Reorganisation kostet 400 Arbeitsplätze

Data General trennt sich von unrentablen Bereichen

19.06.1998

Der Glanz vergangener Tage mit hohen Gewinnen aus dem Minicomputer- und Unix-Geschäft ist dem Unternehmen aus Westboro, Massachusetts, nicht mehr anzusehen. Nach zuletzt enttäuschenden Ergebnissen - 4,5 Millionen Dollar Verlust im zweiten Geschäftsquartal 1998 mit wenig Aussicht auf Besserung - kündigte der Hersteller eine umfassende Restrukturierung an. "Konzentration auf Kernkompetenzen" lautet die Devise.

Künftig wolle man die Geschäftstätigkeit auf die Segmente High-end-Enterprise-Computing-Lösungen - gemeint sind vor allem Hochleistungs-Server - und die Speichersysteme der "Clariion"-Linie ausrichten. Die Entwicklung der "Thiin-Line"-Internet-Zugangs- und Server-Systeme wird wegen ausbleibender Gewinne eingestellt. Ebenso zieht sich Data General (DG) aus der Entwicklung von Low-end-Servern zurück. Hier sollen künftig OEM-Produkte vermarktet werden.

Die Restrukturierung kostet 400 Mitarbeiter den Job, das entspricht etwa acht Prozent der Belegschaft. In der deutschen Niederlassung kommt es den Angaben zufolge nur zu einem "leichten Personalabbau". Betroffen davon seien vorwiegend Positionen in der allgemeinen Verwaltung. In einigen Fällen sollen vorhandene Stellen nicht mehr besetzt werden. Anderen Mitarbeitern würden Abfindungen angeboten.

"Unternehmen wie Data General, die eine derart umfangreiche Server-Produktfamilie anbieten, geraten zunehmend unter den Preisdruck von Mitbewerbern, die das kostengünstige PC-Server-Vertriebsmodell nutzen", versuchte CEO Ron Skates die Maßnahmen zu erklären. Im High-end-Enterprise-Markt würden dagegen noch vernünftige Margen erzielt.

Im Zuge der Umorganisation wird der Hersteller diverse Unternehmensteile zusammenlegen und "nichtstrategische Positionen" abschreiben. Als Ergebnis dieser Schritte erwartet DG jährliche Einsparungen von 50 bis 55 Millionen Dollar. Zehn Millionen sollen in den Clariion-Speicherbereich reinvestiert werden. Darüber hinaus werden 100 Mitarbeiter diesen Bereich verstärken.

Das Storage-Geschäft hatte dem Unternehmen zuletzt Probleme bereitet, nachdem ein Fibre-Channel-basiertes Raid-Plattensubsystem nicht zum geplanten Zeitpunkt ausgeliefert werden konnte. Inzwischen sind die Produkte verfügbar, und DG hat Dell als OEM-Kunden gewonnen. Zur OEM-Klientel des Herstellers bei Speichersystemen zählen unter anderem auch Bull, HP und NEC.

Im Server-Geschäft ruhen die Hoffnungen des Anbieters auf den High-end-Varianten seiner NT-Rechner sowie auf den Multiprozessor-Maschinen mit Numa-Technik, die gegenwärtig unter dem eigenen Unix-Derivat DG-UX laufen (Numa = Non Uniform Memory Access). Im Zuge der ebenfalls angestrebten Vertikalisierung wolle man sich darüber hinaus auf die Kernmärkte Gesundheitswesen, Kommunikation/Medien sowie Öl und Gas konzentrieren, so die Angaben. Das Dienstleistungsgeschäft soll ausgebaut werden.