Das ungenutzte Potenzial der Frauen

21.08.2006
Von Sabine Raiser
Frachkräftemangel contra hohe Arbeitslosenzahlen - auch die IT-Branche kennt diesen Widerspruch. Um diesen aufzulösen, braucht es einen Perspektivwechsel bei Firmen wie Mitarbeitern, wie das Beispiel Frauen in der IT zeigt. Von Sabine Raiser

Bis 2010 wird die Zahl der Arbeitslosen nicht nennenswert zurückgehen, allen demographischen und konjunkturellen Entwicklungen zum Trotz. Zu diesem Schluss kommt das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer neuen Studie. Demgegenüber wird ein Mangel an Fachkräften aufgrund fehlender Ausbildungsprogramme und enormer Entwicklungsgeschwindigkeiten bei technologischen Lösungen bestehen.

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  • warum Männer oft noch die besseren Karten haben;

  • was Firmen gegen den Fachkräftemangel tun können;

  • wie IT-Expertinnen ihre Position stärken können.

Diese Schieflage ist dort, wo ein hoher Grad an Spezifizierung vorherrscht, bereits gelebte Realität. Ansatzpunkte, diese auszugleichen, gibt es genug, erfordern jedoch einen Perspektivwechsel. So ist beispielsweise das Thema "Frauen und IT" geeignet, zukunftsfähige Modelle zu entwickeln. Gegenwärtig liegt der Frauenanteil bei knapp 20 Prozent. Dabei müssen viele Wirtschaftsinformatikerinnen oder Ingenieurinnen in fachfremden Berufen arbeiten, weil sie in ihren Bereichen keine adäquate Stelle gefunden haben. Hier liegen Potenziale brach, die leicht zu einem stabilisierenden Wirtschaftsfaktor werden können.

Männer bevorzugt

Christine Endres, Apentia Consulting: "In unserer Datenbank sind von 6000 registrierten SAP-Experten nur knapp 900 weiblich. Das ist zu wenig."
Christine Endres, Apentia Consulting: "In unserer Datenbank sind von 6000 registrierten SAP-Experten nur knapp 900 weiblich. Das ist zu wenig."

Bezogen auf die IT sollte dieser Perspektivwechsel von Arbeitgeberseite und auch aus dem Blickwinkel weiblicher Karriereplanung erfolgen. Das meint Christine Endres, Personalberaterin bei der Apentia Consulting Group, die SAP-Experten berät und vermittelt. Nach 16 Jahren in der Branche kann sie bestätigen, dass Arbeitgeber bei gleicher Qualifizierung nach wie vor öfter auf männliche Kollegen zurückgreifen. "Frauen vermissen in technologisch-basierten Berufen die zwischenmenschliche Komponente und zeigen daher Berührungsängste", sagt Endres. Bestes Beispiel sei die Apentia-Datenbank: Von rund 6000 registrierten SAP-Experten sind nur knapp 900 weiblich. Hier sieht Endres Ansatzpunkte für eine Verbesserung. Denn wenn es gelänge, diese IT-Frauen und Unternehmen einander näher zu bringen, könnte der aktuelle und künftige Fachkräftemangel deutlich eingedämmt werden.