Der kleine Unterschied

Das Rampensau-Gen oder warum sich Männer in der IT durchsetzen

04.03.2010
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Allen Werbeinitiativen zum Trotz sind Frauen in der IT eine Minderheit. Daran sind sie auch selbst schuld, so IT-Managerinnen auf der CeBIT.

"Wir brauchen türkische Verhältnisse!", forderte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder auf der CeBIT. Damit meinte er den Anteil der IT-Studentinnen, der in der Türkei 40 Prozent beträgt. Hierzulande stagniert dieser Wert seit Anfang der 70er Jahre zwischen 15 und 19 Prozent.

Ernüchternde Zahlen, die Frauen aus der IT-Branche nicht überraschen, wie die Diskussion auf dem Karrierezentrum der COMPUTERWOCHE zeigte. Elisabeth Heinemann, Informatikprofessorin an der FH Worms: "Wenn sich Mädchen für ein Studium entscheiden, ist es oft zu spät, die Technikbegeisterung zu wecken." In Familie und Schule fehlten Vorbilder, die sie zu ungewohnten Wegen inspirierten. Andrea Stellwag musste sich einst gegen den Vorwurf verwahren, sie studiere Informationstechnik, um einen Mann zu finden. Heute kann die Geschäftsführerin des IT-Dienstleisters Consol darüber lachen, damals brauchte sie einen ausgeprägten Widerspruchsgeist.

Der Unterschied zwischen Männern und Frauen

Ein gesundes Selbstbewusstsein ist aber nötig, um sich in der IT durchzusetzen. Hier hakt es bei vielen Frauen. Angelika Gifford, Mitglied der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, fasst den Unterschied in ein Bild. "Ist eine Tür einen Spalt offen, gehen die Männer selbstbewusst hinein. Frauen wollen wissen, was hinter der Tür ist, und machen sie nur langsam auf." Informatikprofessorin Heinemann sprach vom "Rampensau-Gen", das viele Männer besäßen. Frauen seien zu selbstkritisch. Sie erlebe Studentinnen, die zu hohe Ansprüche an sich stellten und das Studium abbrächen.