Grosses Interesse an der Unix-Loesung R/3

Das Upgrading bereitet den R/2-Kunden der SAP Kummer

19.02.1993

"Rund 75 Prozent der R/2-Anwender wollen mittelfristig R/3 einfuehren - egal, in welcher Auspraegung." Dieses Resultat leitet Friedrich Kayser, bei der GMO verantwortlich fuer das ueberregionale SAP-Geschaeft, aus einer Umfrage bei 128 R/2-Anwendern ab. Rund 50 Anwender - vorwiegend multinationale Konzerne - planen demnach eine "Integrationsloesung"; sie wollen ihre vorhandene Mainframe- Software mit den neuen R/3-Modulen koppeln. Das besondere Interesse gilt dabei der Finanzbuchhaltung, die im dezentralen Bereich zum Einsatz kommen und mit einem zentralen Cash-Management verknuepft werden soll.

Obwohl R/3 bei vielen SAP-Kunden ein fester Bestandteil der Unternehmensplanung ist, gilt das Interesse zur Zeit noch vorrangig dem R/2-System. In Zeiten, in denen Budgetkuerzungen und Kostenkontrolle hoechste Prioritaet haben, macht vielen Anwendern der hohe Betreuungsaufwand fuer die Grossrechnersoftware zu schaffen. Dies gilt um so mehr, als ueberall das Upgrading der vorhandenen R/2-Installation auf das neue Release 5.0 ansteht.

Eine Umstellung der vorhandenen Mainframe-Software auf das neue Release, so das Ergebnis der GMO-Untersuchung, laesst sich aber nur mit grossem Aufwand durchfuehren. Dennoch ist eine Umstellung erstrebenswert, verspricht sie doch vor allem in den Bereichen Logistik, Produkt- und Prozess-Controlling grosse Vorteile. Von der Nutzung der SAP-Software erwarten die Anwender eine bessere Unterstuetzung der Unternehmenssplanung und -steuerung.

Soll dieses Ziel erreicht werden, muessen aber zunaechst saemtliche in der 4GL Abap/IV verfassten Zusatzprogramme auf Release 5.0 umgestellt werden. Der Aufwand ist immens, da sich die Datenstrukturen aufgrund des steigenden Volumens ebenso aendern wie unter Umstaenden die zuzuordnende logische Datenbank. Das Problem liegt in der Art und Weise, wie 4GL-Programme im SAP- Umfeld in der Regel erstellt werden. Die Fachbereiche stellen aufgrund irgendeines Mangels bestimmte Anforderungen, die von den DV-Abteilungen durch die Programmierung von Abaps spontan und mit geringem Aufwand erfuellt werden. Nicht selten raecht sich dieses Ad-hoc-Vorgehen schon nach kurzer Zeit: Die eilig erstellten Programme sind nachlaessig oder ueberhaupt nicht dokumentiert, ein Wildwuchs an Anwendungen entsteht. "Viele Org./DV-Leiter haben da unheimliche Probleme", fuehrt Kayser aus.

Da Release 5.0 der SAP-Grossrechnersoftware vor allem im logistischen Bereich eine Vielzahl neuer Funktionen bietet, steht mit der Einfuehrung der Software auch die Ablauforganisation zur Disposition.

Damit das Potential der Software wirklich genutzt wird, muessen die Geschaeftsprozesse im Sinne eines Business- Reengineering neu gestaltet werden. Darauf ist die Organisation der Fachabteilungen einzustellen.

Paradox mutet ein weiteres Untersuchungsergebnis der GMO an: Trotz des hohen Betreuungs- und Umstellungsaufwandes planen die meisten Unternehmen, ihr Betreuungspersonal um mehr als 20 Prozent zu reduzieren.

"Die Umfrage hat nicht ergeben, wie dieses Problem zu loesen ist", muss Kayser einraeumen. Er vermutet, dass sich die Unternehmen gerade von der Einfuehrung des neuen Release 5.0 einen geringeren Betreuungsaufwand versprechen.