PC-Adapter soll im April auf den Markt kommen

Datapoint macht 20 Mbit/s in Arcnet-Topologien endlich wahr

21.02.1992

BOSTON (pg) - Was lange währt, wird endlich gut. Zweieinhalb Jahre nach der ersten Ankündigung im September 1989 hat die Datapoint Corporation jetzt in Boston auf der Networld definitiv die Auslieferung von "Arcnet Plus", der 20-Mbit/s-Version des LAN-Protokolls Arcnet, für April 1992 versprochen.

Möglicherweise in letzter Sekunde, wenn nicht sogar zu spät, bringt Datapoint die Multispeed-Version ihres zum internationalen Standard gewordenen LAN-Protokolls Arcnet auf den Markt. Mit über vier Millionen installierten Knoten hält das Datapoint-Produkt Arcnet gegenwärtig in der herkömmlichen 2,5-Mbit/s-Version zwar noch einen Anteil von rund 25 Prozent bei den installierten Units, es ist im vergangenen Jahr in den Verkaufscharts aber auf zirka zehn Prozent zurückgefallen. Im Gegensatz zu 950 000 Nodes im Jahr 1990 wurden laut Geoff Karlin, Vice-President Marketing der Standard Microsystem Corporation (SMC), 1991 nur noch 825 000 Arcnet-Karten verkauft.

Nach Ansicht von Karlin, dessen Unternehmen SMC die Controller-Chips für die langsameren 2,5-Mbit/s-Arcnet-Adapter herstellt, ist die Tendenz weiter rückläufig. Obwohl das Protokoll von allen LAN-Topologien nach wie vor am leichtesten zu installieren und mit 2,5 Mbit/s für die meisten Anwendungen ausreichend schnell ist, bevorzugen Händler wie Kunden die Standards Ethernet und Token Ring bei LAN-Implementationen. Selbst der Vorteil der preiswertesten Installation fällt beim Anwender laut Karlin kaum ins Gewicht, weil Arcnet nicht zuletzt wegen der verzögerten Auslieferung von Arcnet Plus viel an Kredit und Bekanntheitsgrad verspielt hat.

SMC und andere bisherige Lizenznehmer sind in ihrer Haltung gegenüber dem neuen 20 Mbit/s schnellen Arcnet Plus jedenfalls noch zurückhaltend und wollen erst die Auslieferung sowie die Nachfrage am Markt abwarten. Konkurrenz könnte der neuen Datapoint-Version vor allem durch Produkte entstehen, die über Kupferkabel eine Datenübertragung von 100 Mbit/s erlauben, wie zum Beispiel das TCNS der Thomas-Conrad Corporation.

Integration ohne Mehraufwand

Trotz der schnelleren Alternativprodukte geben sich die Verantwortlichen von Datapoint aus mehreren Gründen zuversichtlich: erstens, weil die Standardisierung von FDDI auf UTP- und STP-Kabeln noch nicht weit fortgeschritten ist; zweitens, weil Arcnet Plus ohne Mehraufwand in bestehende Arcnet-LANs integriert werden kann und drittens, weil es als einzige LAN-Topologie mehrere Übertragungsgeschwindigkeiten zuläßt.

Im Gegensatz zu Token-Ring-Netzen mit 4- und 16-Mbit/s realisiert Arcnet Plus in einem LAN-Segment beide Transferraten. Server und Rechner, die mit Arcnet-Plus-Adaptern ausgestattet sind, können laut Datapoint mit 20 Mbit/s kommunizieren, während die herkömmlichen Stationen im Netz weiterhin 2,5 Mbit/s fahren. Hubs, die sich in einem solchen Segment befinden, müssen Datapoint zufolge mit dem Arcnet Plus Chip-Set aufgerüstet werden, um beide Transferraten umsetzen zu können.

Zunächst wird das Unternehmen mit Sitz in San Antonio, Texas, den "Arcnet Plus PC LAN Adapter" auf den Markt bringen. Die Karte, die 995 Dollar kosten soll, wird 8- und 16-Bit-IBM-PCs und Kompatible unterstützen und neben einem 64 KB Buffer für Novells Netware 2.2 sowie 3.11 ODI-Treiber beinhalten. Dem Adapter wird dann der "Arcnet Plus 16 Port Active Hub" und der "5 Port PC Hub" folgen, deren Kosten bei 2995 und 1195 Dollar liegen sollen. Datapoint will Arcnet Plus durch Distributoren vertreiben lassen, die Arcnet-LANs mit anderer Netzsoftware wie zum Beispiel Novell kombinieren.