Future Thinking Kongress

Das Rechenzentrum der Zukunft

31.08.2015
Von 
Harald Lutz lebt und arbeitet als Fachjournalist und Technikredakteur sowie in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Frankfurt am Main. Spezialgebiete: Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), Logistik, Informationslogistik, Wissenschaft und Forschung.

Weitere Zukunftsszenarien

In puncto Virtualisierung wird, auf zehn Jahre hin gesehen, eine Misch­form als gängige Re­chenzentrum-Praxis wahrscheinlich. Klaus Jansen aus dem VMware-Vertrieb betont: "Das Verhältnis zwischen Workflow und Diens­ten im eigenen Rechenzentrum wird sich mas­siv in Richtung Work­flow aus einer Public Cloud verschieben." Dabei müsse aber zentral eine strin­gente Verwaltung über den Work­flow gelegt wer­den, die auch über den Ver­bleib der einzel­nen Maschi­nen im Bilde ist.

Alles im Blick für die RZ-Zukunft? Auch moderne 3D-Brillen konnten im Rahmen des Kongresses ausprobiert werden - deren Einsatz im RZ der Zukunft ist schließlich nicht abwegig, Stichwort Wartung.
Alles im Blick für die RZ-Zukunft? Auch moderne 3D-Brillen konnten im Rahmen des Kongresses ausprobiert werden - deren Einsatz im RZ der Zukunft ist schließlich nicht abwegig, Stichwort Wartung.
Foto: Future Thinking / Christian Lauf / lauf-werk.info

"Was sich vor allem verändert, ist die Gestalt eines Rechenzentrums. Die Leistungsdichte bei den Servern wird noch mehr zunehmen, das Thema Speicher viel stärker in den Vor­dergrund treten, weil die Daten­mengen im­mens anwachsen", prognostiziert Veran­stalter Terrahe: "Es wird auch weiterhin die großen Kästen geben. Aber sie werden von innen an­ders aussehen als heute."

Vieles spricht der versammelten "Future Thinking"-Expertenrunde zufolge dafür, dass es mittelfristig beide Welten parallel geben wird - sowohl das herkömmli­che indi­viduelle Rechenzentrum als auch die neu auf­kommen­den, zusammensteckbaren Mo­dule und Con­tainer. Zudem werden immer mehr Rechenzentren von Ener­gieversorgern und Mittelständlern in klei­neren oder mittelgroßen Städten gebaut.

Last, but not least bleibt die Energieeffizienz stets im Fokus: Moderne Rechenzentren sind bereits heute indirekt große Energiespeicher. Terrahe: "USV-Dieselanlagen usw. könnten daher in Zeiten der Ener­giewende bei Schwachwind oder unzureichender Sonnen­einstrahlung Ener­gie in das Stromnetz-Netz einspeisen - eine Dynamik, die aktuell sehr stark dis­kutiert wird."

Im Folgenden stellen wir Ihnen übersichtlich noch einmal alle Trends für das "Rechenzentrum der Zukunft" vor.

Allgemeine RZ-Trends

  • Automatisierung und Vereinfachung: Effizienzsteigerung auch aus dem Humanbetrieb, weniger aus der Technik selbst.

  • Rechenzentren-Management: weg von Infrastrukturkomponenten und hin zum logischen Zusammenhang. Die Anwendung selbst wird zum bestimmenden Objekt, dem sich alles unterordnet.

  • Temperaturen (über neue Hardware) weiter nach oben fahren

  • Rechenzentren künftig ganz ohne Kühlung betreiben

  • Für die heute noch gängige Abwärme eine neue, sinnvolle und vor allem auch wirtschaftliche Nutzung finden.

RZ-Trends in der Umsetzung

  • Einsatz von Einhausungen in Rechenzentren

  • Einführung von Monitoring-Systemen (DCIM)

  • Erfassung von Energiedaten, um den PUE-Wert zu ermitteln (Effizienz des Stromverbrauchs)

  • Modernisierung der klimatechnischen Anlagen zur Steigerung der Energieeffizienz

  • Anhebung der Zulufttemperatur

RZ-Trends für die fernere Zukunft

  • Freikühlkonzepte direkt mit Außenluft oder mit Kreuzwärmetauschern

  • Direkte Kühlung von Serverkomponenten mit Wasser

  • Dynamische Speichersysteme:

  • Einbindung von Batterien in das Netz

  • Eisspeicher

  • Phase Changing Material (PCM), um Kompressionskühlung einzusparen

  • Einbindung der Notstromaggregate in die Netzversorgung

  • Zusammenspiel von IT und Infrastruktur: Server und Klimaschränke kommunizieren miteinander! (sh)