Das riskante Spiel mit dem Outsourcing

08.07.2004

An deutschen Unis geht es, nicht erst seit der Umstellung auf Bachelor und Master, um die Umsetzung des berufsqualifizierenden Studiums. Die Interpretation, wie dies auszusehen hat, ist - von Betriebswirten über Ingenieure und Informatiker bis zu Juristen - eindeutig: handwerkliches und methodisches Fachwissen, seit neuestem etwas garniert mit Softskills wie Kommunikations- und Teamfähigkeit.

Urteilsvermögen wird nicht geschult

An amerikanischen Eliteuniversitäten wie Stanford oder Yale, übrigens auch an der privaten Uni Witten-Herdecke, finden wir das Kontrastprogramm: Dort wird der ganzheitlichen Bildung mindestens ebenso viel Raum gegeben wie dem Fachwissen. Da hört der Betriebswirt Philosophievorlesungen, und der Informatiker erfährt etwa, was Globalisierung mit Informatisierung zu tun hat. In den Augen der hiesigen Fachwissenschaften ist dies eher nutzloses, im besten Fall privates Wissen. Bildung, Weltverstehen und Orientierungswissen zählen in deutschen Studiengängen der Informatik oder Betriebswirtschaftslehre nicht zu einem berufsqualifizierenden Studium.

In Stanford und Yale geht es dagegen auch um die ganz traditionelle Bildung, um die Schulung von Denk- und Urteilsvermögen, die Generierung von Neugier und um Mut und Fähigkeit, Fachgrenzen zu überschreiten. Sie wird als wichtig betrachtet, um Potenziale für Innovationen auszubilden, alte Pfade zu verlassen und Neues zu entwickeln.

Ganz nebenbei: Bildung ist Persönlichkeitsentwicklung, sie hat ihren eigenen Sinn und ihren eigenen Wert, jenseits aller Nützlichkeit im Arbeitsleben. (hk)