Für ASP war der Markt damals noch nicht reif
CW: Ähnliche Argumente hörte man auch schon vor rund zehn Jahren, als die IT-Industrie das Application Service Providing propagierte.
STRAUB: Damals war es nicht die IT-Industrie in Summe, die ASP vermarkten wollte, sondern ausschließlich eine Reihe kleinere Anbieter. Das war aber nur einer der Gründe für das Scheitern des ASP-Modells. Der Markt war einfach noch nicht reif für ASP - weder unter technologischen Aspekten, mit Blick auf Netzbandbreite und Virtualisierung, noch unter Anwendergesichtspunkten. Heutzutage ist einfach eine größere und gelernte Bereitschaft vorhanden, IT-Services auf der Basis von KPIs und SLAs einzukaufen.
SINN: Das ist richtig. Immer häufiger gibt es jetzt wieder die Management-Vorgabe Outsourcing - welcher Ausprägung auch immer! Die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen eineinhalb Jahre hat dies noch beschleunigt. Die Business-Verantwortlichen fragen die IT-Bereiche: Warum machen wir alles selbst, es gibt doch die IT aus der Cloud? Und die IT-Bereiche reagieren, indem sie interne Clouds implementieren. Doch das ist eigentlich Etikettenschwindel. Er wird von der von den IT-Anbietern unterstützt und gedeckt wird, indem diese ihre - sicherlich nützlichen - Tools aus den Bereichen Virtualisierung, Shared Services und IT-Management auf "Cloud "umtaufen.
- Garnter Prognose 2010
Auf der Gartner Symposium/ITxpo 2010 in Orlando präsentierte Gartner die zehn wichtigsten Technologien und Trends für IT-Unternehmen. Lesen Sie, welche Entwicklungen in den kommenden Jahren von strategischer Bedeutung sind. - Cloud Computing:
Zwei Arten von Cloud-Services bestimmen aktuell den Markt: die "Open Cloud" und die "Closed Cloud". In den kommenden drei Jahren verwischt die Grenze zwischen diesen beiden Arten. Angebote aus der Public Cloud werden in „private Wolken“ gepackt, die Firmen in ihre IT einbinden können. Bis 2012 richten Unternehmen immer öfter eigene Sourcing-Teams ein, die für die komplette Cloud-Administration verantwortlich sind. - Mobile Applications and Media Tablets:
Bis Ende 2010 besitzen rund 1,2 Milliarden Menschen ein mobiles Gerät wie Smartphone oder Tablet. Speziell für die Geräte angepasste Applikationen bieten eine bequeme und direkte Bedienung, und das immer und überall. In den kommenden Jahren werden Kunden diese Applikationen immer öfter webbasierten Angeboten vorziehen und vorzugsweise über „Apps“ Informationen empfangen und kommunizieren. - Social Communications and Collaboration:
Social Media Angebote lassen sich gemäß der Gartner-Terminologie in vier Kategorien einteilen: - Social Networking wie Facebook, Xing und andere „Verzeichnisse“. - Social Collaboration: Wikis, Blogs und andere Formen von vernetzem Wissen. - Social Publishing: YouTube, Flickr und weitere Plattformen für ein einfach Publizieren. - Social Feedback: Plattformen wie Amazon oder idealo bieten Platz für Kundenrezensionen. Bis 2016 fließen solche Technologien in jede Business-Anwendung ein. Unternehmen führen damit ihr CRM-System, die interne Kommunikation und Kollaboration sowie die öffentliche Webpräsenz zusammen. - Video:
Das Medium Video wird auch außerhalb der Medienbranche immer beliebter. Gartner geht davon aus, dass ab 2013 mehr als 25 Prozent der Inhalte, die ein Mensch täglich konsumiert, nicht mehr über Text, sondern über Bilder, Audio und Video transportiert werden. Als Standardmedium für die Interaktion zwischen Usern werde sich ebenfalls Video etablieren. - Next Generation Analytics:
Zunehmende Rechenleistung, bessere Konnektivität und eine starke Vernetzung wirken sich laut Gartner auf die Entscheidungsfindung von Unternehmen aus. Anstatt wie bisher Entscheidungen auf Datenauswertungen aus der Vergangenheit zu stützen, wird es möglich sein, komplexe Simulationen zu fahren, die einen sehr exakten Ausblick bieten. Die Erfolgsraten stiegen damit deutlich an. - Social Analytics:
Unter dem Begriff Social Analytics fassen die Gartner-Experten alle Prozesse zusammen, die der Messung, Analyse und Interpretation der Interaktion und Beziehung zwischen Menschen dienen, egal ob diese im geschäftlichen Umfeld oder dem Social Web stattfinden. Dafür müssen von verschiedenen Quellen Daten gesammelt und Beziehungen identifiziert werden. Für Unternehmen geht es speziell darum, den Einfluss, Nutzen und Qualität einer Beziehung zu bewerten. So können Manager Trends und auch neue Arbeitsweisen für Unternehmen identifizieren. - Context-Aware Computing:
Im Zentrum des „Context-Aware Computing“ steht das Konzept, Informationen über die Vorlieben der Nutzer und seine jeweilige Umgebung zu erfassen. Ziel ist, die Qualität der Dienste für den Endnutzer zu maximieren. Egal ob im geschäftlichen oder privaten Umfeld könnten Dienstleister künftig Informationen und Funktionen anbieten, die auf die jeweilige Nutzungs-Situation angepasst sind. Gartner geht davon aus, dass bis 2013 rund 500 Unternehmen „Context-Aware Computing“ unterstützen werden - bis 2016 werde ein Drittel aller Dienste für den weltweiten mobilen Markt „Context-Aware“ sein. - Storage Class Memory:
Aus der Sicht von Gartner spielen Flash-Speicher eine immer größere Rolle in Endgeräten und Servern. Flash-Speicher biete beispielsweise den Vorteil, dass er gegenüber dem sonst üblichen RAM auch ohne Strom seine Informationen behalten könne - ähnlich wie Festplatten oder DVDs. Dennoch verfügen er gleichzeitig über ähnliche schnelle Zugriffszeiten wie RAM. - Ubiquitous Computing:
Laut Mark Weiser und weiteren Forschern der Xerox's PARC steht bald die dritte Welle des Computing bevor. Zuerst wurden große Mainframes von mehreren Menschen genutzt, daraus entwickelten sich die PCs und jeder Nutzer hatte mindestens einen eigenen Rechner. Im Zeitalter des Ubiquitous Computing kommen nun auf jeden Menschen mehrere Computer von unterschiedlicher Form und Größe. All diese Geräte sind unter anderem über RFID-Chips vernetzt und tauschen ständig Informationen und Anweisungen aus. Bisherige zentralistische Ansätze der IT-Infrastruktur sollen damit endgültig der Vergangenheit angehören.
Ich sehe aber auch noch ein andere Herausforderung für IT-Manager: Bisher wird das Thema auch stark aus den Fachabteilungen getrieben. - siehe CRM on demand oder auch dedizierte Services im Vermarktungs- und Marketing-Umfeld. Ähnliches gilt für Collaboration und Projekt-Management. Künftig wird es immer stärkere Impulse von einzelnen Internet-affinen Mitarbeitern geben, die ihre Smartphones oder iPads mit in das Unternehmen bringen und - vorbei an allen Regeln und Firewalls - Dienste aus dem Netz nutzen. Eigentlich müssten diese Services nun koordiniert beschafft und betrieben werden - mit all den Facetten der Themen Sicherheit, Compliance, Herrschaft über die Daten, Integration der Systeme etc. Das entspräche der klassischen Rolle der IT-Abteilungen!
Doch diese greifen Cloud, Software as a Service und zum Teil auch Managed Services häufig nur zögernd auf. Sich auf diesen Weg zu begeben heißt ja zum Beispiel: Aufräumen mit dem Server-Wildwuchs und genau prüfen, wie viele Content-Management-Systeme oder Collaboration-Werkzeuge man wirklich benötigt und selbst betreiben muss. Zudem muss man sich von alten Strukturen lösen. Wer in die Cloud geht oder Managed Services zukaufen möchte, benötigt in seinem Team weniger technische Skills, dafür aber Mitarbeiter mit Projekt-Management- und Verhandlungskompetenz.