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Das SOA-Manifest ist online

27.10.2009
Von Stefan Ueberhorst
In Rotterdam hat ein internationales Gremium von Experten für Service-orientierte Architekturen (SOA) das SOA-Manifest verabschiedet.

Das SOA-Manifest ist ab sofort online verfügbar. Parallel wurde von den deutschen Autoren des SOA-Manifests (Nicolai Josuttis, Dirk Krafzig und Stefan Tilkov) eine deutsche Web-Seite dazu scharf geschaltet. Dort befinden sich neben einer deutschen Übersetzung auch eine erste Kommentierung, um die einzelnen Aussagen im Manifest zu erläutern.

Ziel des Manifests ist es, auf Basis der Erfahrungen aus den letzten Jahren klar zu stellen, welches Ziel mit SOA verbunden wird, und die grundlegenden Elemente (Werte und Prinzipien) zu formulieren. Es handelt sich weder um ein Whitepaper noch um eine Liste konkreter Praktiken, die im Rahmen von SOA wichtig sind. Zielgruppe sind alle, die am Thema SOA interessiert sind.

Das Manifest selbst lehnt sich in seinem Format an das agile Manifest an und besteht aus drei Teilen:

  • In einer Präambel wird zunächst das Ziel von SOA formuliert, das darin besteht, höheren und nachhaltigen Geschäftswert zu liefern.

  • Im zweiten Teil gibt es sechs Aussagen, die das dazugehörige Wertesystem beschreiben. Die Formulierungen definieren, welche Werte und Ziele im Zweifelsfall im Vordergrund stehen. So wird zum Beispiel festgehalten, dass Flexibilität über Optimierung geht. Nicht dass Optimierung kein Ziel ist, aber im Zweifelsfall ist Flexibilität wichtiger.

  • Im dritten Teil werden 14 Prinzipien formuliert, die im Rahmen von SOA essentiell sind. Die Bandbreite der Prinzipien reicht von allgemeinen Aussagen wie "Respektiere die soziale und die Machtstruktur der Organisation" über Aussagen zu Technologien und Standards wie "Produkte und Standards alleine führen nicht zu SOA" bis hin zu Aussagen zum Service-Design und anderen Grundkonzepten von SOA.

Der Prozess der Erstellung erfolgte im Kern im Rahmen eines drei Tage dauernden Workshops am Rande des SOA-Symposiums letzte Woche in Rotterdam. Als Vorbereitung kamen und präsentierten die einzelnen Autoren ihre Aussagen zum Wertesystem und zu den Prinzipien. Dies ergab ein erstes Gerüst von etwa 50 vorgeschlagenen Werteaussagen und etwa 90 vorgeschlagene Prinzipien. In einem ausgesprochen intensiven Prozess wurden daraus dann innerhalb von 48 Stunden die sechs essentiellen Werteaussagen und 14 Prinzipien des finalen Manifests.

Die Autoren umfassen mehr oder weniger alle internationalen Autoren von SOA-Büchern, darunter Thomas Erl und Anne-Tomas Manes, bekannt als Autorin des Blogs "SOA ist tot! Lang lebe Services!". Herstellerseitige SOA-Experten sind Grady Booch (IBM), Clemens Utschig-Utschig (Oracle), Brian Loesgen und John DeVadoss (Microsoft) sowie Mark Little (Red Hat). Es ist den Autoren aber wichtig festzuhalten, dass es sich bei dem Manifest um ein Statement von Einzelpersonen als Experten handelt und nicht um ein Marketing-Instrument von Firmen.

Besuchen Sie auch den Expertenblog "SOA meets BPM" auf COMPUTERWOCHE.de.