber, ob und wieweit bei Beschädigung oder Vernichtung von Datenträgern eine Rekonstruktion möglich wäre. Zwar haben einige größere EDV-Anwender schon gute Sicherheitsvorkehrungen getroffen, aber Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Immerhin setzt sich langsam die Meinung durch, daß "physischer" Datenschutz wichtig ist.

Die vier größten Risiken sind:

1. Brand bzw. unzulässig hohe Temperaturen (über 65,5' Celsius)

2. Wasser

3. Luftfeuchtigkeit (mehr als 85%)

4. Diebstahl bzw. Sabotage

Für eine wirksame Sicherung bieten sich zwei verschiedene Maßnahmen an, die beide gleichzeitig ergriffen werden sollten:

a) sichere Unterbringung der Original-Datenträger

b) Auslagerung von Duplikaten einschließlich Vorsorgemaßnahmen für eine eventuelle Rekonstruktion der wichtigen Dateien.

Am besten: Archivräume

Alle nicht unmittelbar zur laufenden Bearbeitung benötigten Datenträger sind demnach in von den eigentlichen EDV-Räumen feuerbeständig abgetrennten Archivräumen aufzubewahren. Dabei sollten die klimatischen Grundbedingungen für die Aufbewahrung von Datenträgern (Temperatur und Luftfeuchtigkeit) eingehalten werden. Ideal ist ein von der Klimatisierung der EDV-Anlage getrenntes System.

Türen schließen

Die speziell für die Aufbewahrung von Datenträgern bestimmten "feuersicheren Datenschutzschränke" gewährleisten im Brandfall und zumeist auch bei einem Wasserschaden für eine begrenzte Zeitspanne von einigen Stunden ausreichenden Schutz - vorausgesetzt, daß die Türen nach jeder Entnahme oder Rückgabe wieder geschlossen wenden. Dies sollte auf jeden Fall durch organisatorische Maßnahmen oder durch zusätzliche Schließautomatiken sichergestellt werden.

Zu den Vorsorgemaßnahmen eine eventuell nötige Rekonstruktion gehört das Auslagern von Datentragerduplikaten mit wichtigen Stammdaten - sowie der Documentation - in ein anderes, nicht im gleichen Gefahrenbereich liegendes Gelände. Die Wiederherstellung der Dateien muß maschinell durchführbar sein und darf keine Daten-Neuerfassung aus den Urbelegen oder Listen notwendig machen.

Empfehlenswert erscheint den Versicherern der Einsatz von "Datenschutzschränken" besonders zur Aufbewahrung von ausgelagerten Duplikaten, besonders wichtiger Datenträger innerhalb der Archivräume oder zur Überbrückung einer Zeitspanne, in der noch keine eigenen Archivräume vorhanden sind. Einfache Stahlschränke bieten vor Brandwärme und Rauch keinen ausreichenden Schutz.

Eine Datenträgerversicherung

Nach dem Motto "Sicher ist sicher" kann zusätzlich noch eine Datenträgerversicherung abgeschlossen werden, die nicht nur die Materialkosten ersetzt, sondern auch die wiederherstellungskosten abdeckt. uk